Full text: 1956 (0084)

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der Revolution und der französischen Revolutions- 
axmee. Neue Auftraggeber saßen ihm zum Porträt: 
französische Generale, Volkskommissare, jüdische 
Armeelieferanten, der wenig beliebte Vandamme, 
der hochangesehene Saarbrücker Stadtkomman 
dant Lombard, der berüchtigte Volkskommissar 
Ehr mann. Namen und erzielte Preise sind aus 
des Malers Aufzeichnungen sehr genau bekannt. 
Neben den Citovcns gab es wenige Industrielle, 
die sich porträtieren ließen. Es waren jedenfalls 
weit mehr Fianzosen als Deutsche, und so dürf 
ten sich noch manche Dryandersche Bilder in 
Frankreich suchen lassen. Machte er doch Auf 
tragsreisen nach Nancy, Saargemünd, Straßburg 
und weit nach Frankreich hinein, und gingen doch 
die Bilder bis nach Paris und Bordeaux. 
Meist waren es — dem Zuge der kriegerischen 
Zeit entsprechend — Reiterbildnisse, und der 
Maler mußte sich wohl hüten, einem Schema zu 
verfallen. Mit dem Abschied vom verspielten 
Rokoko hatte er auch die zärtliche Pastellmalerei 
aufgegeben und war zum kräftigen Ölbild über 
gegangen. Durch die Hereinnahme der Landschaft 
wußte er seine Porträts immer wieder zu beleben. 
Ein Bild vom Kommandanten Lombard zu Pferde, 
das ihn vor dem Prospekt der beiden Saarstädte 
zeigte und das gerühmt wird, ist leider verloren. 
Aber den Obersten Baron vom Dragonerregiment 
in Saargemünd sieht man im Saarland-Museum, 
wie ihn Dryander 1799 mit rotem Federbusch 
und selbstbewußt an seinen Apfelsdiimmel gelehnt 
in einer Saarlandschaft gemalt hat. Soldaten und 
Reiter bilden die lebende Staffage, die es meist 
Dryonder's Bildnis des Obersten Baron 
Dryander: Bildnis des Inspektors Laboucly in einer 
Saarlandschaft bei Güdingen 
bei Dryander gibt. Eins der schönsten Bilder aus 
dieser Zeit des Revolutionsmalers zeigt den Citoyen 
Labouely, Inspecteur de la viande, einen feschen 
jungen Herrn, wie er von einem Briefe aufblickt 
und die in gelben Hosen steckenden Beine graziös 
iibereinanderschlägt. Der Ort, wo Dryander ihn 
darstellt, dürfte der St. Amualer Felsenweg, der 
Hintergrund die Saar bei Güdingen sein. 
Im Jahre 1804 kommt Napoleon durch Saar 
brücken, und Dryander malt für seinen Empfang 
zwei Transparente mit Bildnissen und Inschriften. 
Wieder ist eine Epoche für den Künstler zu Ende. 
Der Maler der Revolution sieht sich nach anderen 
Auftraggebern um und findet unter der Masse 
verarmter Bürger auch Neureiche. Als bürgerlicher 
Maler wendet er sich dem Holzhändler Walilster 
von Bietschied im Köllertal, dem „Köllertaler 
Krösus“, dem sagenhaft mit Vieren fahrenden 
Herrn, zu, oder dem reichen Saarbrücker Holz 
händler Thomas Koehl, dem Brauherm Bruch, 
dem Hüttenherrn Kraemer in St. Ingbert, den 
Vopelius in Sulzbach, und er malt auch den 
Pfarrer und Konsistorialpräsidenten Johann Fried 
rich Röchling, den Stammherm der Völklinger 
Linie, und den Saarbrücker Rektor Kiefer. 
Die Art dieser Bilder ist köstlich. Wahlster sitzt 
im Bilde von 1802 souverän zu Pferde vor einer 
offenen Landschaft, wo man auf der Saar ein 
Schiff mit seinem Holz, sicherlich gen Holland, 
treiben sieht. Koehl weist im Bilde von 1810 mit 
herrscherlicher Geste in die Waldlandschaft, wo 
seine Leute in der Ferne Holz zu Wasser bringen
	        
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