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Von Elisabeth K i r c H r
Saarbrücken
Nidit weit von hier lebte eine Mutter, die hatte
ein Kind, das war so hübsch und fein, wie es
weit und breit kein schöneres gab.
Die Mutter hatte ihr Kindlein sehr lieb, so
lieb, wie sonst nichts auf der Welt, und es war
ihr ein und alles. Eines Tages, als sie am Spinn
rad saß und ihr Kind mit Plaudern und Lachen
in der Stube umherlief, klopfte es an die Türe
und ein altes, häßliches Weib trat herein.
„Was habt Ihr da für ein wunderliebliches
Kind“ rief die Alte. Hat Bäcklein frisch und ge
sund wie ein Apfel. Ach, laßt es mich ein einziges
Mal herzen und küssen, Euer Kind, denn ich habe
so gar keine Freude auf der Welt.“
Und ehe die Mutter es hindern konnte, hatte
die Frau das Kind in die Arme genommen und
hatte es mit ihren alten, welken Lippen geküßt.
Kaum war sie zur Tür draußen, fing das Kind
an zu weinen, ließ das Köpfchen hängen und die
Ärmchen baumeln, die niedlichen Beinchen wank
ten, und das Kind fiel zu Boden. Die Mutter
erschrak, hob ihr Kind auf und legte es in sein
Bettchen. „Mein Kind, mein armes Kind“ jammerte
die Mutter. „Gewiß hat ihm das häßliche Weib
mit seinem Gifthauch geschadet.“
Und sie nahm rasch ihr Halstuch und wollte
zum Doktor laufen, der drei Stunden vom Dorf
entfernt wohnte.
Wie sie nun in ihrem Kummer durch den Wald
lief und um ihr Kind jammerte, stand auf einmal
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Nun konnte er sich nicht genug tun, seinen klei
neren Geschwistern zu erzählen, wie herrlich es
draußen in der Welt ist. „Aber sehr, sehr ge
fährlich ist es!“ warnte er sie. „Euch Kleinen
würde ich es auf keinen Fall raten, den Versuch
zu machen, sie kennen zu lernen, die schöne
Welt!“
Ihn aber packte manchmal doch noch die Sehn
sucht nach draußen, und er ruckte und druckte,
schob und stieß so lange, bis der Strumpf ein
Loch hatte. Dann aber hielt er inne. Der Schmerz
und der Schreck damals waren ihm doch in die
Knochen gegangen. Das Verlangen aber, die
Welt zu sehen, vererbte Knollerich all seinen
Kindern und Kindeskindem weiter.
Und daher kommt es auch, daß bis auf den
heutigen Tag die Strümpfe Löcher bekommen!
ein winzig kleines Männlein vor ihr. „Was weinst
du,“ fragte das Männlein.
„Ach, um mein Kind weine ich. Es ist krank.“
Und die Mutter erzählte dem winzig kleinen
Männlein, was geschehen war.
Das Männlein schüttelte den Kopf. „Ich kenne
das Weib!“ rief es mit zorniger Stimme. „Es ist
eine Hexe. Sie trägt die Krankheit von Haus zu
Haus.“
Die arme Mutter weinte laut auf. „Gibt es denn
keine Rettung für mein armes Kind? Ich sehe, du
bist eines von den seltsamen Wesen, die Herr
sind über die Natur! Kannst du meinem Kinde
nicht helfen?“
Das Männlein strich seinen rötlichen Bart, sah
die Frau prüfend an und dann sagte es: „Ich bin
das Salzmännlein. Wohl könnte ich deinem Kinde
helfen, aber es gelingt mir nur dann, wenn du
durch eine gute Tat den unterirdischen Wesen
Freundschaft erweisest.“
„Sag, was soll ich tun?“ fragte die Frau.