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vorstellen ? Es ist schade, dass an der Südseite der
Apsis, wo später der spätgotische Chorturm errich
tet wurde, gar nichts mehr erhalten ist. Die Bau
handwerker um 1500 haben da ganze Arbeit ge
macht, und das wird immer eine Lücke in der
Kenntnis der romanischen Anlage zu Losheini blei
ben. Ungeklärt bleibt die Mauer H. Wir wissen
noch nicht, ob sie zum gotischen Turm gehört oder
früher ist. Auf jeden Fall kann sie ihrem Aussehen
nach nicht mit dem Mauerwinkel G in Zusammen
hang gebracht werden. Hier kann nur eine Nach
untersuchung mit Hacke und Schaufel Aufschluss
geben. So müssen wir uns vorläufig mit dem be
gnügen, was wir am Mauerwerk im Boden und an
der zeitgenössischen Darstellung auf dem Mett
lacher Kreuzreliquiar sehen konnten. Eine sehr ein
fache romanische Kirche mit halbkreisförmiger
Apsis aber ohne Turm (Abb. 13).
Diese kleine Kirche des Abtes Folcold w;ar der
Mittelpunkt des kirchlichen Lebens im Klosterhof
Losheim und in der Gemeinde. Nach der Darstel
lung auf dem Kreuzreliquiar war der Klosterhof
mit einer zinnenbewehrten Ringmauer umgeben und
demnach zur Verteidigung eingerichtet. Das erklärt
sich aus der Unsicherheit der Zeit. Der etwas
ältere « alte Turm » in Mettlach, damals als Grab-
kirche des hl. Ludwin der Gottesmutter geweiht,
hatte ebenfalls wehrhaften Charakter. Losheim war
die bedeutendste Besitzung der Mettlacher Abtei,
und der Klosterhof hatte seine Grundlage in der
ausgedehnten Landwirtschaft, die vom Kloster hier
oben betrieben wurde. So stand das Kirchlein seit
etwa 1050 bis kurz nach 1500, wo es zu klein und
alt geworden war. Ob es gelegentlich einmal ver-
grössert worden, ob Türme, Seitenschiffe oder son
stige Zutaten es später bereicherten, wissen wir
nicht. *
Damit sind wir bis ins 11. Jahrhundert zurück
gekommen. Aber Losheim ist älter und seine Kirche
auch. Wir haben oben gelesen, dass die Pfarrge-
rneinde schon im 10. Jahrhundert nach Mettlach
wallfahrtete. Bekannt ist die erste Erwähnung von
Losma in der Urkunde des Königs Zwentipold vom
Jahre 896. Demnach ist sicher, dass die Pfarrge-
meinde auch schon im 9. Jahrhundert bestand. Ich
glaube, dass die Mauern C, D und E (Abb. 2)
noch älter sind. In ihnen kamen Steinschichten mit
schräg vermauerten Steinen vor, eine Mauertech
nik, die wir aus der späten Römerzeit, also dem
4. Jahrhundert, aber auch aus der Karolingerzeit,
dem 8. Jahrhundert, kennen. Vielleicht sind diese
Mauern karolingisch. Wenn wir sie als Gelände-
stützmauem betrachten, so haben sie als solche nur
ihre Berechtigung, wenn auf dem von ihnen ge
stützten Gelände wieder eine Kirche gestanden hat,
Bild 13 Rekonstruktion der romanischen Kirche