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nes Jagdhaus benennen, nie aber eine wenn
auch noch so einfache Burg, wobei wir nicht
vergessen dürfen, daß wir uns unter einer Burg
einen wehrhaften Bau vorzustellen haben.
Es ist also an der Zeit, daß endlich die Wald
burg Wanborn aus der Baugeschichte des Schlos
ses Philippsborn verschwindet. Nun erbaute
Graf Johann IV. (1544—1574) an der Stelle des
Jagdhauses Wanborn einen stolzen Renais
sancebau, zu dem, wie aus den Protesten der
Völklinger Untertanen hervorgeht, diese Frohn-
fuhren leisten mußten. Johannes IV. Nachfolger,
Graf Philipp III. von Nassau-Saarbrücken, voll
endete das Schloß bis zum Jahre 1576 und
nannte es nach seinem Namen Philippsborn.
Der Baumeister ist unbekannt. Wenn Zimmer
mann (Die Kunstdenkmäler der Stadt und des
Landkreises Saarbrücken S. 283) annimmt, als
solchen Christmann Stromeyer bezeichnen zu
dürfen, so geben Art und Aussehen des Baues
und seine Ähnlichkeit mit den anderen Bauten
Stromeyers in Saarbrücken, Neunkirchen und
Ottweiler die Berechtigung zu dieser Vermu
tung. Hier wie dort der gleiche Grundriß, die
gleiche leise Andeutung einer Wehrhaftigkeit
im Äußeren (Zugbrücke, Graben), der gleiche
Innenhof mit den ausgefüllten Ecken. In vielem
freilich bescheidener als die stolzen Bauten in
Saarbrücken und selbst in Neunkirchen und
Ottweiler, war es doch immer noch ein präch
tiger Schloßbau in den weiten Wäldern des
Saartales. Ruppersberg vermutet (II 15), daß
das Kapital von 4000 fl, das Graf Philipp 1577
bei Wilhelm Münch v.
Wildberg aufnahm,
zur Deckung der Bau
kosten für Philipps
born diente.
Von Philippsborn
sind uns genügend
Ansfrhten erhalten ge
blieben, so daß wir
uns noch ein Bild sei
nes Aussehens machen
können: zunächst fünf
Zeichnungen von Hein
rich Höer von 1617,
außerdem ein Kupfer
stich bei Merian von
1645 und ein Kupfer
stich bei Daniel Meiß
ner. Wie ein Vergleich
dieser Zeichnungen er
gibt, ist Merian in
einer Reihe Einzel
heiten ungenau, so
daß Meißners Zeich
nung trotz ihrer feh
lerhaften Perspektive
ein getreues Bild er
gibt. Der Bau des qua
dratischen Schlosses
umschloß einen geräumigen Innenhof. Die vier
Ecken waren durch bastionsartige, mit einem
Erker versehene niedrige Türme verstärkt. In
der Mitte des Südflügels befand sich der Tor
turm, dem eine Zugbrücke vorgelagert war.
Uber dem Eingang sehen wir einen Balkon, über
dem das Familienwappen in Stein ausgehauen
war. Unter der geschweiften Haube lag rings
um den Turm eine offene Galerie. In den Hof
winkeln befanden sich dreiseitige auf Säulen
ruhende Erker, mitten im Hof ein überdeckter
Ziehbrunnen.
Wahrscheinlich im Laufe der Zeit vernach
lässigt und in Verfall geraten, wurde das Schloß
um 1700 wieder in wohnlichen Zustand versetzt.
Den großen Ansprüchen des Fürsten Wilhelm
Heinrich genügte es natürlich wie die andern
Renaissanceschlösser in seinem Lande nicht
mehr. Das Schloß in Saarbrücken ließ er durch
einen prächtigen Barockbau ersetzen, das Schloß
in Ottweiler abreißen und das Schloß in Neun
kirchen als Fruchtspeicher verwenden. Bei Phi
lippsborn ließ er vor 1749 einen Teil des um
liegenden Waldes abholzen und legte in der
Nähe einen Hof an. Das Schloß diente nur noch
als Wohnung des Hofpächters und des Jägers,
sowie zur Aufbewahrung der Jagdgerätschaften
und eines Teiles der Ernte. Die eigentlichen
Hofgebäude des Hofes, den man im Gegensatz
zu dem alten Haus Philippsborn das „neue
Haus" nannte, wurden in etwa 400 m Entfer
nung angelegt. Wenn heute der Ausflugsort
„Neuhaus" genannt wird, so ist das, wie wir
Philippsborn
zu Beginn des Dreissigjährigen Krieges
Nach Daniel Meissner, Thesaurus philopoliticus, hoc est: Emblemata sive
moraha politica, figuris aeneis incisa ad instar Albi amicorum exhibita
— Frankfurt i62i —
(Die allegorische Zeichnung sowie die Sprüche
beziehen sich nicht auf Philippsborn)