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Bei der Ljungström - Gegenlaufturbine sind
auch die Leitschaufelkränze beweglich, d. h. sie
sind auf einer Gegenwelle befestigt, welche sich
im entgegengesetzten Sinne der ersten Welle
dreht.
Im übrigen ist das Prinzip der Dampfturbine
kein anderes als dasjenige des Mühlenrades
oder auch des Wasserrädchens, welche wir als
Jungen anfertigten und am Bach laufen ließen.
Der Unterschied besteht darin, daß die Dampf
turbinenwellen der Stromerzeuger sich mit 3000
Umdrehungen pro Minute, das sind 50 in der
Sekunde, drehen und eine mechanische Kraft
von beispielsweise 32 000 kW = 43 500 PS ab
geben.
Die Turbinenwellen sind unmittelbar mit dem
Generatorläufer oder Rotor gekuppelt. Derselbe
ist ein gewaltiger Elektromagnet mit einem Ge
wicht von mehreren Tonnen. Er trägt eine
gleichstromgespeiste Wicklung und dreht sich
mit derselben Geschwindigkeit wie der Tur
binenläufer. Den Gleichstrom zum Erregen
dieses Elektromagneten liefert eine auf der
selben Welle sitzende „Erregermaschine". Sie
ist ein normaler Gleichstromdynamo, in dessen
Feldwicklung ein Regulierwiderstand einge
schaltet ist. Durch Veränderung dieses Wider
standes läßt sich die Stromabgabe der Erreger
maschine beliebig steuern, wodurch weiterhin
der magnetische Kraftlinienfluß des Rotors sich
beeinflussen läßt.
Nun befindet sich der Rotor innerhalb des
feststehenden Stators, welcher die Hochspan
nungswicklung trägt. Sie besteht aus einer
großen Anzahl isolierter Kupferdrähte, die sinn
voll und gesetzmäßig geschaltet sind, so daß
dieselben drei je um 120 Grad versetzte Wick
lungsgruppen bilden, entsprechend den drei
Phasen des Drehstroms.
Dreht sich nun der magnetisierte Rotor, so
werden die elektrischen Leiter des Stators von
den magnetischen Kraftlinien geschnitten, so
daß nach dem bekannten Gesetz in den Leitern
eine elektromotorische Kraft entsteht. Da sehr
viele Leiter hintereinandergeschaltet sind, sum
mieren sich diese Emken, so daß bei voller
Erregung und Drehzahl an den Klemmen des
Stators eine Spannung von 10 600 Volt ansteht.
Wird nun an diesen Klemmen ein äußerer
Stromkreis angeschlossen, so kommt in dem
selben gemäß seinem ohm'schen + induktiven
Widerstand ein elektrischer Strom zum Fließen.
Die an den Statorklemmen anstehende Hoch
spannung wird über Stromschienen oder Kabel
zu den Sammelschienen des Schalthauses ge
leitet. An den gleichen Sammelschienen sind
die Abgänge angeschlossen, die zu den ein
zelnen Unterstationen der Gruben und den
Privatabnehmern führen.
Wie alle technischen und mechanischen Ein
richtungen ihre Schutz- und Steuervorrichtungen
haben, so ist das auch im Kraftwerk in sehr
ausgedehntem Maße der Fall. Es ist selbstver
ständlich, daß diese teueren und empfindlichen
Maschinen für alle denkbaren Fälle automatisch
wirkende Schutzvorrichtungen erhalten. Sie
haben die Aufgabe, beim Auftreten von Fehlern
innerhalb oder außerhalb der Maschinen,
letztere vor größeren Schäden zu schützen, in
dem sie dieselben automatisch stillsetzen. Tritt
Schaltanlage Weiher