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Die Ruine vor Beginn der Instandsetzungsarbeiten
dem gebaut. Der obere Teil dagegen und der
eckige Schulenturm haben einen Mantel aus kräf
tigen Buckelquadem. Buckelquader dieser Art
weisen in die Zeit der Hohenstaufen, das heißt
ins 12. und 13. Jahrhundert. Die gleichen Buckel
quader aus dem 12. Jahrhundert fanden sieb vor
zwei Jahren an der Burg von Saarbrücken. Für
Kirkel können wir daraus schließen, daß das
Mauerwerk aus Bmkelquadem am Schulen und
am oberen Teil des Bergfriedes von einem der
Grafen von Saarwerden errichtet wurde, die, wie
schon erwähnt, bis 1242 alleinige Herren der
Burg gewesen sind. Der untere Teil des Berg
friedes mit seinen glatt behauenen Quadersteinen
gehört demnach einer früheren Bauperiode an.
Wir können sogar noch einen weiteren Unter
schied feststellen. Wie man sieht, haben alle
Buckelquader des Bergfriedes ein Loch in der
Mitte. Das sind die Zangenlöcher oder Wolfs
löcher, die dazu dienten, die Steine mit Hilfe des
Wolfs beim Bau hochzuziehen. Zolche Zangen
löcher aber gibt es seit etwa 1210. Am Schulen
dagegen haben die Buckelquader keine Zangen
löcher. Also ist der Schulen älter als der obere
Teil des Bergfriedes. So haben wir im unteren
Teil des Bergfriedes mit seinen glatten Steinen
den ältesten Teil der Burg vor uns, der noch aus
dem 11. Jahrhundert stammen dürfte und wahr
scheinlich von einem der Bliesgaugrafen aus dem
Hause Luneville errichtet wurde. Dann folgt zeit
lich der Schulen im 12. Jahrhundert. Der obere
Teil des Bergfriedes mit den gelochten Buckel
quadem fällt in das 13. Jahrhundert, etwa ab 1210.
In dieser Zeit muß eine Erneuerung des Turmes
durchgeführt worden sein, die damit wahrschein
lich dem Heinrich von Kirkel aus dem Hause
Saarwerden zuzuschreiben wäre.
Gegen das Ende des Mittelalters hat die Burg
Kirkel einen geschlossenen und altertümlich-wehr
haften Eindruck gemacht. Oben auf der Felsplatte
stand am westlichen Ende der runde und starke
Bergfried mit einem kegelförmigen Dach, wie wir
es heute wieder vor uns sehen. Am östlichen Ende
ragte der mächtige Schulen empor, der das untere
Burgtor und den Aufgang beherrschte. Zwischen
dem Bergfried und dem Schulen erhob sich der
dreigeschossige Palas mit hohem Satteldach. Er
war das Hauptgebäude der Burg. Weiter unten
am Berg umzog eine ringförmige Mauer die ganze
Anlage. Ein Burgtor führte durch sie hinein in
den unteren Bering und zu den sieben Häusern
der Ritter, die an die Ringmauer angelehnt waren,
ln diesen Häusern wohnte die ständige Burg
mannschaft. während der Burgherr selbst oben im
Palas saß. Und ganz unten im Tal lag das Dorf,
das nicht nur seine Entstehung, sondern audi
seinen Namen der Burg verdankt. Die erste ur
kundliche Erwähnung des Dorfes Kirkel fällt in
das Jahr 1389.
Im 16. Jahrhundert war die Burg veraltet. Sie
genügte nicht mehr den Ansprüchen der Herzogs
familie von Zweibrücken und war auch nicht mehr
der modernen Kriegstechnik gewachsen, nachdem
mit der Erfindung des Schießpulvers die Mus
keten, Doppelhaken, Feldschlangen und Voll-
stüeke in Gebrauch gekommen waren. Herzog
Johann I. ließ die Burg daher in den Jahren 1580
bis 1597 umbauen, erweitern und verstärken. Jetzt
war sie zu einer ausgedehnten Festung und zu
gleich einem wohnlichen Schloß im Geschmack
des Renaissancezeitalters geworden, und das in
einem Umfang, den wir uns angesichts der heutigen
Reste kaum vorstellen können.
Im weiteren Verlauf der Geschichte, im dreißig
jährigen Krieg und in den Kriegszeiten des 17.
Der Bergfried mit Baugerüst