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Von Walther Albrecht, München-Pasing
Welche Bedeutung das Holz in der Grube
hat, ist unseren Lesern hinlänglich bekannt.
Wieviel Mühe und Arbeit:schweiß aber der in
Wind und Wetter werkende Holzhauer zur Her
richtung der Stempel aufwenden muß, darüber
hat wohl mancher unter uns kaum nachgedacht.
Hiervon soll nachstehend die Rede sein.
Gebrauchsfähiges Grubenholz muß vor allem
neben hoher Festigkeit große Druck- und Trag
kraft aufweisen, um den gewaltigen Gebirgs-
druck aufnehmen zu können (je mächtiger das
Flöz, desto stärker der Ausbau!). Es muß auch
recht widerstandsfähig sein gegen die zerstörende
Einwirkung verbrauchter Grubenluft, und weiter
ein „Wamvermögen“ besitzen, d. h. die Eigen
schaft, Gefahren für das Leben der Bergleute
möglichst zeitig (durch Knistern) anzumelden.
Das meiste Grubenholz liefert die Kiefer,
da sie den erwähnten Anforderungen des Berg
baues Rechnung trägt, infolge ihrer Anspruchs
losigkeit inbezug auf Boden und Klima am wei
testen verbreitet ist und daher am ehesten ge
schlagen werden darf. Die wetterharte, für den
Grubenbetrieb gleichfalls gut geeignete Fichte
nimmt den zweiten Platz ein, dann folgen
Eiche, Buche und Tanne.
Die Zurichtung des Holzes im Walde für
Grubenzwecke bis zur Sortenbildung und Auf
stapelung besteht aus vier Arbeitsvorgängen:
Fällen, Entästen, Entrinden und Zerschneiden.
Zum Holzfällen ist der Winter im allge
meinen die geeigneteste Jahreszeit. Denn die
Safttätigkeit im Baum ist da am geringsten, und
das gefällte Holz bekommt durch die langsame
Wärmezunahme im Frühjahr weniger Trocken
Abb. I. Holzfäller bei der Arbeit
risse. Eine alte Bauernregel sagt; „Wer sein
Holz um Christmett fällt, dem sein Haus wohl
zehnfach hält. Um Fabian und Sebastian (2ü.
Januar) fängt schon der Saft zu fließen an.“
Doch besteht cl<ie Winterfällung naturgemäß
nicht überall. Im Hochgebirge muß z. B. wegen
der Schneemassen das Fällen im Sommer vorge
nommen werden.
Die Baumfällung erfolgt entweder durch Tief
schnitt, dann wird nur die oberirdische Holz
masse gefällt, oder durch Baumrodung, wobei
gleichzeitig der Wurzelstock gewonnen wird.
Letzteres Verfahren kommt in Frage, wenn
Bäume in ihrem Wurzelholz durch schöne Mase
rung und Fladerbildung ein sehr wertvolles Nutz
holz ergeben, wie es z. B. beim Nußbaum der
Fall ist.
Nun zur Technik des Fällens selbst. Je
nach der Stärke der Bäume führt der Wald
arbeiter das Fällen verschieden aus. Schwache
Bäume „schrotet“ er „um“, d. h. er benutzt da
bei nur die Axt. Möglichst dicht „oberhalb“
des Wurzelauflaufs schlägt er auf beiden Seiten
je eine Kerbe in den Stamm, und zwar nach
der Fällrichtung hin eine tiefere (Bild 1 und la).
Unter Zuhilfenahme eines Taues wird der Baum
dann „geworfen“. Eine andere Fällungsart stellt
das „Umschneiden“ dar, wobei zwei Mann mit
tels einer Bauchsäge nach der Fallseite so tief
einschneiden, bis der Baum sich umdrücken läßt.
Am häufigsten kommt das Fällen mit Axt und
Säge zur Anwendung. Zunächst schlägt man eine
tiefe Kerbe in den Stamm, um dessen Auf,split
tern vorzubeugen, und schneidet von der anderen
Seite mit der Säge horizental dagegen (Bild 2).
Abb. la. Fällen eines Abb. 2. mit Axt und
Stammes durch die Axt Säge