53
Wie der Westschacht
de r Grube Velsen entstand
Im Warndt wurde im Gefrierverfahren abgeteuft
Von Ingenieur Peter Caspar
Der Westschacht der Grube Velsen, welcher
an der Feldesgrenze des Westfeldes bei Lud-
weiler niedergebracht wurde, ist als Wetter-
und Seilfahrtschacht bestimmt. Gleichfalls soll
er der Zubringung des Versatzgutes dienen. Er
hat eine Teufe von 437 m bis zur Füllortsohle,
bei einem lichten Durchmesser von 6,0 m. Un
terhalb dieser Teufe befindet sich 25 m Schacht
sumpf. Der Ausbau des Schachtes erfolgte bis
zu einer Teufe von 71 m in 2- und stellenweise
3-Steine starkem Ziegelsteinmauerwerk. — Die
Schachtscheibe ist aufgeteilt in ein Fahr-, ein
Förder- und ein Rohrtrum. Die Schachteinstriche
sind aus U-Eisen hergestellt und liegen in Ab
ständen von 3 m. Die Fahrten, die den einen
über dem anderen liegenden Einstrich, auf
denen die Ruhebühnen verlegt sind, verbinden,
sind gegen das Fahrtrum durch Geländer ver
kleidet. Das Fahrtrum ist für zwei Förderkörbe
ausgelegt und mit Eichenholz-Spurlatten zur
Führung der Förderkörbe versehen. Im Rohr
trum ist eine Bergefall- und eine Wasserlei
tung eingebaut; weitere zwei Spülleitungen sind
vorgesehen, (s. hierzu Fig. 1).
Das Abteufen des Schachtes erfolgte im Ge
frierverfahren und war der Firma Haniel &
Lueg, G. m. b. H. — Düsseldorf — übertragen.
Nachfolgend über das Verfahren selbst eine
kurze Erläuterung:
Das Abteufen im Gefrierverfahren unterschei
det sich von dem bekannten Handabteufverfah-
ren dadurch, daß das zu durchteufende Ge
birge vor dem Abteufen zu einer festen Masse
gefroren wird. Es wird angewandt, wo die zu
durchteufenden Gebirgsschichten weniger fest
oder so stark wasserführend sind, daß das He
ben des Wassers von der Schachtsohle mit Hilfe
der Abteufkübel oder Pumpen zu unüberwind
lichen Schwierigkeiten fuhren würde. Daß wir
am Westschacht mit starken Wasserzuflüssen
zu rechnen hatten, war durch umfangreiche
Aufschlußbohrungen festgestellt worden. Das
Gefrieren geht nun so vor sich, daß man in
einem etwas größeren Umfang als der äußere
Schachtumfang senkrechte Rohre in das Ge
birge einführt, durch die man eine Kälteflüs
sigkeit zirkulieren läßt. Es bilden sich dann um
die Rohre Frostzylinder, die sich gegenseitig
überschneiden und so eine geschlossene Frost
wand erzeugen. Um das Überschneiden zu ge
währleisten, müssen die Gefrierlöcher, in welche
die Gefrierrohre eingeführt werden, möglichst
senkrecht niedergebracht sein, was je nach der
Beschaffenheit des Gebirges mehr oder weni
ger schwierig ist.
Wie das Abteufen am Westschacht durchge
führt wurde, soll anschließend gezeigt werden:
Zuerst wurde ein Vorschacht von 18 m lich
ter Weite und 3 m Tiefe hergestellt. Auf der
Sohle dieses Vorschachtes wurden auf einem
Umkreis von 13 m Durchmesser 34 Bohrlöcher
in gleichmäßig verteilten Abständen bis in eine
Teufe von 378, d. h. bis 17 m in das feste
wasserfreie Gebirge niedergebracht. (S. Fig. 2).
— Es waren gleichzeitig drei von Loch zu Loch
verfahrbare Bohrtürme eingesetzt {s. hierzu
Fig. 3). Das Foto zeigt die Bohrtürme kurz nach
der Montage; während des Bohrens waren
diese mit Holz verkleidet. — Das Bohrverfah
ren war ein Seilschnellschlagbohren mit Rutsch
schere und Schwerstange. Die Bohrlöcher hat
ten einen Anfangsdurchmesser von 235 mm und
einen Enddurchmesser von 175 mm. Zur He
bung des Bohrkleins war dem Spülstrom, der
von Pumpen im Umlauf gehalten wurde, ein
fein gemahlener Ton zugesetzt. Durch den Ton
zusatz wird das Spülwasser spezifisch schwerer
und hat einen Überdruck gegenüber dem im
Gebirge anstehenden Wasser; außerdem er
fährt das Bohrklein einen gewissen Auftrieb.
Gleichzeitig wurde damit erreicht, daß die Bohr
lochwände glatt ausgeschmiert und etwas ver