Full text: 1952 (0080)

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16 Jahren kam er als Schlepper 2. Klasse unter 
Tage. Nebenbei besuchte er die Bergvorschule 
in Sulzbach. Nach Beendigung des ersten Welt 
krieges, an dem der Jubilar auch teilgenommen 
hat, setzte er seinen unterbrochenen Schulbesuch 
wieder fort. Von 1920 bis 1922 absolvierte er 
die Bergschule in Saarbrücken und wurde nach 
einer dreimonatigen Probedienstzeit in Mellin 
am 1. 1. 1923 als Steiger auf Grube Reden-Fett 
angestellt. — Diese Daten lassen kaum ahnen, 
welcher Anstrengungen und welchen Fleißes es 
bedurfte, um sich vom schlichten Bergarbeiter 
zum Steiger emporzuarbeiten. Früher machte 
jeder Bergschüler neben dem Unterricht noch 
seine volle Schicht. Sonntags, wenn die anderen 
Burschen mit ihren Kameraden spazieren gingen 
und mit den Mädchen herumschäkerten, saßen 
die Bergschüler in der Stube über ihren Büchern 
und holten das nach, was sie wochentags nicht 
bewältigen konnten. Und doch sei die Schulzeit 
die schönste, unbeschwerteste Zeit seines 
Lebens gewesen, sagte Riedschy — eine Zeit 
ohne Sorgen. 
Heute ist der Jubilar als Wettersteiger tätig. 
Seine offizielle Arbeitszeit beträgt acht Stunden 
unter Tage und eine Stunde im Büro — tat 
sächlich ist er aber meist von 5 Uhr morgens 
bis 17 Uhr abends im Dienst. Schon bevor die 
Belegschaft einfährt, macht Riedschy, der mit 
der Überwachung der Wetterführung und des 
Gasentzugs beauftragt ist, seine Kontrollen. Als 
diensttuender Fahrsteiger trägt er die Verant 
wortung für die Hauptforderung und die Schieß 
arbeiten und hat außerdem die Aufgabe, die 
Staubbildung zu überwachen und Explosionen 
zu verhüten. Seine Tätigkeit unter Tage er 
fordert — außer den beruflichen Ansprüchen, 
die sie an ihn stellt — allein eine Marsch 
leistung von 6—7 km täglich, wenn nicht noch 
mehr. 
Erholung und Ausgleich für seine Arbeit 
unter Tage findet der Jubilar in seinem Garten, 
wo er täglich ein bis zwei Stunden arbeitet und 
sich dabei am Wachsen und Gedeihen der Natur 
erfreut und die frische Luft genießt, die dem 
Bergmann köstlicher ist als jedem anderen 
Menschen. 
Riedschy besitzt einen Jungen und ein Mäd 
chen. Sein Wunsch ist, daß sein Sohn, der die 
Staatliche Bauschule in Trier besucht, auch ein 
mal eine Stelle bei der Regie des Mines de la 
Sarre finden möge. 
* 
Grube Maybach — mitten im Wald. Rhyth 
mus der Arbeit. Sich drehende Förderräder. 
Arbeiter beim Beladen einer Reihe Kippwagen 
über Tag. — Wir gehen zum Lehrstollen hin 
über, um den 58jährigen Bergmann Peter 
Kleinbauer aus Bildstock aufzusuchen, der 
damit beauftragt ist, die Lehrlinge für den Be 
trieb unter Tage vorzubereiten. Wir steigen 
einige Stufen hinab und befinden uns in einem 
von den Jungens — unter Anleitung ihrer 
Lehrlinge setzen unter Kleinbauers Anweisung 
einen Gerlachstempel aul 
Lehrer — selbst hergestellten Stollen, der in 
etwa das Bild in der Grube wiedergibt. Wir 
klettern in den „Streb" hinein und sehen hinter 
dem Gitterwerk der Stempel in der unruhigen 
Beleuchtung der Grubenlampen die Gesichter 
der Jungens. Unter Anleitung ihres Lehrers 
Kleinbauer setzen sie einen Gerlachstempel auf. 
Ein paar kräftige Hammerschläge. Der „Hering" 
sitzt. Nun kann sich Kleinbauer freimachen, um 
uns einige Fragen zu beantworten. Als alter 
Bergmann ist er, wie kaum ein anderer, dazu 
berufen, die Lehrlinge auf ihre bergmännische 
Tätigkeit unter Tage vorzubereiten. 1907 fuhr 
er auf der inzwischen stillgelegten Grube 
Helene an und hat 33 Jahre unter Tage ge 
arbeitet — vor Stoß, am Gestein oder beim 
Schachtabteufen. Der Jubilar selbst entstammt 
einer alten Bergmannsfamilie. Sein Vater, seine 
Brüder waren Bergleute — seine Brüder sind 
heute noch im Bergbau tätig. 
Kleinbauer hat es nicht immer leicht gehabt 
im Leben. 1920 kaufte er ein Haus. Es folgte
	        
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