Full text: 1954 (0082)

Bergmannsbilder von Otto Häußer 
Ein Bildhauer aus Sulzbach und seine Werke 
Von Dt. Werner S p tl k e r , 
Saarbrücken 
Es kann nicht weiter wundernehmen, daß ein 
Bildhauer Bergmannsgestalten formt, der in Sulz- 
badi, der Stadt der Steinkohle, geboren ist. 
Wurde doch Constantin Meunier der erste große, 
realistische Bildner des Bergmanns, nachdem 
er ihn im Borinage bei der Arbeit gesehen hatte, 
und stammte dabei aus Brüssel. Widmete sich 
doch der Bildhauer Fritz Koelle ganz intensiv 
gerade der Darstellung des Saarbergmanns und 
war dabei in Augsburg geboren. Koelle, der 
heute in München lebt und nur einige Werke 
an der Saar zurückließ, ist oft in die Saargruben 
eingefahren, um der Bergmannsarbeit zuzu 
schauen. Außerdem holte er sich seine Frau aus 
dem Saarland, nämlich aus St. Ingbert. Um wie 
viel näher muß nun noch das Abbilden des 
Saarbergmannes einem Sulzbacher Bildhauer 
liegen! 
Ein überlebensgroß wiedergegebener Berg 
mannskopf stand im Saarland-Museum auf der 
Herbstausstellung 1952 des Bundes bildender 
Künstler des Saarlandes, dem Otto Häußer an 
gehört. Die Plastik sprach von der Energie des 
Mannes, aber auch von der Härte seiner Arbeit. 
Stirnfalten waren senkrecht über der Nase ein 
gegraben. Das Linienspiel um die etwas hohlen 
Wangen im sonst so vollen Gesicht kam nicht 
von ungefähr. Das Bildwerk schimmerte wie 
Bronze und war doch in Wirklichkeit in einem 
besonderen Zement gegossen. Mit einer künst 
lichen Patina versehen und auf Glanz poliert, 
täuscht der Steinguß Bronze vor. Eine gelun 
gene, eine schöne Täuschung, die vom Gesichts 
punkt des Vordringens neuer Werkstoffe auf 
allen Gebieten gutgeheißen wird und mit der 
man jedenfalls zufrieden sein muß, solange die 
edelsten Stoffe für den Künstler fast uner 
schwinglich sind. Am „Bergmannskopf" von 
Otto Häußer stand schon nach wenigen Tagen 
das Schild: „Verkauft". Er war in den Besitz der 
saarländischen Regierung übergegangen. 
Zu Otto Häußers neuesten Arbeiten gehören 
die beiden hohen und von der Rundplastik nicht 
mehr weit entfernten Reliefs eines Berg- und 
eines Hüttenmannes. Sie sind 70 cm groß und 
unter Beimischung der entsprechenden Zement 
farbe in tiefschwarzem Steinguß hergestellt. 
Man kann sich gut vorstellen, daß ihre Aus 
maße für die Zwecke einer Bauplastik bei wei 
tem vergrößert werden könnten. Der Bergmann 
steht breitschultrig mit bloßem Oberkörper, 
trägt rechts die Lampe in der Faust, hat die 
linke Hand am Hosenriemen und schickt einen 
sehr gesammelten, prüfenden Blick a*s zu 
sammengekniffenen Augen, die leicht von der 
Lederkappe beschattet sind. Der Hüttenmann 
stützt sich leicht auf den schweren Löffel, läßt 
die Linke lässig herabhängen, wie wenn er alle 
Kraft noch in Reserve hielte, und sieht in Leder 
schurz und -stülpen wie ein moderner Ritter der 
Arbeit in seiner Rüstung aus. 
Als Sohn eines Steinmetzen erhielt Otto Häu 
ßer im väterlichen Betrieb in Sulzbach eine gute 
handwerkliche Ausbildung. Es folgten drei Jahre 
Kunstgewerbeschule in Saarbrücken bei einem 
jungen, frischen Lehrer, dem Bildhauer Chri 
stoph Voll. Als Meisterschüler begleitete er ihn 
nach Karlsruhe und blieb sechs Jahre bei ihm 
an der Akademie. 1934 richtete er sich sein 
Saarbrücker Atelier im Röchlingschen Park auf 
dem Triller ein. Einzelne Werke, die dort ent 
standen, kann er seinem Besucher heute in 
Sulzbach zeigen. 1939 zog es Häußer nach Ber 
lin, wo er sich weiterzubilden gedachte. 1940 
kam er zu Arno Breker und wurde dessen Werk- 
stgttleiter. Das war nun ein Riesenbetrieb, wo 
Relief Relief 
eines Bergmannes eines Hüttenmannes
	        
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