Full text: 1949 (0077)

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Saarheimatbilder in Prosa 
Reicher als man glaubt ist unsere saarländische Heimat an geschicht 
lichen Erinnerungsstätten, über deren Bedeutung in früherer Zeit die 
wenigsten unterrichtet sind. Schuld an dieser Unkenntnis trägt meist die 
Heimatforschung, die sich immer wieder auf vorhandene und oft dürftige 
Forschungsergebnisse stützte und den vorhandenen Quellen nachzugehen 
versäumte. Eine Einschränkung der Schuldfrage kann insofern Platz grei 
fen, als es bisweilen schwierig zu sein schien, an bestimmte Quellen 
heranzukommen, die uns eine Unmenge köstlichen Materials über die Ver 
gangenheit unserer schönen und geschichtlich reichen Heimat bieten. 
Einige kleinere Betrachtungen mögen daher das Wissen der Leser des 
seit Jahrzehnten beliebten Bergmanns-Kaletiders in heimatkundlicher 
Richtung bereichern. 
Eine steinerne Erinnerung 
an die Prinzessin Soubise 
wollen wir den stattlichen Torbau am ehemaligen 
Kloster Fraulautem nennen. Bis zum Jahre 1793 
beherbergten diese Anlagen ein weithin angese 
henes Nonnenkloster, das nur Angehörige des 
Adels aufnahm. So schickte beispielsweise der 
Adel aus dem Erzstift Trier, aus Lothringen 
und anderen angrenzenden Ländern seine Töchter 
besonders gerne in die Zurückgezogenheit dieser 
Abtei, deren alleiniger Schirmherr seit 1581 
Lothringen war. Trotz klösterlicher Mauern ver 
misste man hier offenbar nie ganz die Welt, 
und eine standesgemässe Versorgung war allen 
falls gesichert. Dieses Ansehen genoss das 
Kloster durch alle Jahrhunderte, und wir haben 
Beweise dafür, dass die benachbarten Dynasten 
und hohen Häuser es als Zeichen besonderer 
Gunst und Ehre ansahen, die Aebtissin von 
Fraulautern bei bedeutenden Handlungen als 
Zeugin oder auch als Taufpatin zuziehen zu 
können. 
Selbst am französischen Hofe schienen die 
Fraulautemer « Dominae », wie man die Nonnen 
nannte, sich besonderer Gunst und eines hohen 
Ansehens zu erfreuen. Denn zur Zeit Lud 
wigs XIV. diente das Kloster der gefeierten 
Schönheit von Versailles auf einige Jahre als 
Aufenthaltsort. Ein offensichtlich unvollendeter 
Klosterflügel und ein Sterbeakt im Pfarregister 
von Fraulautern vom Jahre 1760 erinnern neben 
der Tradition an dieses Geschehen. Ob Eifer 
sucht oder erforderliche Klugheit die Veran 
lassung waren, «la belle Madame de Soubise » 
nach Fraulautern zu verbannen, ist für uns von 
untergeordneter Bedeutung. 
Jedenfalls erschien die Prinzessin eines Tages 
mit einem kleinen Hofstaat in dem Kloster an 
der Saar. Und weil die Verbannte verständ 
licherweise mit den in der Zurückgezogenheit 
lebenden Stiftsdamen nicht in rechter Harmonie 
zu leben schien, mied, sie eines Tages jeglichen 
Umgang mit den Nonnen. Um aber während 
ihres unfreiwilligen Aufenthaltes wenigstens un 
abhängig leben zu können, entschloss sie sich 
zur Gründung eines eigenen Hauses, das wir in 
dem «Torbau der Prinzessin Soubise» heute 
noch vor uns haben. 
Wie bereits angedeutet, scheint der zweige 
schossige Bau nicht vollständig zu sein, denn es 
fehlt der an den mittleren Torbau anschliessende 
Westflügel, und auf der Westseite laufen die 
Gesimse nicht herum, so dass hier allem An 
schein nach ein Gegenstück zum Ostflügel 
geplant war. Doch bevor alle Pläne der Prinzes 
sin durchgeführt wurden, rief man sie nach Ver 
sailles zurück. 
« Sieben Eichen » 
auf dem Saarbrücker Rastpfuhl 
Der Leser wird überrascht sein, wenn ihm 
gesagt wird, dass diese Stätte auf der Höhe des 
Rastpfuhls bei Saarbrücken eine eigenartige Erin 
nerung an Napoleon in sich schliesst. Diejenigen, 
die in der Geschichte etwas bewandert sind, wer 
den sich erinnern, dass sich Kaiser Napoleon I.
	        
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