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Da sagte das Männlein: „Siehst du nicht, daß
mein Wämslein zerrissen ist.“ Nähe über Nacht
zwölf kleine Wämslein, eines für mich und die
übrigen elf für meine Brüder. So sie morgen früh
fertig sind, will ich deinem Kinde helfen.“
Die Mutter lief nach Hause und husch, husch,
machte sie sich an die Wämslein.
Als der Morgen graute, waren die zwölf Wäms
lein fertig. Die Mutter tat ihr Tuch um und lief
in den W ald. Sie traf das Männlein an der näm
lichen Stelle wie am Tage zuvor und gab ihm die
Wämslein.
Dem Männlein lachte das Herz im Leibe, als es
die hübschen Wämslein sah, lobte die saubere
Arbeit und den Fleiß der Mutter und sagte: „Weil
du so geschickt und fleißig bist, dazu die beste
Mutter der Welt, gebe ich dir sieben große Steine,
die zerbröckelst du und machst aus jedem Stein
drei Bäder.“
Die Mutter tat die Steine in ihre Schürze, be
dankte sich schön und machte sich auf den Weg
nach Hause. Nun badete sie ihr Kind jeden zwei
ten Tag sieben Wodien lang, und als die sieben
Wochen um waren, da konnte ihr Kind wieder
auf den Beinchen stehen, und nicht lange, da
konnte es wieder laufen. Es war wieder rosig und
munter wie ehemals und lief von morgens bis
abends in der Stube umher.
Die Mutter wußte nicht, was sie vor Freude
tun sollte, und weil das Männlein sie ins Glück
gesetzt, lief sie in den Wald, dem Männlein zu
danken.
Das stand plötzlich vor ihr und sagte ver
wundert: „Nun, gute Mutter, ich dächte, dein
Kind wäre gesund. Was heischest du noch von
mir?“
„Danken will ich dir, daß du mein Kind gesund
gemacht hast. Tausendmal Dank, liebes Salz-
männlein. Aber einen einzigen Wunsch hätte ich
noch, liebes Salzmännlein. Könntest du mir nicht
noch mehr von den wundertätigen Steinen geben?
Sieh, einer anderen Mutter Kind möchte krank
werden. Ich würde ihr die Steine gern schenken.“
Das Salzmännlein sah die Mutter groß an:
„Wahrlich, du bist eine gute Frau. Sorgst dich um
anderer Mütter Kinder, wo deines kaum gesund
ist, und darum kann und will ich deiner Bitte
nicht widerstehen. Komm mit mir!“
Das Männlein lief mit winzigen Schritten voraus,
und bald kamen sie zu einer Höhle. „Schau hinein
in die Höhle. Was siehst du?“ fragte das Männ
lein. „Was ich sehe? Ach eine große, weite Halle
sehe ich. Und sehr prächtig ist es darin. Die
Wände sind aus weißen geblichenen und rötlichen
Steinen. Ei, das sind ja dieselben Steine, wie du
sie mir geschenkt hast! Wie sie flimmern und
glänzen! Ist das eine Pracht!“
„Das ist mein Reich,“ sagte das Männlein stolz.
„Des Salzmännleins Königreich, darin es mit
seinen elf Brüdern regiert.“
Die Frau sah das Männlein neugierig an, und
da erst gewahrte sie, daß es auf dem Haupte eine
herrliche Krone trug. Sie war aus purem Kristall,
aus Millionen kleiner funkelnder Salzkömchen, die
in allen Farben flimmerten und glänzten.
„Komm mit!“ sprach das Männlein. Und nun
schritten sie langsam zwischen herrlich funkelnden
Felswänden zur Höhle hinaus. Kaum waren sie
draußen, schlug das Männlein mit seinem kristal
lenen Stab an die Felswand, und was geschah?
Aus der Höhle schoß plötzlich ein breiter Strahl
köstlichen Wassers, das war blauweiß und
schäumte und sprudelte und sang.
„Tauche den Finger in die schäumende Gischt
und führe ihn zum Munde,“ befahl das Männlein.
Die Mutter tat, wie das Männlein sie geheißen.
„Ei, das ist ja dasselbe Wasser, darin ich mein
Kindlein gebadet habe,“ rief sie. „Es schmeckt
bitter und salzig.“
„Darin sollen die künftigen Mütter ihre Kind
lein baden,“ sagte das Männlein in feierlichem
Ton. „Vielen tausend Kindern soll es Gesundheit
geben und Kraft und Freude am Leben, weil du
für sie batest.“
Die Mutter dankte dem Männlein, und das gab
der Mutter einen wunderschönen, rötlich glänzen
den Stein, und so oft sie auch ihr Kind damit
badete, er zerging nie, und das Kind blieb gesund
und wurde ein tüchtiger Mensch.
Die Quelle aber, daraus das heilsame Wasser
sprudelte, wurde zu Rilchingen, nicht weit von
Saarbrücken, gefunden. Und wie das Salzmännlein
gesagt hat, so ist es gekommen. Viele, viele Kin
der kommen jedes Jahr nach Rilchingen. Dort
trinken sie von dem köstlichen Wasser, baden
darin und erhalten Kraft und Gesundheit.
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