Ludwigskirche (1943)
nicht verschwommen, sondern gegenständlich
sicher erfaßt, fest konturiert und klar im Licht
und in der Charakteristik. Er bevorzugt wohl
die südlichen Länder, weil er dort die Harmonie
sucht.
Alles hier Gesagte trifft auch auf Beckers Akt-
und Porträt-Malerei zu. Aehnlich wie bei einer
Landschaft geht er auch jetzt vom Innern der
Menschen aus, macht sich diese Innerlichkeit
zum eigenen Besitz und gestaltet daraus in ed
ler Vereinfachung und Stilisierung überindi
viduelle Typen, besonders Frauentypen. Im Pa
riser Herbstsalon 1928 errang seine „Frau m!t
Tulpe" große Anerkennung. Die Symbolkraft
von Blumen unterstreicht in verwandter Weise
die herbe, unberührte Schönheit der „Frau mit
den Lilien". Das Porträt im Pariser Herbst
salon griff der Kritiker von „Le
Temps" unter 4000 Bildern her
aus, um es mit dem hohen Lob
auszuzeichnen, es sei „mit der
Frische des Tons eines Renoir
der ersten Epoche" gemalt. Als
sieben deutsche Maler, die sich
damals in Paris aufhielten,
erstmalig in der Zeit zwischen
den Weltkriegen in einer Pa
riser Galerie ausstellten, schrieb
„Journal de Paris" über Becker:
„Es sind Bilder von strenger
innerer Disziplin und von per
sönlichem Stil." Etwa zur glei
chen Zeit wurde Becker auf der
Internationalen Ausstellung in
Bordeaux für den sitzenden
Akt „Cora" ein Ehrendiplom
verliehen.
Richard Becker hat sich aus
eigener Kraft und gegen Wi
derstände zu seiner führenden
Stellung emporgearbeitet. Nichts
fiel ihm in den Schoß. Mit
zwanzig Jahren wollte er nach
Paris; mit vierzig erreichte er
dieses ewige Malerziel.
Auf eine Tessiner Reise folg
ten um 1936 noch Fahrten nach
Dalmatien, Steiermark und Kärn
ten. Nach langer Pause wird es
endlich wieder möglich, drei
Monate nach Mallorca, nach
den Balearen zu fahren und da
mit noch einmal ein Land ganz
nach seinem Geschmack mit dem
Pinsel zu erforschen. Das soll
aber noch lange nicht die letzte
Malreise sein. Inzwischen hat
der Künstler nun seit siebzehn
Jahren ein Standquartier, das
ihm erlaubt, auch die Heimat
als im höchsten Grade malwür
dig zu betrachten. Er hat sein Atelier an der
Saarterrasse eingerichtet und trotz Kriegs
schäden im selben Hause behauptet. Der Blick
aus seinem Atelierfenster erinnert an Florenz.
Von diesen Fenstern aus hat er viel gemalt.
Er malte Saarschiffe und Saar-Brücken. Im
Kriegsjahr 1943 stieg er auf den Triller und malte
noch einmal die Ludwigskirche mit aller um
gebenden Schönheit aus dem instinktiven Künst
lergefühl, daß alle diese Herrlichkeit gefähr
det sei und vielleicht nur im Gemälde erhalten
werden könne. So ist sie von keinem anderen
gesehen worden.
Der Senior der saarländischen Maler hat sich
1946 bereiterklärt, den Vorsitz des Bundes bil
dender Künstler an der Saar zu übernehmen.
Als diese Vereinigung 1950 in Form des „Bun-
Alte Brücke in Saarbrücken Olqemälde von Richard Becher
Ölgemälde von Richard Becker