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Aufstieg Saarbrückens um die Jahrhundertwende:
Verdienst eines Bergmeistersohnes
Bürgermeister Feldmann und sein Werk
Von Max Dreher, Saarbrücken
D ie Saarbrücker Feldmannstraße kennen alle
Einheimischen, mögen es nun Alteingeses
sene oder neu Zugezogene sein, denn irgend
wann hat wohl jeder schon einmal — sei es als
gemütlicher Spaziergänger, oder als eiliger
Omnibusfahrer — auf ihr den Weg zur Höhe
genommen. Die Straße kennt
jeder, doch nur die wenigsten
wissen, nach wem sie ihren
Namen erhielt. Plaudern wir
daher einmal ein wenig über
den Menschen Friedrich Wil
helm Feldmann, der fast ein
Vierteljahrhundert lang — bis
zur Städtevereinigung — als
Bürgermeister die Geschicke
des alten Saarbrücken maß
geblich lenkte.
1883 trat Julius Kiefer —
auch sein Name lebt in der
Straße draußen in St. Arnual
fort — als letzter ehrenamt
licher Bürgermeister der Stadt
Saarbrücken in den Ruhestand
und schlug zuvor in einem
Schreiben „an den Königlichen
Landrath, Herrn Freiherr von Richthofen, Ritter
hoher Orden, Hochwohlgeboren" die Besetzung
der Stelle durch einen besoldeten Bürgermeister
vor. Nach Genehmigung dieses Vorschlages
wurde durch Stadtverordnetenbeschluß die
Stelle in der Saarbrücker, St. Johanner, Trie-
rischen und Kölnischen Zeitung ausgeschrieben.
Von überall her trafen Bewerbungen ein, ins
gesamt 57, darunter auch die des damaligen
Bürgermeisters von Wilhelmshaven, Herrn
Friedrich Wilhelm Feldmann.
Wie sein Lebenslauf zeigte, wurde er am
24. 6. 1846 in Commern bei Euskirchen/Rhein
land geboren.
Sein Vater, Wilhelm Alexander Feldmann,
war über die Bergschule Essen als „Oberein
fahrer" nach Euskirchen gekommen, dann
Berggeschworener in Kohlscheid gewesen und
schließlich — 1846 — zum Bergmeister er
nannt und an das Bergamt nach Saarbrücken
versetzt worden. Damals war sein Sohn und
späterer Bürgermeister erst wenige Monate alt.
1856 schied der Vater aus dem Staatsdienst
aus und war maßgeblich im Kölner Bergwerks
verein tätig.
Sein Sohn aber, Friedrich Wilhelm Feldmann,
verbrachte nach dieser Versetzung seines Vaters
an das Saarbrücker Bergamt hier seine ersten
zehn Lebensjahre und hatte hier seine eigent
liche Heimatstadt, in die er dann auch später
wieder zurückfand. Vorerst allerdings kam er
auf dem Wege über Essen und
die Bauhochschule Berlin nach
Wilhelmshaven, wo er ein
Baugeschäft gründete. An der
Verwaltung der Stadt nahm er
bald aktiven Anteil als Stadt
verordneter, dann als Beige
ordneter und wurde 1881 zu
ihrem Bürgermeister ernannt.
Größere Ziele aber schwebten
ihm vor, und so bewarb er
sich 1883 um die ausge
schriebene Bürgermeisterstelle
der Stadt Saarbrücken, die er
auch erhielt und am 1. Januar
1884 antrat.
Bei seinem Amtsbeginn fand
er eine Stadt vor, die von dem
benachbarten St. Johann in
bezug auf geschäftliches Leben
und Einwohnerzahl im Laufe der letzten Jahr
zehnte wesentlich überflügelt worden war, eine
Stadt, mit etwa 10 000 Einwohnern, deren Ent
wicklung so vollständig in Stagnation geraten
war, daß in den Jahren 1883/84 nur ein einziges
Haus gebaut wurde. In klarer Erkenntnis der
Tatsache, daß es für Saarbrücken unmöglich sei,
mit dem für das Geschäftsleben wesentlich
günstiger gelegenen St. Johann als Geschäfts
stadt zu konkurrieren, setzte er sich die Auf
gabe, die von ihm gelenkte Stadt zu einer
Wohnstadt zu gestalten, die durch Schönheit
ihrer Lage, Annehmlichkeit und Billigkeit ihrer
Wohnungen, Güte ihrer Schulen und durch die
sonstigen Darbietungen und Anregungen für
das geistige Leben einen starken Anreiz zum
Zuzug steuerkräftiger Bewohner bieten würde.
Dieses Ziel verfolgte er mit großer Konsequenz,
außerordentlichem Fleiß und erheblichem Ge
schick; daß er es erreichte, spricht noch heute
für die Güte seines Planes.
Schon im Jahre 1885 stellte er unter ein
mütiger Zustimmung der Stadtverordnetenver
sammlung ein Programm auf, dessen Haupt
forderung die Bereitstellung billiger Bauplätze
Bürgermeister Feldmann