Full text: 1952 (0080)

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Aufstieg Saarbrückens um die Jahrhundertwende: 
Verdienst eines Bergmeistersohnes 
Bürgermeister Feldmann und sein Werk 
Von Max Dreher, Saarbrücken 
D ie Saarbrücker Feldmannstraße kennen alle 
Einheimischen, mögen es nun Alteingeses 
sene oder neu Zugezogene sein, denn irgend 
wann hat wohl jeder schon einmal — sei es als 
gemütlicher Spaziergänger, oder als eiliger 
Omnibusfahrer — auf ihr den Weg zur Höhe 
genommen. Die Straße kennt 
jeder, doch nur die wenigsten 
wissen, nach wem sie ihren 
Namen erhielt. Plaudern wir 
daher einmal ein wenig über 
den Menschen Friedrich Wil 
helm Feldmann, der fast ein 
Vierteljahrhundert lang — bis 
zur Städtevereinigung — als 
Bürgermeister die Geschicke 
des alten Saarbrücken maß 
geblich lenkte. 
1883 trat Julius Kiefer — 
auch sein Name lebt in der 
Straße draußen in St. Arnual 
fort — als letzter ehrenamt 
licher Bürgermeister der Stadt 
Saarbrücken in den Ruhestand 
und schlug zuvor in einem 
Schreiben „an den Königlichen 
Landrath, Herrn Freiherr von Richthofen, Ritter 
hoher Orden, Hochwohlgeboren" die Besetzung 
der Stelle durch einen besoldeten Bürgermeister 
vor. Nach Genehmigung dieses Vorschlages 
wurde durch Stadtverordnetenbeschluß die 
Stelle in der Saarbrücker, St. Johanner, Trie- 
rischen und Kölnischen Zeitung ausgeschrieben. 
Von überall her trafen Bewerbungen ein, ins 
gesamt 57, darunter auch die des damaligen 
Bürgermeisters von Wilhelmshaven, Herrn 
Friedrich Wilhelm Feldmann. 
Wie sein Lebenslauf zeigte, wurde er am 
24. 6. 1846 in Commern bei Euskirchen/Rhein 
land geboren. 
Sein Vater, Wilhelm Alexander Feldmann, 
war über die Bergschule Essen als „Oberein 
fahrer" nach Euskirchen gekommen, dann 
Berggeschworener in Kohlscheid gewesen und 
schließlich — 1846 — zum Bergmeister er 
nannt und an das Bergamt nach Saarbrücken 
versetzt worden. Damals war sein Sohn und 
späterer Bürgermeister erst wenige Monate alt. 
1856 schied der Vater aus dem Staatsdienst 
aus und war maßgeblich im Kölner Bergwerks 
verein tätig. 
Sein Sohn aber, Friedrich Wilhelm Feldmann, 
verbrachte nach dieser Versetzung seines Vaters 
an das Saarbrücker Bergamt hier seine ersten 
zehn Lebensjahre und hatte hier seine eigent 
liche Heimatstadt, in die er dann auch später 
wieder zurückfand. Vorerst allerdings kam er 
auf dem Wege über Essen und 
die Bauhochschule Berlin nach 
Wilhelmshaven, wo er ein 
Baugeschäft gründete. An der 
Verwaltung der Stadt nahm er 
bald aktiven Anteil als Stadt 
verordneter, dann als Beige 
ordneter und wurde 1881 zu 
ihrem Bürgermeister ernannt. 
Größere Ziele aber schwebten 
ihm vor, und so bewarb er 
sich 1883 um die ausge 
schriebene Bürgermeisterstelle 
der Stadt Saarbrücken, die er 
auch erhielt und am 1. Januar 
1884 antrat. 
Bei seinem Amtsbeginn fand 
er eine Stadt vor, die von dem 
benachbarten St. Johann in 
bezug auf geschäftliches Leben 
und Einwohnerzahl im Laufe der letzten Jahr 
zehnte wesentlich überflügelt worden war, eine 
Stadt, mit etwa 10 000 Einwohnern, deren Ent 
wicklung so vollständig in Stagnation geraten 
war, daß in den Jahren 1883/84 nur ein einziges 
Haus gebaut wurde. In klarer Erkenntnis der 
Tatsache, daß es für Saarbrücken unmöglich sei, 
mit dem für das Geschäftsleben wesentlich 
günstiger gelegenen St. Johann als Geschäfts 
stadt zu konkurrieren, setzte er sich die Auf 
gabe, die von ihm gelenkte Stadt zu einer 
Wohnstadt zu gestalten, die durch Schönheit 
ihrer Lage, Annehmlichkeit und Billigkeit ihrer 
Wohnungen, Güte ihrer Schulen und durch die 
sonstigen Darbietungen und Anregungen für 
das geistige Leben einen starken Anreiz zum 
Zuzug steuerkräftiger Bewohner bieten würde. 
Dieses Ziel verfolgte er mit großer Konsequenz, 
außerordentlichem Fleiß und erheblichem Ge 
schick; daß er es erreichte, spricht noch heute 
für die Güte seines Planes. 
Schon im Jahre 1885 stellte er unter ein 
mütiger Zustimmung der Stadtverordnetenver 
sammlung ein Programm auf, dessen Haupt 
forderung die Bereitstellung billiger Bauplätze 
Bürgermeister Feldmann
	        
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