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Ganz Lothringen wurde in weniger als einem
Monat von Crequi eingenommen. Alle festen
Plätze wie Epinal, Chätel-sur-Moselle, Longwy
wurden schnell erstürmt. Das lothringische
Banner wehte nur noch über den Festungen
Homburg und Bitsch. Als die Truppen des fran
zösischen Marschalls sich Homburg näherten,
war Croonders wegen der geringen Zahl seiner
Streitkräfte und der artilleristischen Schwäche
der Festung zur Passivität verurteilt. Er schloß
daher mit dem Näherrückenden ein Abkommen,
in dem er sich verpflichtete, die Truppen des
Königs unbelästigt zu lassen, wenn sie auf
Büchsenschußweite von den Mauern entfernt
blieben. Mehr im Interesse seines Herrn zu tun,
der ihm befohlen hatte, die Festung zu ver
teidigen, war ihm unmöglich.
Dieses Mal zog es der Herzog vor, den Un
sinn eines Widerstandes einsehend, Bitsch dem
Kurfürsten von Mainz und Homburg dem Kur
fürsten von Trier, der einen Neutralitätsvertrag
mit Frankreich abgeschlossen hatte, zu über
geben. Kurtrier verpflichtete sich in dem Ver
trag vom 27, 7. 1671, die Festung dem Herzog
wieder zurückzugeben, wenn die Summe von
140 000 Reichstalern, die ihm das Reich schul
dete, binnen eines Jahres nicht gezahlt würde.
Der Herzog, zufrieden mit den Diensten des
Obersten de Croonders und in Anerkennung
der Mühe, die er hatte, die Festung so lange zu
halten, erklärte, daß der Oberst von der ersten
Rate, die auf die 140 000 Taler eingehen würde,
6000 Taler als Geschenk erhalten sollte. Dieses
Geschenk ist allerdings nie ausgezahlt worden.
Der Oberst erhielt nur vier kleine Kanonen,
die ihm aus den Beständen der Festung als
Ehrengabe überlassen wurden und von denen
eine das Wappen des Grafen v. Mansfeld, eines
Truppenführers im Dreißigjährigen Krieg, trug.
Sie blieben über hundert Jahre im Besitz seiner
Nachkommen.
Am 2. August übergab Croonders die Festung
mit der ganzen Artillerie, mit Waffen, Munition
und Lebensmitteln an den Kurtrierischen Be
auftragten, Philipp Friedrich v. Reiffenberg,
Statthalter zu Koblenz, der sie mit 100 Mann
in Besitz nahm. Am gleichen Tage wurde
Bartholomäus Caratiolo als trierischer Festungs
gouverneur eingesetzt.
Croonders hatte am Tag vor der Übergabe
den Marschall de Crequi, der sich in der Nähe
aufhielt, um freies Geleit bitten lassen, was
dieser jedoch ablehnte. Infolgedessen mußte der
Freiherr v. Reiffenberg die Ausziehenden eine
Strecke weit begleiten lassen. Croonders hat
die Übergabe seiner Festung nur kurze Zeit
überlebt. Im Jahre 1676 sollte er im Auftrag
seines Herzogs das Kommando in Homburg
unter kurtrierischer Hoheit wieder übernehmen
und erhielt auch das Patent des Kurfürsten.
der dem bisherigen
Schloßkommandanten,
Oberstleutnant deMon-
net, Auftrag gab, die
Festung an Croonders
zu übergeben, aber
bereits am 12. Juli
1677 starb er in Hom
burg, dessen Verteidi
gung er in 25 Jahren
seine Kräfte geopfert
hatte.
In St. Avold wurde er in der Kirche der Bene
diktiner begraben, denen seine Vorfahren viele
Schenkungen gemacht hatten und die er selbst
in seinem Testament mit Gütern in Baronville
bedachte.
Aus seiner Ehe entstammten 2 Söhne Jean-
Franqois und Philipp und eine Tochter Antoi
nette de Croonders. Diese heiratete einen
Hauptmann im Regiment ihres Vater, Albert de
Lallemont. Nach dem Tode des Herzogs Karl IV.
trat dieser als Generalleutnant in die Dienste
Frankreichs. Er reorganisierte das Regiment,
das später nacheinander die Namen de Zur
lauben, Royal-Baviere und Hessen-Darmstadt
führte. Im Jahre 1711 starb er und wurde in
Liocourt neben seiner Frau Antoinette de
Croonders begraben.
Philipp de Croonders diente in Bayern und
starb ohne Kinder. Sein Bruder Jean-Franqois
war zunächst Hauptmann in seines Vaters Regi
ment, dann verließ er den Militärdienst und
wurde als Nachfolger seines Schwiegervaters
Jacques Forget de Barst de Bouillon Einnehmer
auf der Siersburg, wo er 1687 starb. Er soll
1668 zu Bierbach in einem Duell den herzoglich-
zweibrückischen Stallmeister Jakob von Cath-
cart zu Carbiston erstochen haben. Aus drei
Ehen hinterließ er 4 Töchter und 3 Söhne. Einer
seiner Söhne wurde Kapuzinerpater und Beicht
vater der Herzogin von Lothringen. Er starb,
als er im Alter von 86 Jahren zu Fuß eine
Pilgerfahrt nach Rom machte, im Schnee der
Alpen. Sein Bruder Jean-Lothaire de Croonders
trat als Offizier in französische Dienste und fiel
1704 an der Spitze seiner Kompanie in der
Schlacht von Höchstädt als der letzte männliche
Nachkommen des Oberst de Croonders.
Eine seiner Schwestern hatte 1711 in Waller-
fangen (heute Vaudrevange) Claude Bourcier
de Mondeville geheiratet. Einer ihrer Söhne
diente im Regiment Royal-Baviere unter dem
Namen de Croonders und starb hochbetagt
und ohne Nachkommen 1804 in seinem Besitz
in Beaumarais bei Saarlouis.
Wappen
des Obersten de Croonders
NEUFANG MALZBIER