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Der muntere Jubilar war früher eifriger Sän
ger — aber heute klappt es leider mit der Puste
nicht mehr, so daß er keinem Chor mehr an
gehören kann. Die lustige Sängerart hat er des
halb aber doch noch nicht abgelegt. Und das
ist gut so!
*
Griesborn — Eisenbahnschacht. Der Arbeits
lärm auf dieser Anlage ist verstummt. Wohl
ragt noch stolz das Gerüst des Förderturms in
den blauen Himmel. Aber es ist nur Attrappe
— kein Seil läuft mehr emsig um die Räder,
und die Förderkörbe wurden längst verschrottet
oder einer anderen Verwendung zugeführt.
Dennoch rührt sich auch auf diesem stillgelegten
Schacht Leben. Und zwar recht emsiges und
rühriges Leben — wenn es auch im ersten
Augenblick weniger auffällt. Wir befinden uns
inmitten der Lehrlingswerkstätten.
Unser Weg führt uns in den Lehrstollen. Ge
blendet vom Tageslicht, steigen wir auf einer
Leiter in ein dunkles Loch hinab. Knaben
stimmen und Axtschläge tönen uns entgegen.
Und nun erkennen wir endlich im Licht der
Lampen etwa zehn Lehrlinge, die damit be
schäftigt sind, unter Anleitung des 56jährigen
Ausbildungshauers Heinrich Schweitzer aus
Schwalbach Holzstempel zurecht zu sägen oder
zu hauen. Hier in diesem Lehrstollen, der in
etwa das Bild einer Grube unter Tage wieder
gibt, werden die Jungen in vier Wochen auf
ihre Tätigkeit unter Tage vorbereitet. Hier er
halten sie die letzten Instruktionen bevor sie
zum erstenmal einfahren.
Unser Jubilar — ein aufgeschlossener Mann,
der das Herz am rechten Fleck hat und es tadel
los versteht, mit der Jugend umzugehen, führt
uns durch den Stollen und erklärt uns, was
Grundbedingung ist für die Arbeit unter Tage
und die Lehrlinge demnach bei ihm lernen müs
sen. Dazu gehört das Stempelsetzen, die
„Rutsch" umlegen, Bergeversatz machen, Holz
arbeiten aller Art, unfallsicheres Sägen, ziel
sicheres Hauen, geschicktes Umgehen mit der
Ausbildungshauer Schweitzer (Griesborn)
Schaufel, günstiges Tragen von Lasten, Kom
mandos geben und anderes mehr.
Schweitzer ist den Jungen ein guter Lehr
meister, denn er war selbst fast 40 Jahre lang
unter Tage tätig. Erst im Jahre 1949 wurde er
zum Ausbildungshauer berufen und übt seit
vier Jahren diese Tätigkeit mit Erfolg aus.
Zu Hause besitzt er noch 50 Ar Land und
zwei „Bergmannskühe“. Deshalb kann er, wenn
er nach der Schicht nach Hause kommt, noch
lange nicht die Hände in den Schoß legen.
*
Kraftwerk Fenne. Grüne Rasenflächen und
blühende Rosen umgeben die imposante Anlage
des Kraftwerkes. Gleich am Eingang finden wir
Sanitäter Felten (Kraftwerk Fenne)
die Arbeitsstätte des 55jährigen Sanitäters
Georg Felten aus Bous, der uns freundlich in
dem kleinen, sauberen Sanitätsraum willkom
men heißt.
Der Jubilar macht uns darauf aufmerksam,
daß er und seine Kameraden, die in Wechsel
schicht arbeiten, damit beauftragt sind, in Un-
glücksfällen Erste Hilfe zu leisten und außer
dem das Bad sowie die Kaffeeküche zu reinigen
und in Ordnung zu halten. Bei der etwa 350
Mann starken Belegschaft gilt es, monatlich
40—60 leichtere Verletzungen — vor allem
Quetschungen und Schürfungen — zu verarzten.
Glücklicherweise kam es in den letzten Jahren
nicht zu schweren Unglücksfällen. Während der
Sprechstunden des Werksarztes assistieren die
Sanitäter, und schließlich nehmen sie die Aus
gabe, Reinigung und Desinfektion der Staub
masken vor, die beim Kesselreinigen getragen
werden. Außerdem finden wir in einem der