Full text: 1951 (0079)

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Ganz Lothringen wurde in weniger als einem 
Monat von Crequi eingenommen. Alle festen 
Plätze wie Epinal, Chätel-sur-Moselle, Longwy 
wurden schnell erstürmt. Das lothringische 
Banner wehte nur noch über den Festungen 
Homburg und Bitsch. Als die Truppen des fran 
zösischen Marschalls sich Homburg näherten, 
war Croonders wegen der geringen Zahl seiner 
Streitkräfte und der artilleristischen Schwäche 
der Festung zur Passivität verurteilt. Er schloß 
daher mit dem Näherrückenden ein Abkommen, 
in dem er sich verpflichtete, die Truppen des 
Königs unbelästigt zu lassen, wenn sie auf 
Büchsenschußweite von den Mauern entfernt 
blieben. Mehr im Interesse seines Herrn zu tun, 
der ihm befohlen hatte, die Festung zu ver 
teidigen, war ihm unmöglich. 
Dieses Mal zog es der Herzog vor, den Un 
sinn eines Widerstandes einsehend, Bitsch dem 
Kurfürsten von Mainz und Homburg dem Kur 
fürsten von Trier, der einen Neutralitätsvertrag 
mit Frankreich abgeschlossen hatte, zu über 
geben. Kurtrier verpflichtete sich in dem Ver 
trag vom 27, 7. 1671, die Festung dem Herzog 
wieder zurückzugeben, wenn die Summe von 
140 000 Reichstalern, die ihm das Reich schul 
dete, binnen eines Jahres nicht gezahlt würde. 
Der Herzog, zufrieden mit den Diensten des 
Obersten de Croonders und in Anerkennung 
der Mühe, die er hatte, die Festung so lange zu 
halten, erklärte, daß der Oberst von der ersten 
Rate, die auf die 140 000 Taler eingehen würde, 
6000 Taler als Geschenk erhalten sollte. Dieses 
Geschenk ist allerdings nie ausgezahlt worden. 
Der Oberst erhielt nur vier kleine Kanonen, 
die ihm aus den Beständen der Festung als 
Ehrengabe überlassen wurden und von denen 
eine das Wappen des Grafen v. Mansfeld, eines 
Truppenführers im Dreißigjährigen Krieg, trug. 
Sie blieben über hundert Jahre im Besitz seiner 
Nachkommen. 
Am 2. August übergab Croonders die Festung 
mit der ganzen Artillerie, mit Waffen, Munition 
und Lebensmitteln an den Kurtrierischen Be 
auftragten, Philipp Friedrich v. Reiffenberg, 
Statthalter zu Koblenz, der sie mit 100 Mann 
in Besitz nahm. Am gleichen Tage wurde 
Bartholomäus Caratiolo als trierischer Festungs 
gouverneur eingesetzt. 
Croonders hatte am Tag vor der Übergabe 
den Marschall de Crequi, der sich in der Nähe 
aufhielt, um freies Geleit bitten lassen, was 
dieser jedoch ablehnte. Infolgedessen mußte der 
Freiherr v. Reiffenberg die Ausziehenden eine 
Strecke weit begleiten lassen. Croonders hat 
die Übergabe seiner Festung nur kurze Zeit 
überlebt. Im Jahre 1676 sollte er im Auftrag 
seines Herzogs das Kommando in Homburg 
unter kurtrierischer Hoheit wieder übernehmen 
und erhielt auch das Patent des Kurfürsten. 
der dem bisherigen 
Schloßkommandanten, 
Oberstleutnant deMon- 
net, Auftrag gab, die 
Festung an Croonders 
zu übergeben, aber 
bereits am 12. Juli 
1677 starb er in Hom 
burg, dessen Verteidi 
gung er in 25 Jahren 
seine Kräfte geopfert 
hatte. 
In St. Avold wurde er in der Kirche der Bene 
diktiner begraben, denen seine Vorfahren viele 
Schenkungen gemacht hatten und die er selbst 
in seinem Testament mit Gütern in Baronville 
bedachte. 
Aus seiner Ehe entstammten 2 Söhne Jean- 
Franqois und Philipp und eine Tochter Antoi 
nette de Croonders. Diese heiratete einen 
Hauptmann im Regiment ihres Vater, Albert de 
Lallemont. Nach dem Tode des Herzogs Karl IV. 
trat dieser als Generalleutnant in die Dienste 
Frankreichs. Er reorganisierte das Regiment, 
das später nacheinander die Namen de Zur 
lauben, Royal-Baviere und Hessen-Darmstadt 
führte. Im Jahre 1711 starb er und wurde in 
Liocourt neben seiner Frau Antoinette de 
Croonders begraben. 
Philipp de Croonders diente in Bayern und 
starb ohne Kinder. Sein Bruder Jean-Franqois 
war zunächst Hauptmann in seines Vaters Regi 
ment, dann verließ er den Militärdienst und 
wurde als Nachfolger seines Schwiegervaters 
Jacques Forget de Barst de Bouillon Einnehmer 
auf der Siersburg, wo er 1687 starb. Er soll 
1668 zu Bierbach in einem Duell den herzoglich- 
zweibrückischen Stallmeister Jakob von Cath- 
cart zu Carbiston erstochen haben. Aus drei 
Ehen hinterließ er 4 Töchter und 3 Söhne. Einer 
seiner Söhne wurde Kapuzinerpater und Beicht 
vater der Herzogin von Lothringen. Er starb, 
als er im Alter von 86 Jahren zu Fuß eine 
Pilgerfahrt nach Rom machte, im Schnee der 
Alpen. Sein Bruder Jean-Lothaire de Croonders 
trat als Offizier in französische Dienste und fiel 
1704 an der Spitze seiner Kompanie in der 
Schlacht von Höchstädt als der letzte männliche 
Nachkommen des Oberst de Croonders. 
Eine seiner Schwestern hatte 1711 in Waller- 
fangen (heute Vaudrevange) Claude Bourcier 
de Mondeville geheiratet. Einer ihrer Söhne 
diente im Regiment Royal-Baviere unter dem 
Namen de Croonders und starb hochbetagt 
und ohne Nachkommen 1804 in seinem Besitz 
in Beaumarais bei Saarlouis. 
Wappen 
des Obersten de Croonders 
NEUFANG MALZBIER
	        
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