07
Von Walther Albrecht
t\cq Bergmanns in früheren Jetten
Bei Gewinnung von mildem Gestein bedienten
sich die alten Bergleute der Keilhaue (Bild
1 b, c, d). Die Keilhaue bestand aus einem oder
zwei spitzen Eisenkeilen von ungefähr 30 cm
Länge, die auf einem 1-2 m langen eidienen
Holzstiel, dem „Helm“, befestigt waren. Die
Spitze der Keilhaue, das „Örtchen“, war gestählt.
Sehr gesdiickt wußte der Knappe mit der Keil
haue umzugehen, bei mildem Gestein brachen
oft ganze Massen herein, bei hartem Gebirge
aber konnte man mit der Keilhaue wenig aus-
richten, dann nahm man die Letten haue zu
Hilfe, die statt der Spitze eine Schneide führte.
Zur Herstellung von „Schrämen“, langen und
tiefen Ritzen, leistete der Schrämspieß (Bild la)
wertvolle Dienste, wenn auch die Arbeit außer
ordentlich langwierig und mühevoll war und
meist liegend ausgeführt werden mußte. Heute
besorgen mit Preßluft betriebene Schrämmaschi
nen die Vorbereitungen zur Sprengarbeit in Ge
steinsbetrieben.
Vor der Erfindung des Schießpulvers betrieben
die Alten ihre Baue nur mittels Schlägels- und
Eisenarbeit. Den älteren Bergleuten unter uns ist
die Technik der Anwendung dieses Gezähes im
mer noch geläufig. Der eiserne Schlägel (Bild le)
war 11 cm lang und 3 cm dick. Die beiden End
flächen aus Stahl nannte man „Bahnen“. In der
Mitte hatte er ein „Auge“, in dem ein V2 m
langer Eichenhelm steckte. - Das Eisen (Bild lf)
war ein stählerner Spitzkeil von 10 bis 20 cm
Länge. Der Keil hatte in der Mitte ebenfalls ein
Auge mit einem kurzen Helm aus Eichen- oder
Haselnußholz. Das Befestigen des Eisens an dem
Helm hieß „Bestecken“. 10 bis 18 solcher Eisen,
ein „Riemen Eisen“, nahm der Bergmann zur
Arbeit mit, die zusammengesteckt bequem zu
tragen waren. — Der Gebrauch von Schlägel
und Eisen gestaltete sich sehr einfach.
Man setzte das Eisen auf das Gestein und
schlug mit dem Schlägel darauf und löste so Ge
steinsstücke los. Man unterschied hierbei die Ar
beit vor und über der Hand, unter und über
dem Eisen, je nachdem man mit dem Schlägel
von rechts nach links oder umgekehrt auf das
Eisen hämmerte und das unter oder über dem
Eisen befindliche Gestein hereinhauen wollte.
Viel Geschicklichkeit erforderte indes die Ein-
und Auftreibearbeit sowie die Brunnenarbeit.
Erstere wandte man bei zerklüftetem Gestein an,
wenn ein Eisen nicht genügte, mußten mehrere
zur Hand genommen werden. Arbeitete hierbei
I
Abb. I. Gezähe für Gesteinsarbeiten: a Schrämspieß, b c d Keilhauen, e Schlägel, f Eisen