Full text: 1955 (0083)

12 
Bergmann Valentin Bettschneider, im Bad, Gr. Göttelborn 
sten Farben erblühen. Er kann dann lange bei 
ihnen müssig bleiben und sieh an ihnen erfreuen. 
Die Blumenzucht füllt seine Freizeit aber noch 
nicht vollständig aus. Da sind noch die Tauben— 
45 Stüde an der Zahl, die Jungen mit einge 
rechnet. Seine Erfahrung auf dem Gebiet der 
Züchtung und ein gewisses Fingerspitzengefühl 
ermöglkhen ihm die Auswahl der Tiere, die er 
für die Wettflüge abrichten kann. In der letzten 
Zeit hat er 2 Preise gemacht. Eine der Tauben 
flog bis an die Spanische Grenze. 
Unser Jubilar wünscht sich, seine Jahre bis 
zur Pensionierung in guter Gesundheit voll 
machen zu dürfen. Danach will er gern in den 
wohlverdienten Ruhestand treten, seinen ,,Stek- 
ken“ nehmen und Spazierengehen. 
Der Bergmann BETTSCHEIDER hat es nidit 
immer leicht gehabt bei seiner schweren Arbeit 
und der stattlichen Kinderzahl. Aber er blieb 
und bleibt guten Muts und möchte sogar mit 
seinen Brüdern nicht tauschen, die es beide zu 
etwas Besonderem gebracht haben. 
e $ o 
Wamdtwald im frischen Schmuck des Früh 
sommers. Reine Luft und Vogelgezwitscher. 
Das weiße Band der Straße senkt sich. Förder 
räder tauchen zwischen den Bäumen auf. Grube 
Velsen. Am jenseitigen Hang liegen Häuser. Eine 
Bergmannssiedlung. Wir betreten eine der Woh 
nungen. 
Dort finden wir den 59jährigen Bergmann 
Johann SCHMITT in seiner gemütlich eingerich 
teten Wohnküche beim Zeitunglesen. Lange Zeit 
hat er zwar nicht mehr, denn bald beginnt die 
Schicht. Unser Jubilar ist als Gczäheausgeber 
auf Grube Velsen beschäftigt und muß vor 
jedem Schichtbeginn an Ort und Stelle sein, um 
seinen Dienst zu versehen, das heißt 6 mal am 
Tage den 20min üligen Weg von der Wohnung 
zur Grube zurücklegen. Aber das macht 
SCHMITT nichts mehr aus. Längst hat er sich 
an diese Diensteinteilung gewöhnt. 
1912 fuhr der Jubilar in Luisenthal als Ju 
gendlicher an. Audi er zunächst als Pferdejunge, 
dann als Schlepper und schließlich als Lehr 
hauer. 
Im ersten Weltkrieg stand er als Soldat in 
Rußland. Er geriet in russisdie Gefangensdiaft, 
wurde nach Sibirien verschleppt und schlug sich 
nach der russisdien Revolution mit 11 Mann nadi 
dem Westen durdi. Während des zweiten Welt 
krieges wurde er mit seiner Familie zweimal 
evakuiert. Bis 1922 arbeitete der Bergmann 
SCHMITT auf Grube Luisenthal, dann wurde 
er nach Velsen verlegt. Unser Jubilar entstammt 
Bergmann Johann Schmitt, Grube Velsen 
einem alten Bergmannsgesdilecht. Vater, Groß 
vater, Urgroßvater, Onkel, Vettern, die ganze 
Verwandschaft waren bzw. sind Bergleute. Ja, 
selbst seine Frau arbeitete während des Welt 
krieges auf Grube Luisenthal und eine der Töch 
ter später am Leseband. Beide Töchter sind 
wiederum mit Bergleuten verheiratet, einer der 
Schwiegersöhne ist Steiger auf Grube Velsen. 
In seiner knapp bemessenen Freizeit hilft der 
Jubilar seiner Frau bei der Gartenarbeit, küm 
mert sich um die Hasen, pflegt die Blumen vor 
dem Haus. Oft verweilt er sich damit, Rätsel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.