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der Revolution und der französischen Revolutions-
axmee. Neue Auftraggeber saßen ihm zum Porträt:
französische Generale, Volkskommissare, jüdische
Armeelieferanten, der wenig beliebte Vandamme,
der hochangesehene Saarbrücker Stadtkomman
dant Lombard, der berüchtigte Volkskommissar
Ehr mann. Namen und erzielte Preise sind aus
des Malers Aufzeichnungen sehr genau bekannt.
Neben den Citovcns gab es wenige Industrielle,
die sich porträtieren ließen. Es waren jedenfalls
weit mehr Fianzosen als Deutsche, und so dürf
ten sich noch manche Dryandersche Bilder in
Frankreich suchen lassen. Machte er doch Auf
tragsreisen nach Nancy, Saargemünd, Straßburg
und weit nach Frankreich hinein, und gingen doch
die Bilder bis nach Paris und Bordeaux.
Meist waren es — dem Zuge der kriegerischen
Zeit entsprechend — Reiterbildnisse, und der
Maler mußte sich wohl hüten, einem Schema zu
verfallen. Mit dem Abschied vom verspielten
Rokoko hatte er auch die zärtliche Pastellmalerei
aufgegeben und war zum kräftigen Ölbild über
gegangen. Durch die Hereinnahme der Landschaft
wußte er seine Porträts immer wieder zu beleben.
Ein Bild vom Kommandanten Lombard zu Pferde,
das ihn vor dem Prospekt der beiden Saarstädte
zeigte und das gerühmt wird, ist leider verloren.
Aber den Obersten Baron vom Dragonerregiment
in Saargemünd sieht man im Saarland-Museum,
wie ihn Dryander 1799 mit rotem Federbusch
und selbstbewußt an seinen Apfelsdiimmel gelehnt
in einer Saarlandschaft gemalt hat. Soldaten und
Reiter bilden die lebende Staffage, die es meist
Dryonder's Bildnis des Obersten Baron
Dryander: Bildnis des Inspektors Laboucly in einer
Saarlandschaft bei Güdingen
bei Dryander gibt. Eins der schönsten Bilder aus
dieser Zeit des Revolutionsmalers zeigt den Citoyen
Labouely, Inspecteur de la viande, einen feschen
jungen Herrn, wie er von einem Briefe aufblickt
und die in gelben Hosen steckenden Beine graziös
iibereinanderschlägt. Der Ort, wo Dryander ihn
darstellt, dürfte der St. Amualer Felsenweg, der
Hintergrund die Saar bei Güdingen sein.
Im Jahre 1804 kommt Napoleon durch Saar
brücken, und Dryander malt für seinen Empfang
zwei Transparente mit Bildnissen und Inschriften.
Wieder ist eine Epoche für den Künstler zu Ende.
Der Maler der Revolution sieht sich nach anderen
Auftraggebern um und findet unter der Masse
verarmter Bürger auch Neureiche. Als bürgerlicher
Maler wendet er sich dem Holzhändler Walilster
von Bietschied im Köllertal, dem „Köllertaler
Krösus“, dem sagenhaft mit Vieren fahrenden
Herrn, zu, oder dem reichen Saarbrücker Holz
händler Thomas Koehl, dem Brauherm Bruch,
dem Hüttenherrn Kraemer in St. Ingbert, den
Vopelius in Sulzbach, und er malt auch den
Pfarrer und Konsistorialpräsidenten Johann Fried
rich Röchling, den Stammherm der Völklinger
Linie, und den Saarbrücker Rektor Kiefer.
Die Art dieser Bilder ist köstlich. Wahlster sitzt
im Bilde von 1802 souverän zu Pferde vor einer
offenen Landschaft, wo man auf der Saar ein
Schiff mit seinem Holz, sicherlich gen Holland,
treiben sieht. Koehl weist im Bilde von 1810 mit
herrscherlicher Geste in die Waldlandschaft, wo
seine Leute in der Ferne Holz zu Wasser bringen