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Von Claus Schmauch, Saarbrücken
Der Hofnarr des Saarbrücker Fürsten, ein
hagerer,, spindeldürrer Gesell fröstelte gar im
Sommer, wenn die Sonne Blasen brannte. „Da
mit Er mir nicht zu Stein erfriert, bewillige ich
ihm eine doppelte Holzration,“ sprach der Fürst,
und in den ersten Wintermonaten war die Nar
renstube so warm, daß der Insasse vor Wohlbe
hagen grunzte und zu den Hoflakaien sagte: „So
wünscht meines Vaters Sohn sdch‘s alle Tage.“
Als aber der Winter mit Macht in sein Horn
stieß und ein eisiger Wind ums Schloß fegte,
war das zugewiesene Holz bis auf den letzten
Span verschürt und die Narrenbehausung bitter
kalt. „Erbarmt Euch einer frierenden Seele, be
vor sie erstarrt,“ wandte er sich an die Köche
und Schloßknechte, aber er erntete nur Spott,
und die wenigen Buchenscheibe, die man ihm zu
warf, trafen ihn so heftig am Bein, daß er jam
mernd und hinkend entwich.
Nun kroch der arme Schalk ins Bett und ge
hißte, einen Winterschlaf zu halten. Jedoch in
den Abendstunden erschien der Leibdiener des
Fürsten und scheuchte ihn mit den Worten: „Du
sollst den Gästen Seiner Hoheit aufspielen“,, raus
aus den warmen Federn.
„Ich stehe zu Diensten.“ Brummend schlüpfte
der Frierende in sein buntgewürfeltes Schalks
gewand, stülpte die Schelmenkappe auf den rot
haarigen Kopf und schob die Fiedel unter den
Arm. Den Streichbogen aber wog er ein Weilchen
in der flachen Hand und schob ihn dann mit
einem hinterhältigen Lächeln unter die Bettdecke.
Die Gäste empfingen den Possenreißer mit
Hallo und Spott, aber er parierte ihre Ausfälle
so treffend und schlagfertig, daß ihn der Fürst
mit einem Becher Wein belohnte, „öle Er damit
die eingerostete Kehle, und ergötze Er uns durch
kurzweilige Chansons.“
„Auf aller Herren Wohl!“ Der Schelm leerte
den Becher bis auf den Grund, stimmte darauf
die Fiedel und spielte und sang, bis ihn der
Fürst mit einem gnädigen Lächeln entließ.
Als aber der Scheidende mit einer grotesken
Körperverrenkung die Schellenkappe schwang,
rief sein Herr: „Halt sag Er mir, warum Er heute
die Fiedel mit den Fingern zupfte?“
„Mein Fiedelbogen ist zerbrochen, Durch
laucht.“
„Dann beschaff Er sich einen anderen.“
„In der ganzen Stadt ist keiner aufzutreiben,
Fürstliche Gnaden.“
„Dann schneid* Er sich einen in meinen Wäl
dern.“
„Mit Verlaub, mein gnädiger Herr und Gön
ner!“ Radschlagend wirbelte der Schalk durch die
Saaltüre, aber schon am frühen Morgen erstieg
er den „Hahnen“, fällte dort eine mannsdicke,
breitästige Linde und wurde dabei von einem
Hofjäger überrascht.
„He, Spitzbub, wer hat dir erlaubt, hier zu
freveln?“
„Der Fürst in höchsteigener Person, Herr Nase
weise“.
„Unmöglich, Herr Lügenmeister.“
„Doch ungläubiger Thomas! Oder willst du
mir einen neuen Fiedelbogen verehren?“
„Aber dazu brauchst du doch keinen ganzen
Baum.“
„Was übrig bleibt, ist Abfall,“ erwiderte der
Schalk und heizte mit dem Holz seine kalte
Stube.
(Der Schalk stimmte darauf die Fiedel)