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Zuletzt, als er sidi von dem sonderbaren Ge
schehen erholt hatte, fragte er die Kameraden;
„Na, ihr seid wohl auch schon lange hier in der
Stube?“
Die drei wußten zuerst nicht, wen er meine.
Weil er sie aber anguckte, merkten sie es endlich
doch und brummten eisern: „Ja, schon lange!"
„Und habt ihr nie Heimweh nach dem Walde
draußen?“ fuhr der Tannenzapfen fort. Die drei
sahen sich verwundert an, endlich fragten sie;
„Nach was draußen?“ „Nach dem Walde, dem
grünen Walde, unserer Heimat?“ fragt jetzt
schüchtern der Tannenzapfen, denn die eisernen
Stimmen liefen ihm kalt über den Rücken. Wie
derum sahen sich die drei an. Zuletzt knurrte der
Vornehme, nämlich jener, der nicht gefallen war:
„Will der uns am Ende foppen?“
„Beileibe nicht“, erwiderte jetzt ängstlich der
Tannenzapfen, „vielleicht ist es schon so lange
her, daß ihr euch nicht mehr daran erinnert.“
Gleich kam ihm aber ein guter Gedanke, so daß
er sich über sich selbst wunderte, und schnell
fügte er hinzu: „Vielleicht seid ihr gar nicht im
Walde gewachsen?“
Jetzt begriffen die drei schon besser, wo er hin
zielte, daher schnarrten sie schwerfällig: „Wir sind
im Schmelzofen gewachsen.“ Der Ofen, welcher
vor sieh hindöste, wurde aufmerksam. Weil er
glaubte, von ihm sei die Rede, fühlte er sich sehr
geschmeichelt. Schnell mischte er sich in das Ge
spräch, indem er fragte: „Welcher Ofen ist ge
wachsen?“, denn er glaubte, er sei‘s. Es antwortete
ihm aber niemand, deshalb hustete er verlegen
und erfüllte die Stube mit Rauch. Die Uhr
schüttelte darüber den Kopf und sagte: „Aber,
aber!“
Auf einmal öffnete sich die Tür, und der Vater
kam herein mit einem Pinsel und Farbe, welche
er behutsam auf ein Zeitungsblatt stellte. Nach
dem er nach dem Ofen gesehen und frische Luft
durch das Fenster eingelassen hatte, strich er den
Tannenzapfen schön silbern an und hing ihn an
den Tannenbaum. Ganz stolz war der Tannen
zapfen mit seinem neuen Kleid. Neugierig schielte
er nach den Glaskugeln, doch diese sagten kein
Wort.
Dann kam die Mutter mit einer weißen Decke,
welche sie über den Tisch breitete. Der Vater
mußte dabei den Tannenbaum in die Höhe hal
ten, wobei die Glaskugeln mit allem, was dran
hing, erschreckt klimperten. Behutsam zündete
der Vater die Lichter an, und zuletzt, als alle
Spielsachen bereit auf dem Tische lagen, läutete
die Mutter mit der Glasglocke. Mit großem Ge
schrei stürzten darauf die zwei Buben herein,
und das kleine Mädchen watschelte ihnen nach.
Mein Gott, war das eine Freude! Die Kinder
fielen über die Spielsachen her und schrien durch
einander.
Ach, es war so schön! Der Christbaum und der
Tannenzapfen, welche das alles zum erstenmal
erlebten, waren sehr gerührt und vergaßen ganz
ihr Heimweh. Ja, jetzt hätten sie gar nicht mehr
zurückgewollt, so groß war ihre Freude.
„Siehe da, mein Tannenzapfen“, schrie auf
einmal einer der Knaben mit glänzenden Augen
und wollte ihn herunterholen, aber der Vater
wehrte es ihm, weil die Farbe noch nicht trocken
war. „Nein, ist der aber schön, viel schöner als
das andere Zeug“, sagten die Kinder, und auch
das kleine Mädchen zeigte hinauf und lallte:
„Tannzapf“. Darüber lachten die Eltern, daß
ihnen die Tränen herabliefen, und wie das kleine
Mädchen das merkte, rief es immer wieder: „Tann
zapf, Tannzapf“. Endlich, als es zu Bett gebracht
wurde, wollte es den Tannenzapfen mitnehmen,
und da es ihn nicht bekam, weinte es bitterlich.
Zuletzt gingen die Eltern und die Kinder auch
schlafen. Es war wieder still in der Stube und
das Feuer im Ofen war ausgegangen. Nur die
Uhr wollte nicht Feierabend machen, weil sie
keine Zeit verlieren wollte.
Niemand sprach, die Glaskugeln nicht, denn
sie waren grün und gelb vor Zorn, und auch
der Tannenzapfen nicht, weil ihm sein Erfolg
vollauf genügte. Endlich aber murmelte doch eine
Glaskugel: „Wenn man einem Esel eine Löwen
haut umlegt, dann bleibt er doch ein Esel.“ Der
Tannenzapfen lachte nur insgeheim, und weil
niemand antwortete, schliefen sie bald alle nach
einander ermüdet ein, denn der Abend war doch
aufregend gewesen.
In der Nacht riß sie aber einmal ein großer
Lärm aus dem Schlafe. Das waren die Gewichte,
welche schimpften und tobten. „Eine Gemeinheit
ist es“, schrien sie, „daß nur immer die daher
gelaufenen Faulenzer Beachtung finden, während
unsereiner jahraus, jahrein schuftet, ohne je ein
aufmunterndes Wort zu bekommen.“ Die Uhr
schalt über sie und versuchte, ihnen mit dem