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Jahrhunderts ging mancher Sturm über die Burg
hinweg. Zerstörungen und Wiederaufbau, Be
satzungen der Schweden und Kaiserlichen, der
Franzosen und Österreicher, Brände und Instand
setzungen wechselten miteinander ab. Im Jahre
1689 ging die Burg in Flammen auf. Wie es dazu
kam, ist nicht geklärt. Jedenfalls brannte die Burg
aus und wurde zur Ruine.
Ein halbes Jahrhundert stand dann die um
fangreiche Ruine dem Wetter ausgesetzt und zer
fiel. Der Zahn der Zeit jedoch hätte uns heute
noch eine gewaltige Burgruine hinterlassen, wenn
man sie im 18. Jahrhundert nicht als Stembruch
benützt hätte. Die Mauern wurden abgetragen;
aus dem gewonnenen Baumaterial wurde der Neu-
häuseler Weiherdamm repariert und so manches
Haus in Kirkel aus den Steinen erbaut. Schließ
lich war alles verschwunden, der ganze Burgbering
mit Mauern und Häusern, mit Marstall, Viehstall
und Scheune, mit den beiden Torhäusem, dem
Brunnenhaus und dem Badchaus und mit dem
herzoglichen Wohnbau. Auf der Oberburg ver
schwand auch der Palas und es blieb nur noch die
große Lücke zwischen Schulen und Bergfried, die
beide selbst ruinös wie abgefaulte Zahnstümpfe
noch in die Luft ragten. Aber auch diese wären
heute nicht mehr da, wenn nicht die Regierung
vor etwa hundert Jahren das Steinbrechen auf der
Burgruine Kirkel verboten hätte.
So standen die traurigen Reste bis in unsere
Tage, für romantisch veranlagte Leute ein Objekt
des Pinsels und des Photoapparates, für jugend
liche Kletterkünstler eine Gefahr des tödlichen
Absturzes, für die Eigentümer der steilen Berg
wiesen und der paar kläglichen Zwetschenbäume
ein ständiger Ärger mit den Besuchern, für den
denkenden Menschen aber ein Denkmal an die
einstige Größe, an die bewegte Geschichte, an das
Werden des Dorfes und ein Mahnmal des Ent
stehens und Vergehens aller Werke. — Wer wollte
heute dieses Denkmal missen? Wir alle hüten
und pflegen unsere Kirkeler Burgruine und wir
zeigen sie gerne jedem Fremden, der hierher
kommt. Es sind viele Fremde, die sie sehen, schon
vom Eisenbahnzug aus oder vom Auto auf der
Kaiserstraße. Die Burgruine Kirkel ist für unser
Land eine Art Visitenkarte, die dem Ankommen
den gereicht wird. Diese Karte aber verpflichtet.
Sie darf nicht aussehen wie eine Zahnlücke mit
zwei abgefaulten Stümpfen. Der Besucher soll
sehen, daß die Denkmalpflege nicht nur m der
Schweiz und in Belgien, in Deutschland und Frank
reich arbeitet, sondern gerade auch bei uns.
Der baufällige Zustand machte schon 1928 eine
Instandsetzung nötig. Das oberste Geschoß des
Bergfriedes und das übrige Mauerwerk wurde
unter Konservator Klein mit einem Kostenauf
wand von damals 8900.- frs. aus der Landeskasse
instandgesetzt. Die Gemeinde Kirkel ließ im glei
chen Jahr das Burggelände mit Stacheldraht um
zäunen, um damit weitere Zerstörungen durch
mutwillige Wanderer und rohe Burschen zu ver
hindern. Diese Instandsetzung aber hielt nidit
lange.
In den letzten Jahren wurde die Gefahr durch
heiabfallende Steine immer größer und der Berg
fried drohte bald ganz einzustürzen, was für die
unter ihm gelegenen Wohnhäuser eine Katastrophe
bedeutet hätte. Aus diesem Grunde und auf den
Notruf des Bürgermeisters von Kirkel-Neuhäusel
entschloß sich die Denkmalpflege schon 1952, den
Bergfried endgültig wieder aufzubauen. Dadurch
sollte auch der Bestand des Turmes für lange Zeit
gesichert werden.
Nachdem die Regierung des Saarlandes, Mini
sterium für Kultus, Unterricht und Volksbildung
in verständnisvollem Entgegenkommen die Finan
zierung in der Hauptsache sichergestellt hatte,
Der wiedererstandene Bergfried
wurden die Bauarbeiten im Jahre 1954 begonnen.
Der Kreis Homburg, die Gemeinde Kirkel und der
Fremdenverkehrsverband-Saar taten mit namhaf
ten Geldbeträgen das ihrige dazu. Die Planung
und Ausführung der Arbeiten lag in den bewähr
ten Händen des Kreisbauamtes Homburg unter
der Aufsicht des Staatlichen Konservatoramtes. Wir
haben darauf geachtet, daß der Turm in echtem
Material, das heißt aus Sandsteinquadem und ge-
tieu nach seiner alten Gestalt wieder hergestellt
wurde. Im Inneren allerdings wurden die drei
Stockwerke durch eine Wendeltreppe ersetzt, die
es gestattet, den Turm zu besteigen. Damit haben
wir einem Bedürfnis unserer Zeit Redinung ge
tragen. Ende Mai 1955 war das Werk vollendet;
die feierliche Einweihung fand am 5. Juni unter
großer Beteiligung der Bevölkerung statt.