Full text: 1956 (0084)

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Von Hans B reinig, Püttlingen 
Auf dem Fürstenhäuser Bann liegt auf der 
linken Saarseite gegenüber der Hüttenstadt Völk 
lingen der Hühnerscharrberg oder wie er im 
Volksmund allgemein heißt: die Hühnerschere. 
Sie ist bewaldet und nur der westliche Abhang 
vor Fürstenhausen und Völklingen ist gelichtet 
und mit Wiesen und Feld bedeckt. Jahrhunderte 
wurde hier von den Fürstenhäusern Ackerbau 
getrieben. Ein sleileT Weg führt hinauf und all 
mählich wachsen auch an diesem Weg Häuser 
den Berg hinan. Am jenseitigen Hange läuft 
ein Waldweg nach Alte Glashütte in Lothringen 
hinab. 
Hier herauf kamen die Franzosen 1870 mit 
schweren Geschützen, die sie oben auf der 
Hühnerschere in Stellung brachten und von dort 
aus die heutige Stadt Völklingen beschossen. Auch 
die höchste Kuppe der 306 Meter über dem 
Meeresspiegel liegenden Erhebung ist bewaldet. 
Um ,sie herum führt ein Feldweg am Waldrand 
entlang. Von ihm aus hat man eine großartige 
Aussicht über das zu Füßen liegende geschäftige 
Völklingen und ins Köllertal hinauf. Hier steht 
ein steinerner Obelisk als Denkmal an die Be 
schießung von Völklingen in den ergten August 
tagen 1870, wie man aus der Inschrift ersieht. 
Auf der anderen Seite erinnert eine Inschrift an 
den einzigen Gefallenen der Gemeinde Fürsten 
hausen von 1870 und zwar den Füsilier Wahlster, 
der bei Spichern fiel. 
Der Wanderer, der heute dieses Denkmal 
schaut, weiß kaum, daß auch 1939 zu Anfang des 
Krieges die Franzosen wieder bald auf dieser 
wichtigen Höhe auftauchten. Auf alten General 
stabskarten heißt deT Berg Hühnerschere. Es 
scheint die,s die einzige richtige, dem Namens 
ursprung am nächsten kommende Bezeichnung 
zu sein. Jüngere Forschungen haben ergeben, 
daß das Wort von Hünner abzuleiten ist, so wie 
die alten ja auch Hünnerscheer sagen. Hünner 
bedeutet Hundert. Der Führer einer germani 
schen Hundertschaft, der Hünner, Hünner,, Hunn, 
Hund oder Hunol tagte mit seiner Gefolgschaft 
auf dieser Höhe, die also eine Thingstätte ge 
wesen sein muß. 
Die Endung scharr, scharre, scherr oder schere 
kommt wahrscheinlich von Schirring oder Scheide. 
Also Gemarkungsscheide. Da die Hundertschafts- 
tbingstätten immer auch Kultstätten waren, ist 
anzunehmen, daß die Hühnerschere schon in vor 
christlicher Zeit ein heiliger Berg gewesen war, 
auf dem kultische Handlungen stattfanden. Vor 
einigen Jahren wurde auf der Seite gegen Wehr 
den hin eine schöne Marienkapelle erbaut, ein 
Heiligtum unserer Tage, zu dem die Gläubigen 
der Umgebung gerne wallfahren. 
Wenn die Hühnerschere doch erzählen könnte, 
was sie gesehen und gehört in den letzten drei 
tausend Jahren! — Und wenn der Wind leise 
durch die Baumwipfel und über die Felder 
streicht, so ist es, als raunten Jahrtausende ihr 
geheimnisschweres und rätselhaftes Lied, das so 
ewig es auch klingen mag, dem Wissenden und 
Schauenden in etwa doch leise und vernehmbar 
klingt . . . 
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Von Bernhard Krajewski, Neunkirchen 
Menschliche Eigenheiten und Schwächen wa 
ren von altersher in jedem gesunden Volkstum 
Gegenstand des Schwankes und Zielscheibe des 
Humors und sind es auch heute noch. Das ge 
genseitige Foppen und Hänseln, das den Lädier 
stets auf seiner Seite hat, gibt dem Zusammen 
leben und gemeinsamer Arbeit eine rechte Würze 
und hilft über mandie sdiwierige Lage hinweg. 
Es ist dem saarländischen Bergmann eigen 
tümlich, daß er gerne heitere Anekdoten und 
lustige Schwänke aus dem Lebenskreis erzählt. 
Diese Schwänke aus seinem Arbeitsleben sind 
nicht erdichtet. Es liegt ihnen ein wirkliches Er 
eignis zugrunde, dessen humorvolle Situation 
mit einem sicheren Blick erfaßt wird. Bei dem 
natürlichen Erzählertalent, das nodi viele Berg 
leute trotz Badio und Jllustrierte besitzen, wird 
das Geschehen in die typische Erzählform eines 
Sdiwankes gekleidet. Bei deT Ein- und Ausfahrt, 
bei Halbschicht oder auf dem Nachhauseweg 
werden sie zum Besten gegeben und weiter 
erzählt. Oft enthalten diese Sdiwänke noch eine 
versteckte Lebensweisheit, die mit lachendem 
Munde erteilt wird. — Der echte Volkshumor 
darf aber nicht verwechselt werden mit dem so 
genannten „Witzereißen“. Wenn auch der Hu 
mor zuweilen derb sein kann, so wird er nie 
unanständig oder kommt aus einer unsauberen 
Atmosphäre. —
	        
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