Full text: 1949 (0077)

rüber oder wenigstens daneben. 
Die Auswertung dieser Steinsärge 
ist heute noch nicht möglich. Hier 
über müssen besondere Unter 
suchungen angestellt werden, die 
ich bereits begonnen habe. Hier 
sei nur noch erwähnt, dass alle 
Steinsarggräber westLch des spät 
gotischen und damit auch des ro 
manischen Chors lagen und dass 
die dem Chor am nächsten befind 
lichen Steinsärge die ältesten sind. 
Einen Übergang zu einer an 
deren Bestattungsform stellt Grab 
23 (Abb. 2) dar. Es ist ein Stein 
wackengrab mit einem Stück eines 
Steinsarges am Fussende, so dass 
der Bestattete oben von handgros 
sen Steinwacken umgeben und 
überwölbt war, während seine 
Füsse in dem Sargstück ruhten. 
Die Steinwackengräber sind so her 
gestellt, dass der Tote ganz von 
Wackensteinen oder teilweise auch 
Feldsteinen umgeben und mit diesen durch eine 
Art von rohem Gewölbe zugedeckt war. Die Fugen 
zwischen den Steinen waren mit gelbem Lehm ver 
schmiert. Neun solche Gräber wuirden gefunden. 
Die Toten hatten zum Teil den rechten Arm im 
Winkel über den Leib gelegt. Die Steinwacken 
gräber sind die ältesten, die wir hei der Ausgra 
bung freilegten. Sie sind über die ganze Fläche 
innerhalb und ausserhalb der romanischen Kirche 
verstreut, nehmen also keine Rücksicht auf diese. 
Darum müssen sie älter sein und sind es auch. Den 
besten Beweis dafür haben wir in Grab 11. Es 
enthielt das Skelett eines Mannes mit einem Skra- 
masax als Beigabe. Der Skramasax (Abb. 19) ist 
das kurze, einschneidige Stosschwert der Franken 
in der Merowingerzeit, das heisst im 6. und 7. 
Jahrhundert. Ein anderes Steinwackengrab, in dem 
eine Frau bestattet war, enthielt als Beigabe ein 
kleines Gebrauchs- oder Küchenmesser. Nicht ver 
gessen will ich, hier das Steinwackengrab Nr. 21 
Bild 16 Steinsarg mü Dübellöchern (Photo Staatl. Landesbildstelle) 
zu erwähnen. Der Verstorbene hatte seinen Lang 
schädel an ein Marmorrelief gelehnt, das am 
Kopfende des Grabes an Stelle von groben Steinen 
eingesetzt war. Das Reliefbruchstück (Abb. 20) aus 
weissem italienischem Marmor stellt eine Figur dar, 
die vom Knie bis zur Hüfte erhalten ist. Die linke 
Hand hat den antiken Mantel gefasst und fvon ihr 
fallen die gerafften Falten des Stoffes im Bogen 
zur Hüfte, den Leib freilassend, und in etwas 
steifer Manier schräg nach unten. Dieses Relief 
stammt sehr wahrscheinlich wieder von dem Bau 
werk der Römerzeit, von dem schon die Rede war. 
Was sagen uns diese Frankengräber? Ihre Ent 
deckung ist von grösstem Interesse für die älteste 
Geschichte des Dorfes. Durch sie ist bewiesen, dass 
auf dem Kirchhügel in Losheim in der merowin- 
gischen Zeit ein Frankenfriedhof, ein sogenanntes 
Reihengräberfeld lag. Ein alter Losheimer will in 
früheren Jahren nördlich ausserhalb der Kirche 
Baumsärge gesehen haben, die bei Ausschachtungs- 
Bild 17 Steinsärge (Photo Staatl. Landesbildstelle) 
Bild 18 Grab 6
	        
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