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Oberst Jean be Croonbecs
KOMMANDANT DER HOHENBURG
Von Kurt Hoppstädter, Wiebelskirchen
3 n den letzten Jahren ist so manches über den
Marquis de la Bretesche geschrieben worden,
der von 1680—1697 Gouverneur der Festung
Homburg war. Das hat durchaus seine Berechti
gung, denn dieser Mann gehört immerhin zu
den markanteren Erscheinungen unserer Heimat
geschichte. Außerdem lebt ja die Erinnerung an
ihn fort im Namen des Lappentascherhofes (rich
tiger Lappentäscher Hof), des Ortsteiles Lappen-
täsch in Wiebelskirchen (sehr wahrscheinlich)
und — seit einigen Jahren — der Siedlung „La
Bretesche" in Homburg. Der Marquis de la
Bretesche wird also nicht so leicht in Ver
gessenheit geraten können.
Um so mehr ist es zu bedauern, daß es das
unverdiente Schicksal eines seiner Vorgänger
geworden ist, ganz aus dem Bewußtsein der
Gegenwart verschwunden zu sein. Der Oberst
de Croonders, um den es sich hier handelt,
steht in der Geschichte unserer Heimat da als
ganz einzigartige Gestalt, als leuchtendes Bei
spiel edler Mannestugend und Treue, also von
Eigenschaften, die in keiner Zeit so stark in
die Erscheinung getreten sind, daß sie allge
mein gewesen wären. Der Zufall will es aber,
daß das Beispiel der Feste Hohenburg und
ihres Kommondanten im Dreißigjährigen Krieg
sich fast zur gleichen Zeit im fernen Schwaben
mit der Festung Hohentwiel und ihrem Kom
mandanten Konrad Widerhold wiederholte.
Allerdings sind es nur zwei Fälle, die sich im
tapferen Ausharren in einer Zeit tiefsten
Elendes gleichen. Doch während der württem-
bergische Obrist Dank und Anerkenntnis dafür
erntete, daß er seinem Herzog seine Feste er
hielt, brachten es die Umstände mit sich, daß
de Croonders kaum mehr als Versprechungen
erhielt. Und während die Erinnerung an Konrad
Widerhold in seinem Heimatland wach blieb, ist
Jean de Croonders vergessen.
Deshalb soll hier in diesen Zeilen versucht
werden, ihm ein verspätetes Denkmal zu setzen.
Als 1618 der Fenstersturz der kaiserlichen
Statthalter Slawata und Martinez im fernen
Prag die Kriegsfurie auslöste, die dann dreißig
lange Jahre durch die Lande raste, befand sich
die starke Veste Hohenburg, die die alte via
regalis, die Geleitstraße des Mittelalters
zwischen Metz und dem Rhein sperrte, im Be
sitz der Grafen von Nassau-Saarbrücken. Sie
war in tadellosem Zustand. Graf Johann IV.
hatte um die Mitte des 16. Jahrhunderts die
Burg gründlich überholt. Er hatte die Mauern
und Türme verstärken und neue Gebäude auf
führen, auch eine Wasserleitung in die Burg
legen lassen. Für das zu Füßen der Burg
liegende Dorf Homburg erwirkte er 1552 bei
Kaiser Karl V. die Marktberechtigung und 1558
bei Kaiser Ferdinand I. die Stadtrechte, durch
die das Gewohnheitsrecht der Bürger bestätigt
und ihnen die Bürgerfreiheit verliehen wurde.
Seitdem war an den Mauern immer wieder
gearbeitet worden. Die Magazine waren wohl
gefüllt, und eine starke Besatzung lag in der
Burg. Als um 1624 der französische König die
Verbindung mit den protestantischen Reichs
fürsten auf genommen hatte und die Truppen
des Marschalls Marillac die Grenze besetzten,
erschienen streifende kaiserliche Abteilungen im
Land und verwüsteten und plünderten es und
„haben so barbarische und schreckliche Grau
samkeiten begangen, daß man nichts Schlimmeres
sagen noch erdenken kann".
Während es den Kaiserlichen nun keine Mühe
machte, das Schloß in Neunkirchen zu er
stürmen, gelang ihnen das bei der Hohenburg
nicht. Ja, sie machten nicht einmal einen Ver
such, denn wenn auch kaiserliche Truppen unter
dem Grafen von Schlick „das Thal am Fußberg
der Vestung Hohenburg gelegen, geplündert
und das Dorf Beeden darbei zu Grunde ver
derbt, auch Herrendiener mit sich hinwegge
nommen und stark Ranzion abgefordert" hatten,
so wagten sie doch nicht, die Veste selbst an
zugreifen.
Nach dem Heilbronner Bündnis der evangeli
schen Reichsstände 1633 hatte der Graf zur
Sicherung seiner Lande eine schwedische Be
satzung in die Burg Hohenburg aufgenommen.
Die Burg war noch von den Schweden besetzt,
als im Jahre 1635 erneut die Kaiserlichen
unter dem General Gallas in der Umgebung er
schienen. Zwar versuchte Gallas keine regel
rechte Belagerung. Der kaiserliche Oberst
Wangier konnte jedoch wegen der Saumselig
keit des Burgkommandanten, der seine Pflichten