Entwicklung und Einsatz Von Karl Marz "' n
des Panzerförderers im Saarbergbau
K ennzeidinend für das Bemühen um eine
wirkungsvolle Mechanisierung der Streb
förderung im Rahmen der Verbesserung der
Abbauverfahren in den Nachkriegsjahren, war
mit an erster Stelle die Einführung des Panzer
förderers.
Voraussetzung für einen Einsatz war natur
gemäß der moderne Zuschnitt der Abbau
betriebspunkte mit ihren erhöhten Anforderun
gen an das jeweilige Strebfördermittel.
Für den Saarbergmann ist die Geschichte des
Panzerförderers bestimmt nicht minder reizvoll
zu lesen, als beispielsweise die Entwicklungs
geschichte der in der gleichen Zeit erfundenen
vielseitigen Maschinen und Vorrichtungen für
Streckenvortriebe oder Abbau geringmächtiger
Flöze.
Der Panzerförderer ist ein Doppelkettenförde
rer, der die Eigenschaften und jeweiligen Vor
teile der bis dahin bekannten Bremsförderer
und Kratzförderer in sich vereinigt. Darüber
hinaus hat er jedoch eine Reihe ganz neuer
Eigenschaften aufzuweisen, deren Beschreibung
aus den nächsten Abschnitten hervorgeht. Er ist
zu einem Fördermittel für die mechanisierte
Kohlengewinnung schlechthin geworden, dessen
Hauptanwendungsgebiet in flach gelagerten Ab
baubetrieben zwischen 15 Grad Ansteigen und
25 Grad Einfallen liegt.
Die eigenartige Gestaltung der Rinnen — und
Kratzeisenprofile sowie die durchdachte Form
der Kettenschlösser sind das Produkt vieler Ver
suche und Erfahrungen, welche anfangs nicht
immer von Erfolg gekrönt
waren.
Daß die besonders kräftige
Rinnenkonstruktion als Trä
ger und Fahrbahn für
Schrämmaschinen, Gewin-
nungs- und Lademaschinen
verschiedenster Art dienen
kann, hat diesen Förderer
gerade für unsere Abbauver
hältnisse fast unentbehrlich
gemacht.
Nun kurz zur Geschichte
des Panzerförderers:
Bis in die ersten Kriegs
jahre hinein verlief die Ent
wicklung der Brems- und
Kratzförderer ziemlich gleich
artig.
Dem leider zu früh ver
storbenen technischen Direk
tor der Eisenhütte Westfalia Lünen, Herrn
Wilhelm Löbbe, ist es zu verdanken, daß der
Doppelkettenförderer eine Sonderentwicklung
zum Panzerförderer nahm und damit einen gro
ßen Schritt nach vorwärts in der Abbauführung
und Entwicklung anbahnte, an welcher heute
noch in allen Ländern Bergingenieure und Tech
niker arbeiten.
Eine oberschlesische Grube, welche ein 12 m
mächtiges Flöz in 3 Scheiben von je 4 m ab
baute, wandte für jede Scheibe streichenden
Abbau an. Da die Hereingewinnung durch
Schießarbeit geschah, mußte die Schüttelrutsche
in einem Abstand von mehreren Metern vom
Kohlenstoß gehalten werden, um sie vor Schieß
einwirkungen zu schützen. Dadurch mußte die
Kohle mehrmals umgeschaufelt werden.
Löbbe kam auf den Gedanken, einen Doppel
kettenförderer kräftigster Bauart nahe an den
Kohlenstoß zu legen, ihn durch sogenannte
Panzerbleche schußsicher abzudecken, ihn zuzu
schießen und durch Abheben der Abdeckplatten
den Hauptteil der geschossenen Kohle ohne
Handarbeit abzufördern.
Von dieser Geburt des Panzerförderers bis
zur heutigen Ausführung war noch ein langer
Entwicklungsweg zurückzulegen, an welchem
die Gruben des Saarlandes sehr lebhaft teil-
nahmen.
Es entstand schon frühzeitig der Gedanke,
Schräm- und Lademaschinen so auf den Förderer
zu setzen, daß der größte Teil der geschrämten
Kohle sofort in denselben fiel und automatisch
abtransportiert wurde (siehe Bild 1).
Bild 1
49