Full text: 1955 (0083)

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gen der Elektrizität und liest die entsprechende 
Fachliteratur. Er bastelte früher für seine beiden 
Kinder nicht nur Kaufläden, Puppenküchen und 
-Stuben, sondern stellte auch kleine Motoren 
her, die seinem Knaben als Spielzeug dienten. 
Da sein Sohn als Soldat vermißt ist und er von 
seiner Tochter noch keine Enkelchen besitzt, 
muß er das Basteln von Spielzeug noch etwas 
zurückstellen. Dafür gibt es genügend Arbeit an 
seinem Haus in Rodcershausen, das durch Kriegs 
einwirkungen beschädigt wurde. Zwar ist das 
Wesentlichste wiederhergestellt, aber es bleibt 
dennoch ein genügend großes Tätigkeitsfeld für 
den „Bossler“ PFÜLL. Nadi seiner Pensionie- 
mng Ende Juni ds. Jahres wird er nun genügend 
Zeit haben, um diesem seinem Steckenpferd in 
noch größerem Maße nachzukommen. Wir 
wünschen unserem Jubilar, der am 4.1.1954 auf 
eine 50-jährige Tätigkeit bei den Saargruben zu- 
lückblicken konnte, daß er weiterhin so gesund 
und rüstig bleiben möge, um noch recht lange 
auf dem Gebiet zu wirken, das ihn so sehr 
interessiert. 
<* O Ü 
Sehwalbach — W'ir machen vor einem ein 
stöckigen Haus mit moderner Front halt. Im ge 
pflegten Vorgarten blühen die Rosen. Durch das 
geöffnete Fenster dringen Geigentöne. Eine statt 
liche Frau öffnet uns die Tür und führt uns in ein 
großes, hübsch eingerichtetes Wohnzimmer von 
städtischem Charakter. Der Mann läßt den Gei 
genbogen sinken und reicht uns freundlich die 
Hand. Wir befinden uns im Heim des 60-jäh 
rigen Bergmanns Claudius SCHMITT, der auf 
Grube Elm als Verbauer besdiäftigt ist- Und 
hier stellen wir ihn persönlich vor: 
Der Jubilar fuhr 1909 als Jugendlicher auf 
Grube Ensdorf an und hatte den üblichen 
Werdegang: Pferdeführer, Schlepper, Lehrhauer. 
Dann kam der Krieg. Von 1914 bis 1919 war 
Bergmann SCHMITT eingezogen. Er stand an 
der Westfront. Danach fuhr er wieder auf der 
Grube an. 7 Jahre lang schaffte er vor Stoß, 
schließlich als Anschläger am Förderschacht. Wie 
der kam ein Krieg. Wieder wurde Bergmann 
SCHMITT Soldat. Doch diesmal nur ein Jahr 
lang von 1939 bis 1940. Aber noch einmal drohte 
das Kriegsgespenst. Sein Haus lag im Opera 
tionsgebiet. Es folgte eine zweite Evakuierung 
und als er nach Kriegsende zurückkam, war sein 
Haus zu 6OV0 zerstört und obendrein noch aus 
geplündert. Da hieß es wieder von vorne anfan 
gen. Mit Hilfe eines Maurers tätigte er eigen 
händig, den Wiederaufbau. Nicht nur eigenhän 
dig, sondern audi aus eigenen Mitteln. Und das 
heißt viel! Trotzdem war das Haus 1949 schon 
unter Dach. Nach und nach schritt die Fertig 
stellung im Innern fort. Nun wird in einigen 
Tagen noch der Gang gestridien. Dann ist alles 
tipp topp. Durch großen Fleiß haben sie es ge 
schafft — beide — der Mann und die Frau 
Überall im Haus befinden sich Zeugen einer 
Bergmann Claudius Schmitt, Bergmusiker 
tüchtigen Hausfrau: Ordnung, Sauberkeit, Ge 
mütlichkeit und viele Handarbeiten. Bei unserer 
Ankunft kommt Frau SCHMITT gerade aus 
dem Garten vom Unkrautjäten. Im Spätsommer 
wächst ihre Arbeit noch an, denn der Jubilar be 
sitzt ein großes Obststück mit 150 Obstbäumen. 
Da muß die Ernte verwertet werden — ver 
kauft — eingekodit und der Rest gebrannt. — 
Bei unserem Kommen hat der Bergmann Clau 
dius SCHMITT die Geige in den Kasten gelegt 
und uns an den Tusch gebeten. Nun bringt er 
auf unsere Bitten das Flügelhorn herbei und 
bläst uns einen flotten Marsdi vor. Wie zu er 
warten, ist der Jubilar Bergmusiker und spielt 
wie die meisten seiner Kameraden, zwei Instru 
mente. Am 1. Oktober 1954 gehört er 45 Jahre 
der Berkapelle Ensdorf an. Sein Vater, ebenfalls 
Bergmusiker, ließ ihm schon früh Geigen- und 
Trompetenunterricht bei einem Militärmusiker 
geben. Mit 15 Jahren trat Claudius SCHMITT 
der Bergkapelle bei. Unser Jubilar ist Musiker 
aus Freude an der Musik. Irgendwelche materiel 
len Vorteile bringt sie nicht ein. Aber das erwar 
tet er auch nicht, denn er ist Idealist. Jeden Tag 
übt er. Gerade bei zunehmendem Alter ist dies 
erforderlich. Die beiden Söhne des Bergmanns 
SCHMITT sind ebenfalls begabte Musiker. Das 
ist nicht zu verwundern, denn auch die Mutter 
stammt aus einer Bergmusikerfamilie. Der älte 
ste der Söhne ist Leiter der Stadtkapelle von 
Bayreuth, der jüngste Pianist in Dijon. 
Die Pensionierung unseres Jubilars steht dicht 
vor der Tür. Dann kann er in aller Ruhe Haus 
und Garten versorgen — aber die Musik gibt 
er noch nicht auf, und solange er es gesund 
heitlich schafft, bleibt er trotzdem Mitglied der 
Bergkapelle Ensdorf. 
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