Full text: 1953 (0081)

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nische Fortschritt in der ersten Hälfte des vori 
gen Jahrhunderts in diesem Land seinen Anfang 
genommen hat. Es war ein politisch geschlosse 
nes, von unmittelbaren Kriegsschäden verschon 
tes Land, in dem sich das gewerbliche Leben 
zu einer für die damalige Zeit außerordentlichen 
Blüte hatte entwickeln können. Dort hatte Ja 
mes Watt seine Dampfmaschine geschaffen, die 
von England aus das technische Leben der gan 
zen Welt umwälzte. In England sind auch die 
ersten Versuche gemacht worden, die Kraft des 
Dampfes für die Fortbewegung von Fahrzeugen 
einzusetzen. 
Zwar hat die erste Fahrt eines Schiffes mit 
Dampfbetrieb in Amerika stattgefunden, aber 
der Erfinder Fulton, der am 17. August 1807 mit 
seinem Dampfschiff „Claremont" den Hudson 
fluß bis Albany hinauffuhr, hatte in England 
seine Ausbildung erhalten, und die zur Fort 
bewegung des Schiffes benutzte Dampfmaschine 
war in England hergestellt worden. 
Die Entwicklung der Dampfwagen bis zur 
fertigen Lokomotive aber vollzog sich fast ganz 
in England. Allerdings hat der Franzose Papin 
schon 1690 einen Dampfwagen beschrieben, aber 
er hat nicht versucht, seine theoretischen Er 
kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Aber 
auch der erste Mann, der tatsächlich einen 
Dampfwagen baute, war ein Franzose. Im Jahre 
1770 fuhr der französische Artillerieoffizier Ni 
cola Josef Cugnot mit einem solchen selbst 
konstruierten Dampfwagen durch die Straßen 
von Paris. Aber da sein Wagen bei einer Aus 
fahrt in der Nähe des Platzes, auf dem heute 
die Madeleinekirche steht, eine Mauer über den 
Haufen rannte, wurden keine weiteren Ver 
suche zur Weiterbildung des Dampfwagens 
gemacht. 
Aber in England gingen die Versuche weiter 
und wenn auch die nächsten Erfinder mehr oder 
weniger alle scheiterten, so war doch der Ge 
danke einmal in die Welt gesetzt und sollte 
nicht mehr zur Ruhe kommen. 
Der erste, der wirklich Erfolg hatte, war der 
Engländer Richard Trevithick. Er erbaute im 
Jahre 1801 in einer Schmiede die erste Dampf 
kutsche. Wurde der Wagen auch angestaunt, so 
brachte er seinem Erfinder doch keinen Gewinn. 
Er verkaufte seine Maschine und hat keinen 
Versuch mehr unternommen, einen Kraftwagen 
zu schaffen. Aber die Entwicklung ging auch 
ohne ihn weiter, und bevor die Eisenbahn auf 
Schienen alles andere verdrängte, gab es in 
England einen lebhaften Verkehr mit Dampf 
omnibussen auf den Landstraßen, vor allem in 
London und seinen Vororten. 
Trevithick erkannte, daß dem Dampfwagen 
nur in Verbindung mit einem Gleis die Zukunft 
gehören konnte. Seine Lokomotiven, die er er 
baute, waren gut, aber die Schienen waren nicht 
stabil genug, da sie aus Gußeisen bestanden. 
So ist Trevithick endlich daran gescheitert, daß 
für seine Lokomotiven kein ebenbürtiges Gleis 
zur Verfügung stand. 
Zum eigentlichen Begründer der Eisenbahnen 
wurde der Sohn eines armen, kinderreichen 
Bergmannes in der englischen Landschaft Nort- 
humberland, Georg Stephenson. Er begnügte 
sich nicht allein mit der Herstellung von Loko 
motiven, so große Erfolge er auch mit diesen 
errang. Er beschäftigte sich ebenso mit der Aus 
bildung der Gleise, er erkannte die Notwendig 
keit der ebenen Bahnstrecke und erbaute die 
ersten wirklichen Eisenbahnstrecken. Zur Ver- 
besserung der Verkehrsverhältnisse in dem 
Grubenbezirk, in dem er arbeitete, erbaute er 
1814 seine erste Lokomotive. Sieben Jahre spä 
ter erhielt er den Auftrag, eine Kohlenabfuhr 
bahn mit Lokomotivbetrieb zwischen Stockton 
und Darlington zu erbauen. Am 27. September 
1825 beförderte seine Lokomotive „Active“ zum 
erstenmal einen Zug über diese Strecke. Der 
erste Zug bestand aus zwölf mit Kohlen und 
Mehl beladenen Güterwagen, einem Wagen für 
den Vorstand der Eisenbahngesellschaft und 21 
mit Sitzen ausgestatteten Fahrzeugen für die 
Gäste. Im ganzen waren also an die Lokomotive 
34 Wagen angehängt, in denen sich 450 Per 
sonen befanden. So ist die Strecke Stockton— 
Darlington die erste, wenn auch bescheidene 
Eisenbahnlinie gewesen, die für den öffentlichen 
Verkehr freigegeben war. 
In dieser Zeit wurde beschlossen, zwischen der 
Hafenstadt Liverpool und der Fabrikstadt Man 
chester eine Schienenbahn zu bauen und Georg 
Stephenson wurde mit der Bauleitung beauf 
tragt. über die Antriebskraft für diese Bahn 
war man sich zunächst noch nicht im klaren. 
Daß Pferde nicht in Betracht kämen, stand von 
vorneherein fest. Aber viele Ingenieure traten 
dafür ein, daß man ortsfeste Dampfmaschinen 
aufstellen sollte, die durch Aufwickeln von Sei 
len die Züge bewegen sollten. Andere Techniker
	        
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