Full text: 1956 (0084)

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Dieses Rokoko-Damenbildnis von Dryander stellt angeblich 
eine Gräfin von Solms-Laubach dar. 
haus verkehrten. Etwa vom Jahre 1780 ab war 
der längst der Malerlehre entwachsene Dryander 
ein beliebter und gesuchter Porträtist in der von 
ihm besonders gepflegten Pastell- und Miniatur 
malerei. Er malte Fürstlichkeiten aus den Häusern 
Solms, Nassau-Weilburg, Anhalt, Thum u. Taxis, 
auch Sachsen-Hildburghausen und gar Pastellbilder 
der späteren Königin Luise won Preußen in ihrer 
Darmstädter Prinzessmnenzeit und der Marie An 
toinette von Frankreich. Zwei duftige, rokokohafle 
1‘astellporträts aus dieser Zeit hängen im Saar 
land-Museum, darunter das Bild einer rosig an 
gehauchten, verträumt blickenden Dame im Locken 
haar und barockem Faltenwurf, die man für die 
Gräfin von Solms-Laubach hält. 
Dies war eine Glanzzeit des höfischen Malers, 
der nun durch das am 16. Jan. 1788 vom Fürsten 
Ludwig ausgefertigte Dekret zum Saarbrücker 
Hofmaler ernannt wurde. Einen Monat später 
wurde geheiratet, und die Dryanders wohnten am 
St. Johanner Markt, gegenüber vom jetzigen Saar 
land-Museum. Jetzt porträtierte Dryander den 
Fürsten Ludwig als passionierten Jäger und seine 
zur Reiehsgräfin von Ottweiler und Herzogin von 
Dillingen erhobene zweite Gattin Katharina Kest 
aus Fechingen, das volkstümliche „Gänsegretl“, 
auch den Erbprinzen Heinrich, aber von den mei 
sten dieser Bilder haben sich nur Skizzen erhalten. 
Den 1790 nach Saarbrücken berufenen, berühmten 
Schauspieler Iffland malte er sehr breit und ge 
sund, als sollte man ihm ansehen, daß er soeben 
mit 300 Gulden Jahresgehalt zum Theaterdirektor 
ernannt worden ist. Dryanders reizvollstes Porträt 
dieser Epoche stellt den Grafen Adolf von Ott- 
weiler, Herzog von Dillingen, als dreijähriges Kind 
pausbäckig auf dem Schaukelpferd dar. Das in ein 
Oval gebrachte Bild ist 1792 gemalt. Man steht 
in diesem Jahre in Saarbrücken dicht vor einer 
historischen Wende, die man dem kleinen Schaukel 
pferdreiter nicht ansieht, von der aber sein späte 
res Soldaten- und Vermißtenschicksal bestimmt 
wurde. Graf Adolf, das Lieblingskind der Katha 
rina von Oltweiler, ging als Offizier mit Napoleon 
nach Rußland, wurde bei Smolensk verwundet, 
starb gerade in des Malers Dryander Todesjahr 
1812 in Wilna und galt seiner Mutter, dem Gänse 
gretl, als vermißt. Erst ein Jahr nach ihrem Tode, 
1830, kam die bestimmte Nachricht von seinem 
Ende. 
Was einem Hofmaler an der kleinen Residenz 
sonst alles begegnete, davon sdlte man sich viel 
leicht einen Begriff machen. Er zeichnete Stickerei 
vorlagen für die Damen der Hofgesellschaft. Er 
malte den Gott Merkur auf eine Gartenhausfahne 
und füllte das Jagdbuch des Fürsten mit Vignetten. 
Jm Auftragbuch notiert er: , r An einem Porträt des 
Durch!. Fürsten zu Saarbrücken den Bauch dünner 
gemacht“, und er hat den Auftrag, auf fertigen 
Bildern die Uniformkragen und Stiefel nach der 
Mode und nach neuen Dienstgraden zu ändern. 
Mit dem großen Glanz und den kleinen Nöten 
des Hofmalers war es nun aber gleicherweise vor 
igen Dryander malte das historische Bild vom 
Brand des Saarbrücker Schlosses in der Nacht des 
7. Oktober 1793, die er miterlebte. Da verbrann 
ten viele seiner Bilder cxler wurden als Kriegs 
beute verschleppt, und da verbrannte gewisser 
maßen auch seine ganze Vergangenheit. Aber der 
gewesene Hofmaler eines geflüchteten Hofstaates 
wußte sich zu helfen. Es wurde aus ihm ein Maler 
Graf Adolf von Ottweiler, Herzog von Dillingen, als Kind 
auf dem Schaukelpferd, gemalt von Dryander.
	        
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