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Von Hans B reinig, Püttlingen
Auf dem Fürstenhäuser Bann liegt auf der
linken Saarseite gegenüber der Hüttenstadt Völk
lingen der Hühnerscharrberg oder wie er im
Volksmund allgemein heißt: die Hühnerschere.
Sie ist bewaldet und nur der westliche Abhang
vor Fürstenhausen und Völklingen ist gelichtet
und mit Wiesen und Feld bedeckt. Jahrhunderte
wurde hier von den Fürstenhäusern Ackerbau
getrieben. Ein sleileT Weg führt hinauf und all
mählich wachsen auch an diesem Weg Häuser
den Berg hinan. Am jenseitigen Hange läuft
ein Waldweg nach Alte Glashütte in Lothringen
hinab.
Hier herauf kamen die Franzosen 1870 mit
schweren Geschützen, die sie oben auf der
Hühnerschere in Stellung brachten und von dort
aus die heutige Stadt Völklingen beschossen. Auch
die höchste Kuppe der 306 Meter über dem
Meeresspiegel liegenden Erhebung ist bewaldet.
Um ,sie herum führt ein Feldweg am Waldrand
entlang. Von ihm aus hat man eine großartige
Aussicht über das zu Füßen liegende geschäftige
Völklingen und ins Köllertal hinauf. Hier steht
ein steinerner Obelisk als Denkmal an die Be
schießung von Völklingen in den ergten August
tagen 1870, wie man aus der Inschrift ersieht.
Auf der anderen Seite erinnert eine Inschrift an
den einzigen Gefallenen der Gemeinde Fürsten
hausen von 1870 und zwar den Füsilier Wahlster,
der bei Spichern fiel.
Der Wanderer, der heute dieses Denkmal
schaut, weiß kaum, daß auch 1939 zu Anfang des
Krieges die Franzosen wieder bald auf dieser
wichtigen Höhe auftauchten. Auf alten General
stabskarten heißt deT Berg Hühnerschere. Es
scheint die,s die einzige richtige, dem Namens
ursprung am nächsten kommende Bezeichnung
zu sein. Jüngere Forschungen haben ergeben,
daß das Wort von Hünner abzuleiten ist, so wie
die alten ja auch Hünnerscheer sagen. Hünner
bedeutet Hundert. Der Führer einer germani
schen Hundertschaft, der Hünner, Hünner,, Hunn,
Hund oder Hunol tagte mit seiner Gefolgschaft
auf dieser Höhe, die also eine Thingstätte ge
wesen sein muß.
Die Endung scharr, scharre, scherr oder schere
kommt wahrscheinlich von Schirring oder Scheide.
Also Gemarkungsscheide. Da die Hundertschafts-
tbingstätten immer auch Kultstätten waren, ist
anzunehmen, daß die Hühnerschere schon in vor
christlicher Zeit ein heiliger Berg gewesen war,
auf dem kultische Handlungen stattfanden. Vor
einigen Jahren wurde auf der Seite gegen Wehr
den hin eine schöne Marienkapelle erbaut, ein
Heiligtum unserer Tage, zu dem die Gläubigen
der Umgebung gerne wallfahren.
Wenn die Hühnerschere doch erzählen könnte,
was sie gesehen und gehört in den letzten drei
tausend Jahren! — Und wenn der Wind leise
durch die Baumwipfel und über die Felder
streicht, so ist es, als raunten Jahrtausende ihr
geheimnisschweres und rätselhaftes Lied, das so
ewig es auch klingen mag, dem Wissenden und
Schauenden in etwa doch leise und vernehmbar
klingt . . .
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Von Bernhard Krajewski, Neunkirchen
Menschliche Eigenheiten und Schwächen wa
ren von altersher in jedem gesunden Volkstum
Gegenstand des Schwankes und Zielscheibe des
Humors und sind es auch heute noch. Das ge
genseitige Foppen und Hänseln, das den Lädier
stets auf seiner Seite hat, gibt dem Zusammen
leben und gemeinsamer Arbeit eine rechte Würze
und hilft über mandie sdiwierige Lage hinweg.
Es ist dem saarländischen Bergmann eigen
tümlich, daß er gerne heitere Anekdoten und
lustige Schwänke aus dem Lebenskreis erzählt.
Diese Schwänke aus seinem Arbeitsleben sind
nicht erdichtet. Es liegt ihnen ein wirkliches Er
eignis zugrunde, dessen humorvolle Situation
mit einem sicheren Blick erfaßt wird. Bei dem
natürlichen Erzählertalent, das nodi viele Berg
leute trotz Badio und Jllustrierte besitzen, wird
das Geschehen in die typische Erzählform eines
Sdiwankes gekleidet. Bei deT Ein- und Ausfahrt,
bei Halbschicht oder auf dem Nachhauseweg
werden sie zum Besten gegeben und weiter
erzählt. Oft enthalten diese Sdiwänke noch eine
versteckte Lebensweisheit, die mit lachendem
Munde erteilt wird. — Der echte Volkshumor
darf aber nicht verwechselt werden mit dem so
genannten „Witzereißen“. Wenn auch der Hu
mor zuweilen derb sein kann, so wird er nie
unanständig oder kommt aus einer unsauberen
Atmosphäre. —