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Bild 14 Tasse aus Grab 24
die noch älter war als die romanische von 1050.
Von einer solchen fanden wir aber keine Mauer
reste.
Pfarrer Gross bewahrt ein Stück geschmolzenen
Glockenmetalls auf, das er am Grunde der Mauer
C zwischen zwei Steinen der untersten Lage in der
Fuge fand. Wenn wir diesem Fundstück Beweis
kraft zuerkennen dürfen, so muss vor der Errich
tung der Mauer C eine hier gebaute Kirche oder
Kapelle verbrannt sein, in der die Glocke hing.
Aus dieser müssten auch die mit leuchtenden Mi
neralfarben bemahen Bausteine stammen, die in die
Mauer C eingebettet waren.
Von jetzt an kommen wir auf diesem Weg nicht
mehr weiter zurück, er verliert sich ins Dunkel der
Frühzeit. Aber wir müssen ja noch einen Blick auf
die Gräber werfen, die in der Kirche aufgedeckt
wurden, und damit kommen wir weiter. In mehr
fachen Lagen übereinander waren die Gräber im
Boden der Kirche geschichtet. Die meisten hatten
den Kopf im Westen und die Füsse im Osten, also
die Blickrichtung nach Osten. Das ist eine Sitte,
die wir zuerst aus den Reihengräberfriedhöfen der
Franken kennen, die aber auch im Mittelalter noch
lange beibehalten wurde. Andere Gräber lagen um
gekehrt mit dem Blick nach Westen, innerhalb der
Kirche also der Gemeinde zugekehrt. Dies waren
Priestergräber. Die jüngsten entstammten dem
18. Jahrhundert. Wir fanden in einem derselben
ein noch gut erhaltenes Skapulier
auf der Brust des bestatteten Prie
sters und auf dem Schädel eines
anderen die damals übliche Pe
rücke.
Die weitaus grösste Zahl der
Gräber waren gewöhnliche Erd
bestattungen mit Holzsarg. Natür
lich war von den Särgen meistens
nichts mehr vorhanden ausser einer
dunklen Verfärbung der Erde.
Zwei dieser Erdbestattungen boten
ein besonderes Interesse. Sie lagen
1,60 m tief und waren etwa 10 cm
in den roten harten Sand des ge
wachsenen Bodens eingearbeLet.
Das eine, Grab Nr. 24 (Abb. 2),
enthielt das Skelett eines Mannes.
An seinem Kinn stand die Tasse
(Abb. 14) aus braunem glasiertem
Ton. Der Inhalt der Tasse ist noch
nicht mikroskopisch und chemisch untersucht. Viel
leicht gelingt es festzustellen, was man dem Toten als
Wegzehrung in der Tasse mitgegeben hat. Jeden
falls hat man sie ihm unmittelbar vor den Mund
gestellt. Das andere Grab (Nr. 25) enthielt die
Gebeine einer jungen Frau. Sie hatte den Toten
kranz um das Haupt, so dass ihr Schädel von der
Oxydation der noch zum Teil erhaltenen hübsch
getriebenen oder gepressten Bronzeblättchen rings
um grünspanig geworden war. Die beiden Gräber
sind gleichzeitig, nach der Tasse zu urteilen, mittel
alterlich.
Das Erdprofil (Abb. 15), das ich sofort nach der
Freilegung der beiden Gräber aufgenommen habe
zeigt folgendes Bild: unten der gewachsene Boden,
in den die beiden Gräber flach eingetieft sind. In
65 cm Höhe die Schuttschicht vom Abbruch der
romanischen Kirche zwischen 1504 und 1518.
Darin lagen die Schieferbruchstücke vom Dach, so
dass wir auch jetzt sicher sind, dass die romanische
Kirche ebenfalls mit Schiefern gedeckt war. In 1 m
Höhe die Schuttschicht vom Abbruch des spät
gotischen Chors bei der Verlängerung der Kirche
von 1784. In 1,50 m Höhe die Oberfläche des
Kirchenfussbodens bis 1947. Aus dem Profil geht
hervor, dass die beiden Gräber älter sind als das
Jahr 1504 und dass entsprechend den beiden
Schuttschichten tatsächlich auf die romanische
Kirche die spätgotische folgt, deren Chor 1784 ab
gerissen wurde. Das für Losheim so schwere Jahr
1635 im Dreissigjährigen Kriege und der Brand
von 1677 — beide bezeugt — scheinen an der
Kirche keine Spuren hinterlassen zu haben.
Unter den Gräbern befanden sich zwölf mit
Steinsärgen. Einige davon sind in zweiter Verwen
dung aus mächtigen Architekturstücken des römer
zeitlichen Bauwerks hergestellt, von dem wir ver
muten, dass es in heidnischer Zeit auf dem
Kirchplatz stand. An diesen Särgen sind aussen
Dübellöcher zu sehen (Abb. 16, Sarg im Vorder
grund) oder Profilierungen (Abb. 17, oberer Sarg
und Teil eines Sargdeckels mit Profil einer Pfeiler
basis im Vordergrund). Dazu sind diese Särgc-
meistens halbwalzenförmig, also aus bereits in der
Römerzeit halbwalzenförmig gewesenen Architek
turgliedern gearbeitet. Abbildung 18 zeigt das Grab
6 kurz nach der Öffnung. Der Tote hatte keine
Beigaben, aber seine Unterarme und Hände lagen
merkwürdigerweise unter dem Becken anstatt da-
Bild 15
Erdschichtenproffl bei den Gräbern 24 und 25
-MW7-
Oberfläche Kirchcnfussboden
§ Auffullschichten - Streifen au-t
S? rotem Sand und brauner Erde
I Dachschieferbruchstdcke
_ jj? Bauschutt
,T Braune Erde
•£}
_ Bauschutt
—j— Dachieferbruchstucke
Braune- Erde
// Gewachsener Boden
(roter fester Sand)
-AS