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mid Eisen ^on w alter Hensel, Homburg
unter dem Mikroskop
Bereits in der Bibel, im Buch Hiob 28, 1/2,
wird das Eisen erwähnt:
„Es hat das Silber seine Gänge und das Gold
seinen Ort, da man es schmelzet.
Eisen bringt man aus der Erde, und aus
den Steinen schmelzet man Erz.“
Stahl muß ebenfalls bis in die älteste Ver
gangenheit hinein bekannt gewesen sein.
„Man schärfet Eisen mit dem Eisen", heißt ein
Bibelspruch. Aber nur das härtbare Eisen, der
Stahl, kann damit gemeint sein, weil nur Stahl
Eisen schärft.
Die ältesten Eisenfunde stammen aus der
Cheopspyramide (3000 v. Chr.). Sie sind etwa
5000 Jahre alt.
Damaszenerklingen, jene berühmten Stahl
werkzeuge, wurden seit Urzeiten in Damaskus
hergestellt. Die Völker Asiens wie das klassische
Griechenland beherrschten eine Eisentechnik.
In dem Heldengesang der „Ilias“ von Homer
singt der Dichter:
„Hierauf stellt den Schützen der Held blau
schimmerndes Eisen,
Zehn zweischneidige Axt’ und zehn der
Beile zum Kampfpreis."
Eisen und Stahl sind neben der Kohle heute
noch immer die wertvollsten wirtschaftlichen
Faktoren für jedes Land und entscheiden über
Macht und Machtansprüche. Gewaltige Auswir
kungen gehen aus von dem Besitz dieser kost
baren Metalle, darum lohnt es sich, sie einmal
„unter die Lupe zu nehmen" und im Kleinen
und Kleinsten nach den inneren Werten dieser
Stoffe zu suchen, die nach außen sich so macht
voll äußern.
Das Eisen, wie wir es heute als „weiches"
Eisen im Alltag in hunderterlei Formen kennen
als Eisendraht, Blech, Rohr, Stabeisen, in
Stangen, Profilen, Platten, Kugeln, Reifen,
Ringen usw., wird aus den Eisenerzen mittels
der verschiedensten Verfahren hergestellt. Diese
Eisenerze heißen Brauneisenstein, Roteisen
stein, Spateisenstein, Magneteisenstein, Rosen
eisenerz, Spiegeleisen u. a. m. Die verschiedenen
Ausgangsstoffe im Zusammenhang mit den Her
stellungsverfahren bedingen, daß das Endpro
dukt, das weiche Eisen, keine reine Substanz
ist, sondern Verunreinigungen enthält. Meistens
sind diese Verunreinigungen sogar bis zu einem
gewissen Grad erwünscht. Der Chemiker stellt
daher im Fertigprodukt hauptsächlich noch
folgende Stoffe fest: Kohlenstoff, Silizium
(Hauptbestandteil des Sandes), Phosphor,
Schwefel, Mangan. Ganz reines Eisen wird
nur für Sonderzwecke in kleinen Mengen her
gestellt.
Es ist fast silberweiß, sehr politurfähig,
weicher noch als das weichste Stabeisen, ziem
lich rostfrei.
Will man Eisen mikroskopisch untersuchen,
so wird ein etwa fingerhutgroßer Würfel auf
einer Fläche sehr fein geschliffen und poliert.
Die polierte Fläche würde jedoch noch nichts
erkennen lassen, weil sie wie ein Spiegel jeden
Lichtstrahl zurückwirft. Man ätzt daher die
polierte Fläche durch Eintauchen in verdünnte
Säuren oder andere Ätzmittel und erhält dann
bei 200facher Vergrößerung etwa folgendes
Bild (Bild 1).
Man erkennt auf dem Bild feine, unregel
mäßige Linien. Diese sind die Umgrenzungen
Bild 1: Gefüge sehr kohlen
stoffarmen Stahles
Bild 2: Gefüge eines unter -
eutektoidischen Stahles
(Ferrit und Perlit)
Bild 3: Gefüge eines
eutektoidischen Stahles
(streifiger Perlit)