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Schreitende Feldarbeiterinnen Aquarell A. Bohn
seinen Vorfahren von mütterlicher Seite der
Barockbildhauer Wunibald Wagner zählte, der
zur Zeit des Fürsten Wilhelm Heinridi wirkte.
Albert Bohn ging unter die ganz Modernen
und gehörte als Mitbegründer schon 1921 der
Vereinigung fortschrittlicher Künstler an, die
sich in loser Form in Saarbrücken zusammen
tat und als Vorläufer des Bundes bildender
Künstler an der Saar zu gelten hat. Diesen Bund
gründeten Richard Wenzel und Heinrich von
Rüden — die beiden Verstorbenen — gemein
sam mit Albert Bohn im Jahre 1922. In den
letzten drei Jahren vor der Auflösung des
Bundes, 1935, war Bohn sein
Vorsitzender und damit Leiter
der Saarkünstlerschaft.
Seine künstlerische Herkunft
hängt eng mit seinem achtjäh
rigen Studium an der Kunst
akademie in Karlsruhe zusam
men. Dort war er seit 1925
Meisterschüler bei Professor
August Babberger. In dasselbe
Jahr fiel seine Italienreise, die
ihn die Schlichtheit Giottos be
wundern ließ. Durch Babberger
und die erdhafte Fülle seiner
Malerei kam er zugleich in
eine direkte künstlerische Be
ziehung zu Babbergers ein
stigem Lehrer Ferdinand Hod-
ler und dessen expressive Mo
numentalkunst. In der Heimat
Hodlers brachte Bohn ein gan
zes Züricher Jahr zu. Ein 1926
entstandener „Heiliger Georg“
enthielt die neue Monumentalität des Hel
dischen und Religiösen Ferdinand Hodlers. Und
wie Hodler nicht ohne die Vorarbeit eines
Puvis de Chavannes denkbar ist, wie auch
Hans von Marees, aus gleicher Stilquelle
schöpfend, die monumentale Raumkunst auf die
Leinwand übertragen hat, so wird alles dieses
Streben wie ein Vermächtnis durch Babberger
an Bohn weitergeleitet.
Auf dem Wege zum Monumentalen liegt
fortan alles, was aus Bohns Händen hervor
ging. In diesem Sinne schrieb schon 1934 die
Kölnische Zeitung, er sehe ein Ziel und wisse
die Richtung. Die Gelegenheiten waren aller
dings zu zählen, daß der Sehnsucht nach Be
wältigung großer Flächen in klarlinigen Wand
bildern freie Bahn gegeben wurde, und erst
recht sieht sich heute der Künstler schmerzlich
daran erinnert, daß Wandmalerei Auftrags
kunst ist. Immerhin hat es das Großmosaik
in der Krypta des Ehrenmals in Dillingen,
Freilichtmosaiken an der neuen Turnhalle in
Friedrichsthal, heraldische Fresken im Neubau
des Finanzamtes in Saarbrücken, Fresken im
Feierabendhaus in Neunkirchen und im Schlacht
hof-Neubau Saarbrücken gegeben. Man muß
„gegeben" sagen, denn es ist nicht mehr alles
erhalten, und selbst über die für die Ewigkeit
bestimmten Werke der musivischen Kunst ist
das Kriegsschicksal hinweggegangen.
Aber Bohns Stil verleugnet sich auch nicht
in den Tafelbildern, und viele erscheinen wie
heimliche Skizzen zu großen Wandgemälden,
sind zeichnerisch sicher und erhaben gebaut
und mischen die Farben in freskenmäßigen
Tönen. Die Wirkungen, die von seinen besten
Bildern ausgehen, sind Ruhe und Feierlichkeit.
Schwemme Aquarell von Albert Bohn