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Von der Kohle
zur elektrischen Energie
Die modernen Arbeiismeihoden des Kraftwerkes Weiher bei Göttelborn
Im nachfolgenden soll der Aufbau und die
Wirkungsweise eines modernen Dampfkraft
werkes (Kraftwerk Weiher) beschrieben werden.
Die Erzeugung elektrischer Energie geschieht
heute zum allergrößten Teile in Wasser- und
Dampfkraftwerken. Während die Wasserkraft
werke dort errichtet werden müssen, wo die
Natur ausbauwürdige Wasserkräfte darbietet,
sind die Dampfkraftwerke auf das Vorhanden
sein billiger Brennstoffe angewiesen. Als solche
sind vornehmlich Braunkohle und Abfallpro
dukte, welche bei der Aufbereitung der Stein
kohle entstehen, zu bezeichnen. Letztere bilden
ausschließlich die Brennstoffgrundlage der
großen Dampfkraftwerke an der Saar.
Die nutzbringende Verwertung dieser asche-
und wasserreichen Abfallkohle bedingt beson
dere Feuerungsanlagen. Im vorliegenden Falle
handelt es sich um die Krämermühlenfeuerung,
Bauart Borsig.
Der Brennstoff fällt durch senkrechte Kanäle
in die Kohlenmühlen. Dieselben sind robust ge
baute Maschinen, die aus einer durchbohrten
kräftigen Welle bestehen, an deren Umfang,
wie die Speichen an den Rädern, stählerne
Arme beweglich befestigt sind. Sie tragen an
ihren Enden sogenannte Schlagplatten aus ver
schleißfestem Stahl. Ein Kurzschlußläufermotor
mit Tiefnutrotor gibt der Mühle eine Drehzahl
von 590 pro Minute.
Der Kohlenmühle wird Heißluft von 360 Grad
Celsius zugeführt, so daß die hereinfallende
Kohle gleichzeitig gemahlen und getrocknet
wird. Diese Mühlenluft ist auch der Träger des
Kohlenstaubes, welcher in seiner Verbrennungs
luft schwimmend, durch Mühlenschacht und
Mühlenmaul in den Feuerraum des Kessels ge
langt und dort in der Schwebe verbrennt.
Mehrere Reihen von Heißluftzusatzdüsen be
wirken eine innige Durchmischung des ver
gasten Brennstoffes. In dieser Brennkammer des
Kessels herrscht eine Temperatur von 1200 bis
1300 Grad Celsius.
Die heißen Gase durchströmen nun den Kessel
in Richtung Kamin und geben ihre Wärme an
die Siede-, Überhitzer- und Vorverdampferrohre
ab. Nachdem ihr Wärmegehalt durch die Luft-
und Speisewasservorwärmer noch weiter herab
gesetzt ist, verlassen sie mit 180 bis 200 Grad
Celsius den Kessel.
Wie bereits erwähnt, werden in diesen
modernsten Feuerungsanlagen Brennstoffe mit
niedrigem Heizwert verbrannt. Das bedeutet,
daß in unserem Falle in jedem kg des ange
lieferten Brennstoffes ca. 18% Wasser und noch
30 bis 35% „Berge" enthalten sind. Dieser An
teil ist unverbrennlich und scheidet deshalb
wieder als Asche aus den Kesselfeuerungen aus.
Durch die Vermahlung des Brennstoffes zu
Staub, fällt auch die Asche in entsprechender
Form an. Um nun die Trennung der Asche von
dem Rauchgasstrom zu erreichen, sind in jedem
Kessel Staubabscheider eingebaut. Die Wir
kungsweise derselben beruht auf dem Gesetz
der Zentrifugalkraft, d. h. der rundgeschleuderte
Gasstrom scheidet an seinem äußeren Umfang
alle Teilchen aus, die größer als 60 — 0,060 mm
und 80% aller Teilchen die größer als 0,02 mm
sind. Diese ausgeschiedene Asche wird durch
Rohrleitungen nach dem Entaschungsgebäude
abgesaugt.
Die Hochdruckkessel erzeugen einen Dampf
von 60 atü = 60 kg/cm 2 , bei einer Temperatur
von 500 Grad Celsius. Derselbe wird durch
Rohrleitungen zu den Dampfturbinen geführt.
In den Dampfturbinen drückt er auf die ein
gebauten Laufschaufeln. Letztere sind kranz
artig auf der Turbinenwelle befestigt. Je nach
dem zu verarbeitenden Druckgefälle sind bis
zu 50 und mehr solcher Laufschaufelkränze
hintereinandergeschaltet. Zwischen je zwei Lauf-
schaufelkränzen ragt ein an dem Turbinenge
häuse befestigter Leitschaufelkranz hinein. Die
Leitschaufeln sind entgegengesetzt wie die
Laufschaufeln gekrümmt und geben dadurch
dem durchströmenden Dampf immer wieder die
alte Strömungsrichtung.
Kraftwerk Weiher