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Tage. Er legt täglich gut 10—12 km bei seinen
Kontrollgängen durch die Grube zurück.
Trotz der starken Beanspruchung im Dienst
hat unser Jubilar die nötigen Pflichtstunden ab
geleistet, die für den Bau eines Hauses durch
den Ketteler-Verein erforderlich sind. Denn
Steiger Diversy hat sich, nachdem er seit 1910
ununterbrochen in Maybach ansässig war, in
Hühnerfeld ein Häuschen gebaut.
Der Jubilar entstammt einer Bergmanns
familie. Schon sein Vater war Bergmann. Da er
jedoch die Eltern früh verlor, wurde er von
seinem Paten — dem in Bergmannskreisen über
all als „Vetter Jockel" bekannten Obersteiger
Diversy aus Maybach — an Kindes Statt an
genommen und in dem frauenlosen Haushalt
großgezogen. Der pfiffige „Patt" hat ihm manche
gute Lehre mit auf den Weg gegeben, die er
wohl auch beherzigt hat.
Wettersteiger
Diversy
in seinem Büro
Wettersteiger Diversy hat seine erste Frau
verloren und ist zum zweitenmal verheiratet.
Er hat zwei Kinder: einen Sohn und ein
Mädchen.
*
Im Fördermaschinenhaus von Maybach. Sur
rend dreht sich die Köbescheibe, zu deren Sei
ten die beiden gewaltigen Dampfmaschinen
stehen. Hitze strömt uns aus der großen Halle
entgegen. Hier sitzt der Fördermaschinist vor
seinen Signaltafeln und Schalthebeln und be
dient mit ruhigen Griffen die Maschine, die den
Korb in die Tiefe senkt oder ihn heraufholt.
In seiner Hand liegt das Leben aller der Schaf
fenden, die täglich ein- und ausfahren.
Unser Jubilar, der 57jährige Peter Donie aus
Merchweiler ist sich seiner Verantwortung wohl
bewußt. Er ist ein Fördermaschinist vom alten
Schlag — in seiner Arbeitskleidung ebenso
sauber wie die blitzblanken Maschinen, die er
in Ordnung zu halten hat. Im Jahre 1912 fuhr
Donie als Bergmann auf Maybach an. Nachdem
er zwei Jahre lang unter Tage gearbeitet hatte,
wurde er 13 Jahre lang als Heizer und 8 Jahre
lang als Kompressorenwart beschäftigt. Seit
1936 ist unser Jubilar als Fördermaschinist tätig.
Donie besitzt ein von seinen Eltern ererbtes
Haus mit einem Gärtchen. Dort verbringt er
den größten Teil seiner Freizeit. Daneben ver-
Fördermaschinist Donie (Maybach)
sorgt er noch die Hühner, die er sich für den
eigenen Bedarf hält. So ist er in erster Linie
ein guter Hausvater, der unermüdlich für seine
Frau und die beiden Kinder — ein Junge und
ein Mädchen — sorgt. . .
Ein Signal ertönt. Der Fördermaschinist unter
bricht sofort die Unterhaltung. Ein Hebelgriff,
und die riesige Scheibe, die bisher stillgestanden
hatte, setzt sich in Bewegung. Wir überlassen
unseren Jubilar seinen Pflichten.
*
Viktoria III. Gleich am Eingang der Grube,
dicht neben einer idyllischen Anlage mit gro
ßen, schattenspendenden Platanen, finden wir
das Büro des 57jährigen Jakob Görgen, Frei
gestellter im Betriebsrat. Der Jubilar fuhr 1913
auf Grube Viktoria an und war bis zu seiner
Freistellung im Jahre 1947 als Kohlenhauer be
schäftigt. An beiden Weltkriegen hat er teil
genommen. 1915 kam er zu einem Garde-Füsi-
lier-Regiment, er lag vor Verdun, wurde ver
wundet und kehrte auf Grund dessen 1917 schon
in die Heimat zurück. Im letzten Krieg gab er
lediglich ein kurzes Gastspiel von drei Monaten,
wurde dann als Bergmann u.k. gestellt und
nähme seinen Dienst unter Tage wieder auf.
Als Freigestellter und 1. Beauftragter des Be
triebsrates der Grube Viktoria hat er alle
Hände voll zu tun. Drei- bis viermal wöchent
lich fährt er zur Überprüfung der Arbeits
bedingungen im Untertagebetrieb ein und macht
auch regelmäßig seine Besuche im Ubertage
betrieb. Meist kann er an Ort und Stelle schon