102
Dudweiler Salz
Von Albert Brunk, Hanweiler {Saar)
A n einem schönen Tag des Jahres 1730 war
in der Rentkammer des Grafen von Saar
brücken „dicke Luft". Das war meistens so,
wenn die Abrechnung des Salzwerkes in
Sulzbach einging. Man wollte doch Geld
und Salz aus dem Unternehmen gewinnen,
stattdessen aber mußte man Zuschüsse leisten
und sah kein Salz. So fluchte der Rentmeister,
wie es in Ehren ergraute Saarschiffer nicht
besser hätten tun können. Er schwor, seine
Seele dem Teufel zu verschreiben, wenn dieser
ihm die Sulzbacher Saline hole. Ja, solche
unchristlichen Reden führte der Herr Rent
meister, der in den feinen Salons von Saar
brücken mit zierlich gespreizten Fingern gar
anmutig die Flöte zu spielen verstand.
Aber das Fluchen blieb ohne Einfluß auf das
Sulzbacher Wasser. „Aus purem Trotz bringt es
kein Salz zur Welt", stellte ein junger Beamter
fest und wurde dafür vom Rentmeister in das
Reich der Zoologie verwiesen.
„Man muß die Sache anders anpacken", über
legte der Rentmeister. Er ließ sich nach Sulz
bach fahren. Nach langen Verhandlungen mit
den Fachleuten kam er zu dem Ergebnis, daß
der geringe Wasserdruck in Sulzbach die Ur
sache des mageren Salzgehaltes sei.
„Gut“, entschied der Rentmeister, „prüft den
Wasserdruck in Dudweiler. Wenn er besser ist
als hier, verlegen wir Sudhaus und Gradierwerk
nach D u d w e i 1 e r."
Die Untersuchungen ergaben tatsächlich ein
günstiges Resultat, und noch im gleichen Jahre
wurde mit dem Neubau in Dudweiler begonnen.
Eine große Holzrinne leitete das Wasser nach
Dudweiler, und bereits zwei Jahre später war
das Gradierwerk und das Sudhaus fertiggestellt.
Im Jahre 1732 lief die Sulzbacher Sole erst
mals über das Gradierwerk in Dudweiler.
Es war ein feierlicher Augenblick, den sich
der Herr Rentmeister nicht entgehen ließ.
Händereibend sah er das Wasser über das Werk
laufen, und in seinem Geiste war es ein Gold
strom, der mit Salz aus Dudweiler fließen
sollte. Wohlwollend klopfte er dem Salz-
direktor Todesco auf die Schulter und
wünschte seiner Arbeit reichen Erfolg.
Doch die nächste Abrechnung brachte wieder
nur eine bittere Enttäuschung. Trotz der kost
spieligen Neubauten hatte sich nichts ver
ändert; die Quelle brachte kein Salz. Ver
zweifelt raufte sich der Rentmeister die Haare
und fluchte, daß die Beamten aus seinem Büro
flüchteten.
Der Salzdirektor Todesco wurde nach Saar
brücken befohlen. Wie ein feuerspeiender
Drache fuhr der Rentmeister auf ihn los und
fragte nach dem Salz. Herr Todesco zuckte die
Achseln:
„Ich bin Salzdirektor und kein Hexen
meister", erwiderte er friedlich, „ich kann nur
soviel Salz aus dem Wasser holen als darinnen
ist, nicht mehr." Dabei sah er den Wütenden
treuherzig an.
Der Rentmeister schnappte nach Luft. Was
scherte es ihn, wieviel Salz im Wasser war?
Er hatte die sündhaft teueren Neubauten in
Dudweiler bauen lassen und den Salzdirektor
engagiert, daß sie ihm Salz liefern sollten. Alles
andere interessierte ihn nicht.
Doch das konnte er Herrn Todesco nicht
mehr sagen, denn der hatte den unheimlichen
Ort bereits verlassen. Er eilte auf dem kürze
sten Wege nach Dudweiler zurück und packte
seine Sachen. Als ihm der wutschnaubende
Rentmeister nachfuhr, erfuhr er, daß er keinen
Salzdirektor mehr hatte.
^/illes für Haus und Küche, sowie
P. GOETZ
Beleuchtungskörper, Lederwaren,
Kaufhaus
Spielwaren, Papier- u.Schreihwaren
finden Sie in reicher Auswahl im
Sulzbach
Hauptstr. 52