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in den ersten Apriltagen des Jahres 1810 mit
Marie-Louise vermählt und dass die Kaiserin
dem Monarchen am 20. März 1811 den ersehn
ten Thronerben geschenkt hatte, dem der stolze
kaiserliche Vater den Titel eines « Königs von
Rom» beilegte. Wie überall im französischen
Reiche, wurde die Taufe des Kaisersohnes auch
im Saarland, das durch Friedensvertrag seit
1797 zu Frankreich gehörte, festlich begangen.
Die für den 9. Juni 1811 angesetzten Festlich
keiten in Saarbrücken leitete weithin vernehmba
rer Geschützdonner ein. In ihren Staatsunifor
men zogen sämtliche Militär- und Zivilpersonen
morgens um 9 Uhr zur katholischen Kirche in
St. Johann, natürlich wieder unter dem Donner
der Geschütze. Ein festlicher Zug bewegte sich
nachmittags um 2 Uhr nach der Ludwigskirche,
voran die Schuljugend beider Städte unter An
führung ihrer Lehrer. In dem mit Blumenkrän-,
zen und Laubwerk geschmückten Gotteshause
hielt der evangelische Pfarrer Zimmermann eine
der Bedeutung des Tages entsprechende Rede in
französischer und deutscher Sprache, während
die Kinder unter dem Dröhnen der Geschütz
salven den Ambrosianischen Lobgesang an
stimmten.
Der weitere Tagesverlauf sah für nachmittags
4 Uhr eine Komödie für die Kinder vor, der
diese unentgeltlich beiwohnen konnten. Abends
um 8 Uhr fand ein Wettrennen um zwei sil
berne Uhren statt. Nach eingetretener Dunkel
heit wurde die Stadt illuminiert, ein Ball und
eine freie Nacht beschlossen den Festtag.
Einen gewissen Mittelpunkt aller Festlich
keiten aber hatte die Pflanzung von acht Eichen
auf der Rastpfuhlhöhe gebildet. Eine dieser
acht Eichen ging jedoch bald ein, während die
übrigen sieben wuchsen und gediehen und dem
Walddistrikt später den offiziellen Namen « Sie
ben Eichen » gaben. Und es braucht nicht her
vorgehoben zu werden, dass der Standort dieser
Napoleon-Eichen einer der schönsten Aussichts
punkte von Saarbrücken ist.
Eine weitere Merkwürdigkeit dieses Ehren
tages des jungen Napoleon : 16 arme Kinder
wurden gespeist, und zwei verabschiedete Sol
daten — sie wurden mit je 600 Franken be
schenkt — Iiessen sich an diesem Tage mit ilv'en
Bräuten trauen. Bei den Neuvermählten handelte
es sich um Wilhelm Philippi (vom 4. Grenadier-
Regiment) und Sophie Magdalene Köhl, weiter
um Johann Nikolaus Wagner (vom 46. Gren.-
Rgt.) und Margarete Schmeer, beide aus Bisch
misheim.
Ottweilers erste kathol. Kirche —
eine französische Garnisonkirche
Bereits vor der Einführung der Reformation
an der Saar besuchten die Ottweiler Katholiken
die für sie zuständige Kirche in Neumünster,
die dann 1575 von den Evangelischen in Besitz
genommen wurde. Nach etwas mehr denn hun
dert Jahren trat in den kirchlichen Verhältnis
sen eine Aenderung ein. Nach der Vereinigung
unserer Saarheimat mit Frankreich im Jahre
1680 trat der Metzer Bischof, zu dessen Diözese
von altersher zahlreiche Saarpfarreien gehörten,
eine Visitationsreise an, die ihn auch an die
Saar führte. Am 25. Mai traf der kirchliche
Würdenträger in Ottweiler ein, ein Ereignis, das
den Auftakt zu gewissen Aenderungen im gei
stigen Leben der Gegend bildete. Denn unter
dem Schutze der französischen Verwaltung hat
ten sich verschiedene Bewohner wieder der
katholischen Religion zugewandt, waren aller
dings vorerst ohne Kirche. Die Neumünsterer
Kirche fand der Bischof verschlossen vor, er
konnte immerhin feststellen, dass das Mauer
werk der Kirche gut, drei Kirchenglocken vor
handen waren und im Chor ein Altar stand.
Dennoch wurde 1681 auf Anordnung des
französischen Königs in der Neumünsterer Vor
stadt eine Garnisonkirche gebaut, die die Zivil-
katholiken von Ottweiler und Umgebung mit
benutzen konnten.
Als dann am 21. Dezember 1684 seitens des
Königs angeordnet wurde, dass an allen Orten,
an denen sich zwei Kirchen befänden, die klei
nere den Katholiken einzuräumen sei und an
Plätzen mit nur einer Kirche diese von beiden
Konfessionen benutzt werden dürfe, machten die
Ottweiler von der Benutzungsmöglichkeit der
Kapelle keinen Gebrauch, wie auch die Neu
münsterer auf die dortige Kirchenbenutzung ver
zichteten. Nach wie vor ging man in die neue
Kirche, die denn auch im Besitz der Katholiken
von Ottweiler und Umgebung verblieb, als
Frankreich sich 1797 von der Saar zurückzog.
Die ehemalige Gamisonskirche wurde 1718
durch einen Chor vergrössert ; sie erfuhr in der
Folgezeit eine zusätzliche Erweiterung. Im Jahre
1830 nun musste diese ehemals französische Kir
che wegen Baufälligkeit — sie war auch zu
klein und feucht geworden — geschlossen wer
den. Zwei Jahre später wurde der Grundstein
zu einem neuen Gotteshaus gelegt, das am 21
September 1834 seine Weihe erhielt.