Full text: 1955 (0083)

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Von Walther Albrecht, München-Pasing 
Welche Bedeutung das Holz in der Grube 
hat, ist unseren Lesern hinlänglich bekannt. 
Wieviel Mühe und Arbeit:schweiß aber der in 
Wind und Wetter werkende Holzhauer zur Her 
richtung der Stempel aufwenden muß, darüber 
hat wohl mancher unter uns kaum nachgedacht. 
Hiervon soll nachstehend die Rede sein. 
Gebrauchsfähiges Grubenholz muß vor allem 
neben hoher Festigkeit große Druck- und Trag 
kraft aufweisen, um den gewaltigen Gebirgs- 
druck aufnehmen zu können (je mächtiger das 
Flöz, desto stärker der Ausbau!). Es muß auch 
recht widerstandsfähig sein gegen die zerstörende 
Einwirkung verbrauchter Grubenluft, und weiter 
ein „Wamvermögen“ besitzen, d. h. die Eigen 
schaft, Gefahren für das Leben der Bergleute 
möglichst zeitig (durch Knistern) anzumelden. 
Das meiste Grubenholz liefert die Kiefer, 
da sie den erwähnten Anforderungen des Berg 
baues Rechnung trägt, infolge ihrer Anspruchs 
losigkeit inbezug auf Boden und Klima am wei 
testen verbreitet ist und daher am ehesten ge 
schlagen werden darf. Die wetterharte, für den 
Grubenbetrieb gleichfalls gut geeignete Fichte 
nimmt den zweiten Platz ein, dann folgen 
Eiche, Buche und Tanne. 
Die Zurichtung des Holzes im Walde für 
Grubenzwecke bis zur Sortenbildung und Auf 
stapelung besteht aus vier Arbeitsvorgängen: 
Fällen, Entästen, Entrinden und Zerschneiden. 
Zum Holzfällen ist der Winter im allge 
meinen die geeigneteste Jahreszeit. Denn die 
Safttätigkeit im Baum ist da am geringsten, und 
das gefällte Holz bekommt durch die langsame 
Wärmezunahme im Frühjahr weniger Trocken 
Abb. I. Holzfäller bei der Arbeit 
risse. Eine alte Bauernregel sagt; „Wer sein 
Holz um Christmett fällt, dem sein Haus wohl 
zehnfach hält. Um Fabian und Sebastian (2ü. 
Januar) fängt schon der Saft zu fließen an.“ 
Doch besteht cl<ie Winterfällung naturgemäß 
nicht überall. Im Hochgebirge muß z. B. wegen 
der Schneemassen das Fällen im Sommer vorge 
nommen werden. 
Die Baumfällung erfolgt entweder durch Tief 
schnitt, dann wird nur die oberirdische Holz 
masse gefällt, oder durch Baumrodung, wobei 
gleichzeitig der Wurzelstock gewonnen wird. 
Letzteres Verfahren kommt in Frage, wenn 
Bäume in ihrem Wurzelholz durch schöne Mase 
rung und Fladerbildung ein sehr wertvolles Nutz 
holz ergeben, wie es z. B. beim Nußbaum der 
Fall ist. 
Nun zur Technik des Fällens selbst. Je 
nach der Stärke der Bäume führt der Wald 
arbeiter das Fällen verschieden aus. Schwache 
Bäume „schrotet“ er „um“, d. h. er benutzt da 
bei nur die Axt. Möglichst dicht „oberhalb“ 
des Wurzelauflaufs schlägt er auf beiden Seiten 
je eine Kerbe in den Stamm, und zwar nach 
der Fällrichtung hin eine tiefere (Bild 1 und la). 
Unter Zuhilfenahme eines Taues wird der Baum 
dann „geworfen“. Eine andere Fällungsart stellt 
das „Umschneiden“ dar, wobei zwei Mann mit 
tels einer Bauchsäge nach der Fallseite so tief 
einschneiden, bis der Baum sich umdrücken läßt. 
Am häufigsten kommt das Fällen mit Axt und 
Säge zur Anwendung. Zunächst schlägt man eine 
tiefe Kerbe in den Stamm, um dessen Auf,split 
tern vorzubeugen, und schneidet von der anderen 
Seite mit der Säge horizental dagegen (Bild 2). 
Abb. la. Fällen eines Abb. 2. mit Axt und 
Stammes durch die Axt Säge
	        
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