Bergmannsbilder von Otto Häußer
Ein Bildhauer aus Sulzbach und seine Werke
Von Dt. Werner S p tl k e r ,
Saarbrücken
Es kann nicht weiter wundernehmen, daß ein
Bildhauer Bergmannsgestalten formt, der in Sulz-
badi, der Stadt der Steinkohle, geboren ist.
Wurde doch Constantin Meunier der erste große,
realistische Bildner des Bergmanns, nachdem
er ihn im Borinage bei der Arbeit gesehen hatte,
und stammte dabei aus Brüssel. Widmete sich
doch der Bildhauer Fritz Koelle ganz intensiv
gerade der Darstellung des Saarbergmanns und
war dabei in Augsburg geboren. Koelle, der
heute in München lebt und nur einige Werke
an der Saar zurückließ, ist oft in die Saargruben
eingefahren, um der Bergmannsarbeit zuzu
schauen. Außerdem holte er sich seine Frau aus
dem Saarland, nämlich aus St. Ingbert. Um wie
viel näher muß nun noch das Abbilden des
Saarbergmannes einem Sulzbacher Bildhauer
liegen!
Ein überlebensgroß wiedergegebener Berg
mannskopf stand im Saarland-Museum auf der
Herbstausstellung 1952 des Bundes bildender
Künstler des Saarlandes, dem Otto Häußer an
gehört. Die Plastik sprach von der Energie des
Mannes, aber auch von der Härte seiner Arbeit.
Stirnfalten waren senkrecht über der Nase ein
gegraben. Das Linienspiel um die etwas hohlen
Wangen im sonst so vollen Gesicht kam nicht
von ungefähr. Das Bildwerk schimmerte wie
Bronze und war doch in Wirklichkeit in einem
besonderen Zement gegossen. Mit einer künst
lichen Patina versehen und auf Glanz poliert,
täuscht der Steinguß Bronze vor. Eine gelun
gene, eine schöne Täuschung, die vom Gesichts
punkt des Vordringens neuer Werkstoffe auf
allen Gebieten gutgeheißen wird und mit der
man jedenfalls zufrieden sein muß, solange die
edelsten Stoffe für den Künstler fast uner
schwinglich sind. Am „Bergmannskopf" von
Otto Häußer stand schon nach wenigen Tagen
das Schild: „Verkauft". Er war in den Besitz der
saarländischen Regierung übergegangen.
Zu Otto Häußers neuesten Arbeiten gehören
die beiden hohen und von der Rundplastik nicht
mehr weit entfernten Reliefs eines Berg- und
eines Hüttenmannes. Sie sind 70 cm groß und
unter Beimischung der entsprechenden Zement
farbe in tiefschwarzem Steinguß hergestellt.
Man kann sich gut vorstellen, daß ihre Aus
maße für die Zwecke einer Bauplastik bei wei
tem vergrößert werden könnten. Der Bergmann
steht breitschultrig mit bloßem Oberkörper,
trägt rechts die Lampe in der Faust, hat die
linke Hand am Hosenriemen und schickt einen
sehr gesammelten, prüfenden Blick a*s zu
sammengekniffenen Augen, die leicht von der
Lederkappe beschattet sind. Der Hüttenmann
stützt sich leicht auf den schweren Löffel, läßt
die Linke lässig herabhängen, wie wenn er alle
Kraft noch in Reserve hielte, und sieht in Leder
schurz und -stülpen wie ein moderner Ritter der
Arbeit in seiner Rüstung aus.
Als Sohn eines Steinmetzen erhielt Otto Häu
ßer im väterlichen Betrieb in Sulzbach eine gute
handwerkliche Ausbildung. Es folgten drei Jahre
Kunstgewerbeschule in Saarbrücken bei einem
jungen, frischen Lehrer, dem Bildhauer Chri
stoph Voll. Als Meisterschüler begleitete er ihn
nach Karlsruhe und blieb sechs Jahre bei ihm
an der Akademie. 1934 richtete er sich sein
Saarbrücker Atelier im Röchlingschen Park auf
dem Triller ein. Einzelne Werke, die dort ent
standen, kann er seinem Besucher heute in
Sulzbach zeigen. 1939 zog es Häußer nach Ber
lin, wo er sich weiterzubilden gedachte. 1940
kam er zu Arno Breker und wurde dessen Werk-
stgttleiter. Das war nun ein Riesenbetrieb, wo
Relief Relief
eines Bergmannes eines Hüttenmannes