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erforderlichen Anlagen erreicht werden. Für
Frankreich befinden sich die an hydraulischer
Kraft reichsten Wasserläufe in den (Nord-)
Alpen und Pyrenäen, dann im Massiv Central,
Jura und in den Vogesen. In den letzteren wird
die Massenansammlung von Wasser durch die
Verzweigung der Wasserläufe erschwert, mit
Ausnahme des Weißen und Schwarzen Sees,
die Anlagen zur Erzeugung elektrischer Energie
besitzen.
Man hat in Frankreich Wasserkraftanlagen im
Hochgebirge, deren Turbinen von Stauseen ge
speist werden, die ihren höchsten Wasserstand
im Frühsommer haben, wegen der Schnee
schmelze und des Gletscherwassers. Man baut
aber auch Zentralen in der Ebene, welche ihre
Spitzenleistung während des Hochwassers im
Frühjahr und Herbst erreichen. Man sucht so
den Leistungsausfall der einen oder anderen
Anlage auszugleichen. Aber dies genügt bei
weitem noch nicht, um den nötigen Energie
bedarf zu liefern, ohne Heranziehung der ther
mischen Kraftanlagen. Um nur mit hydraulischer
Kraft den ganzen elektrischen Energiebedarf zu
decken, müßte man Stauseen schaffen, mit einem
Fassungsvermögen von mehreren Milliarden m 3 .
Diesen idealen Zustand sucht man durch um
fangreiche Projekte in der Zukunft zu erreichen.
Die Trockenheit der letzten Jahre zeigt immer
deutlicher, daß sehr bedeutende Wassermassen
angesammelt werden müßten, um den Ausfall
des natürlichen Wasserzuflusses auszugleichen.
Große Wasserreservoire sind unerschöpfliche
Gruben weißer Kohle, deren Ausbeutung kosten
los ist.
Der Bau einer thermischen Zentrale ist billiger
als der einer hydraulischen, weil keine so um
fangreiche Arbeiten (Staumauer, Druckleitungen
z. B.) erforderlich sind. Außerdem kann man
in den meisten Fällen die thermische Zentrale
in der Nähe der Hauptverbraucherzentren er
richten, wodurch die Unkosten langer Leitungen
erspart werden. Schließlich ist eine thermische
Zentrale keinen atmosphärischen Schwankungen
unterworfen und liefert mit großer Sicherheit
konstant die geforderte Strommenge. Aber ihr
Betrieb ist teuer und erfordert Heranschaffung
von großen Kohlenmengen und zur Überwachung
ein zahlreiches Personal als eine hydraulische
Zentrale. Ist ein Wasserkraftwerk gebaut, so
ist sein Betrieb sehr billig, da die Wasserkraft
nichts kostet.
Das erste Stauwerk (Furens) mit einer Stau
mauer von 55 m Höhe wurde in Frankreich in
den Jahren 1861/66 gebaut; heute gibt es deren
Hunderte. Vor Kriegsausbruch, im Jahre 1938,
lieferten in Frankreich die hydraulischen Zen
tralen etwa die Hälfte des gesamten Strom
verbrauches in Höhe von 20 Milliarden kWh.
Heute ist der Strombedarf etwa doppelt so hoch.
Am Kriegsende, 1945, waren in Frankreich
56 Wasserkraftwerke im Bau, die heute fertig
gestellt sind. Zahlreiche andere sind schon be
endet oder im Bau. Trotzdem bleibt noch viel
zu tun. 1935 wurden pro Einwohner erzeugt:
In Kanada 2136 kWh, in Norwegen 1094, in der
Schweiz 1066, in den Vereinigten Staaten 745,
in Frankreich 378, in Deutschland 300 kWh.
Wenn diese Zahl für Frankreich auch heute
etwas höher liegt, so wird doch die dem Lande
zur Verfügung stehende hydraulische Kraft
heute noch kaum zu einem Drittel ausgenützt.
Frankreich ist gesegnet mit reichen Wasser
kraftquellen, unter denen der Rhönefluß die be-
Donzere - Mondragon: Die Staudämme