Full text: 1956 (0084)

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Da sagte das Männlein: „Siehst du nicht, daß 
mein Wämslein zerrissen ist.“ Nähe über Nacht 
zwölf kleine Wämslein, eines für mich und die 
übrigen elf für meine Brüder. So sie morgen früh 
fertig sind, will ich deinem Kinde helfen.“ 
Die Mutter lief nach Hause und husch, husch, 
machte sie sich an die Wämslein. 
Als der Morgen graute, waren die zwölf Wäms 
lein fertig. Die Mutter tat ihr Tuch um und lief 
in den W ald. Sie traf das Männlein an der näm 
lichen Stelle wie am Tage zuvor und gab ihm die 
Wämslein. 
Dem Männlein lachte das Herz im Leibe, als es 
die hübschen Wämslein sah, lobte die saubere 
Arbeit und den Fleiß der Mutter und sagte: „Weil 
du so geschickt und fleißig bist, dazu die beste 
Mutter der Welt, gebe ich dir sieben große Steine, 
die zerbröckelst du und machst aus jedem Stein 
drei Bäder.“ 
Die Mutter tat die Steine in ihre Schürze, be 
dankte sich schön und machte sich auf den Weg 
nach Hause. Nun badete sie ihr Kind jeden zwei 
ten Tag sieben Wodien lang, und als die sieben 
Wochen um waren, da konnte ihr Kind wieder 
auf den Beinchen stehen, und nicht lange, da 
konnte es wieder laufen. Es war wieder rosig und 
munter wie ehemals und lief von morgens bis 
abends in der Stube umher. 
Die Mutter wußte nicht, was sie vor Freude 
tun sollte, und weil das Männlein sie ins Glück 
gesetzt, lief sie in den Wald, dem Männlein zu 
danken. 
Das stand plötzlich vor ihr und sagte ver 
wundert: „Nun, gute Mutter, ich dächte, dein 
Kind wäre gesund. Was heischest du noch von 
mir?“ 
„Danken will ich dir, daß du mein Kind gesund 
gemacht hast. Tausendmal Dank, liebes Salz- 
männlein. Aber einen einzigen Wunsch hätte ich 
noch, liebes Salzmännlein. Könntest du mir nicht 
noch mehr von den wundertätigen Steinen geben? 
Sieh, einer anderen Mutter Kind möchte krank 
werden. Ich würde ihr die Steine gern schenken.“ 
Das Salzmännlein sah die Mutter groß an: 
„Wahrlich, du bist eine gute Frau. Sorgst dich um 
anderer Mütter Kinder, wo deines kaum gesund 
ist, und darum kann und will ich deiner Bitte 
nicht widerstehen. Komm mit mir!“ 
Das Männlein lief mit winzigen Schritten voraus, 
und bald kamen sie zu einer Höhle. „Schau hinein 
in die Höhle. Was siehst du?“ fragte das Männ 
lein. „Was ich sehe? Ach eine große, weite Halle 
sehe ich. Und sehr prächtig ist es darin. Die 
Wände sind aus weißen geblichenen und rötlichen 
Steinen. Ei, das sind ja dieselben Steine, wie du 
sie mir geschenkt hast! Wie sie flimmern und 
glänzen! Ist das eine Pracht!“ 
„Das ist mein Reich,“ sagte das Männlein stolz. 
„Des Salzmännleins Königreich, darin es mit 
seinen elf Brüdern regiert.“ 
Die Frau sah das Männlein neugierig an, und 
da erst gewahrte sie, daß es auf dem Haupte eine 
herrliche Krone trug. Sie war aus purem Kristall, 
aus Millionen kleiner funkelnder Salzkömchen, die 
in allen Farben flimmerten und glänzten. 
„Komm mit!“ sprach das Männlein. Und nun 
schritten sie langsam zwischen herrlich funkelnden 
Felswänden zur Höhle hinaus. Kaum waren sie 
draußen, schlug das Männlein mit seinem kristal 
lenen Stab an die Felswand, und was geschah? 
Aus der Höhle schoß plötzlich ein breiter Strahl 
köstlichen Wassers, das war blauweiß und 
schäumte und sprudelte und sang. 
„Tauche den Finger in die schäumende Gischt 
und führe ihn zum Munde,“ befahl das Männlein. 
Die Mutter tat, wie das Männlein sie geheißen. 
„Ei, das ist ja dasselbe Wasser, darin ich mein 
Kindlein gebadet habe,“ rief sie. „Es schmeckt 
bitter und salzig.“ 
„Darin sollen die künftigen Mütter ihre Kind 
lein baden,“ sagte das Männlein in feierlichem 
Ton. „Vielen tausend Kindern soll es Gesundheit 
geben und Kraft und Freude am Leben, weil du 
für sie batest.“ 
Die Mutter dankte dem Männlein, und das gab 
der Mutter einen wunderschönen, rötlich glänzen 
den Stein, und so oft sie auch ihr Kind damit 
badete, er zerging nie, und das Kind blieb gesund 
und wurde ein tüchtiger Mensch. 
Die Quelle aber, daraus das heilsame Wasser 
sprudelte, wurde zu Rilchingen, nicht weit von 
Saarbrücken, gefunden. Und wie das Salzmännlein 
gesagt hat, so ist es gekommen. Viele, viele Kin 
der kommen jedes Jahr nach Rilchingen. Dort 
trinken sie von dem köstlichen Wasser, baden 
darin und erhalten Kraft und Gesundheit. 
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