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Die Aufbereitung der Kohlen
Von Jean B a u c h e r , Ingenieur en Chef (Louisenthal)
Vorwort
Es liegen zwei Hauptgründe vor, die Öffent
lichkeit durch die hier folgende Darlegung mit
der Aufbereitung der Kohle vertraut zu
machen.
Vor allem ist zunächst zu bemerken, daß
100 Prozent der im Saarland geförderten Kohlen
durch die Siebereien laufen und 70 Prozent der
selben in der Korngröße von 0/80 mm durch
die Kohlen-Reinigungsanlagen, die man allge
mein Wäschen nennt.
Ein weiterer Grund sind die Absatzschwierig
keiten, denen man bereits seit einiger Zeit be
gegnet. Nach einer Zeitspanne von 4 Jahren,
während der die Abnehmer nur mit größter
Mühe ihren Bedarf an Kohle decken konnten
und sich bezüglich der Qualität dieses Brenn
materials nicht sehr anspruchsvoll zeigten,
stellen heute und überall die Kohlenprodu
zenten fest, daß ihre Kundschaft immer schwie
riger zufriedenzustellen ist. Es ist deshalb er
forderlich, daß der Reinigung der Kohle eine
sehr gründliche und ununterbrochene Auf
merksamkeit zugewendet wird. Die Zufrieden
stellung der Abnehmerschaft bestimmt das
Fortleben und die Zukunft der Kohlenberg
werke.
Das Saar-Kohlenbecken ist bereits seit etwa
10 Jahren mit Aufbereitungsanlagen gut aus
gerüstet. Jede der 17 Zechen hat nämlich eine
Sieberei und Wäsche. Die Mehrzahl dieser An
lagen ist während dieser Zeitspanne den heu
tigen Ansprüchen neu angepaßt oder sogar
neu aufgebaut worden, während gleichzeitig die
Leistungsfähigkeit dieser Anlagen stark erhöht
wurde.
Das Saarland verfügt insbesondere über zwei
Wäscheanlagen, die etwa 500 t Rohkohle und
mehr je Stunde aufbereiten. Die größte Wäsche
wird eines Tages 600 t/Stunde aufbereiten.
Die kleinsten bewältigen 180 t. Die Regie wird
weiterhin alles Erdenkliche tun, diese Anlagen
leistungsfähig zu erhalten bzw. die Leistungen
durch weitere Verbesserungen der Einrich
tungen zu steigern. Sie läßt sich hierbei von
den beträchtlichen Fortschritten leiten, die die
Technik der Kohlenaufbereitung —- manche in
diesem Fach zuständige Persönlichkeiten nennen
es die Kunst der Aufbereitung — seit einiger
Zeit errungen hat.
Man könnte ein umfangreiches Buch über die
Aufbereitung der Kohle schreiben, aber es
würde in unseren Ausführungen zu weit gehen,
alle diesbezüglichen Gesichtspunkte zu be
schreiben, oder die neuesten Fortschritte und
Errungenschaften, die sich zur Zeit in voller
Entwicklung befinden, im einzelnen zu er
läutern. Da wir uns mit dieser Darlegung
hauptsächlich an nicht sachkundige Leser wen
den, wollen wir im Rahmen des Allgemeinen
bleiben, wobei wir uns jedoch bemühen werden,
uns so klar und einfach wie möglich auszu
drücken.
Wir beschränken uns darauf, die Aufbereitung
der Fein- und Nußkohle zu erklären, begonnen
bei der Aufgabe in die Wäsche bis zur Klassie
rung, die sie in Verkaufsprodukte einteilt.
Dieses Mal gehen wir in unseren Ausfüh
rungen nicht zu weit, denn eine Wäsche bildet
eine Welt für sich, in der Nichteingeweihte
Gefahr laufen könnten, sich zu verirren.
Überblick
Welcher Bergmann, der Kohle gräbt, möchte
nicht etwas Genaueres darüber erfahren, was
mit dem Brennmaterial geschieht, welches er
der Erde entrissen hat, um es dem Menschen
dienstbar zu machen, und das seinem Blickfeld
entschwindet, sobald es das Flöz verlassen hat?
Selbstverständlich hat der Bergmann von den
Siebereien und Wäscheanlagen sprechen hören,
und er gelangt auch öfters in die Nähe der so
bezeichneten Gebäude, aber im allgemeinen
ist es ihm nicht klar, was in diesen Anlagen
vor sich geht und welchen Zweck die Gruben
verwaltung mit deren Bau verfolgt hat. Der
hier folgende Aufsatz soll deshalb so gut wie
möglich dazu beitragen, diese Lücken in den
Sachkenntnissen des Bergmanns auszugleichen.
Dem Bergmann ist bekannt, daß die Kohle ein
nicht sehr homogenes (d. h. aus gleichartigen
Elementen bestehendes) Material ist. Die Ge
samtheit der Steinkohle enthält beispielsweise
einen äußerst feinen Staub, dem man in Belgien
die sehr bildlich ausgedrückte Bezeichnung
„totes Mehl" gegeben hat. Sie weist ebenfalls
Blöcke auf, deren Ausmaße und Gewichte der
art stark sind, daß selbst ein äußerst kräftiger
Mann nicht imstande wäre, sie zu transpor
tieren. Schließlich besteht die Kohle aus unter
schiedlich großen Stücken, welche die Körnungs
stufen zwischen den vorgenannten Extremen
bilden. Es ist selbstverständlich, daß der Ver
braucher, sei er Privatmann oder Industrieller,
die Kohle so, wie sie aus dem Schacht kommt,
nicht verwenden kann. Ganz allgemein gesehen,