Full text: 1949 (0077)

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Im Arbeitsleben des Bergmannes finden wir, 
wie auch im Leben jedes Einzelmenschen, Tage 
von besonderer Bedeutung. 
So gelten Geburts-, Namens- und Hochzeits 
tag, der Tag der Ablegung der Knappen-, 
Gesellen-, Hauer- und Meisterprüfung im Leben 
des Bergmannes als besondere Festtage, die in 
der Regel in der Familie oder im Kreise der 
Kameraden entsprechend gefeiert werden. 
Wir wollen es auch in der grossen Gemein 
schaft der Saarbergmänner so halten und auch 
in diesem Jahre der Kameraden gedenken, die 
bis zum 30. Juni 1948 
40 JAHRE 
ununterbrochen im Saarbergbau tätig gewesen 
sind. 
Bei dieser Gelegenheit stellen wir das Lebens 
bild der Kameraden besonders heraus, die in 
ihrem Arbeitsleben gleichsam zwei Berufe aus-- 
üben, d. h. die Bergmann und Bergmannsbauer 
zugleich sind. 
Bergmann und Bauer stellen zwei Berufe dar, 
die viele gemeinsame Eigenschaften haben. Der 
Bergmann ist bei seiner Arbeit unter Tage in 
der gleichen Materie, d. h. im gleichen Stoff 
überwiegend tätig wie der Bauer bei der Ernte. 
Bei der Beurteilung dieser Tatsache müssen wir 
uns darüber klar sein, dass das, was heute Stein 
kohle ist, einst blühende Gräser, Kräuter und 
Bäume ihrer Zeit waren, wobei wir uns das 
schwimmende, kriechende, laufende und flie 
gende Getier nicht wegdenken dürfen. 
Darüber hinaus müssen wir uns aus der Zeit 
der Entstehung der Steinkohle noch über folgen 
des klar sein: 
Der Schöpfer der Erde hat in seinem 
«Werde » mit weiser Absicht den Men 
schen der kommenden Zeiten das, was dem Un 
tergang zu verfallen drohte, erhalten, erhalten 
für unsere Zeit. Dies zu erkennen ist dem Men 
schen, den Er mit Verstand und freiem Willen 
ausgestattet hat, Gebot. 
Wenn der Bergmannsbauer in seiner Freizeit 
mit Weib und Kind auf seinem Grund und Bo 
den den Pflug führt, den Acker bestellt, die 
Saat pflegt, dann tut er dies in der Absicht 
mitzuhelfen, damit die Kommenden das zum 
Leben notwendige Brot haben. 
Die gleiche Zwecksetzung, wenn auch in an 
derer Form, erkennen wir beim Abbau der 
Kohle, die in ihrer Ursubstanz und ihrem Sein 
einstmals das gleiche gewesen ist, was heute 
der Bauer, auch der Bergmannsbauer im 
Schweisse seines Angesichts hegt und pflegt. 
Die Arbeit bei der Feldbestellung ist für den 
Bergmann mindestens gesundheitlich und als 
Ausgleich für die schwere Arbeit im Bergbau 
so wertvoll wie der Sport, der unter dem freien 
Himmel getrieben wird. 
Noch etwas ist zu beachten ! Der Bergmanns 
bauer hat dem Saarbergbau in bezug auf die 
Zusammensetzung der Belegschaft sein Gepräge 
gegeben. In keinem Bergbaugebiet von West- 
Europa finden wir eine so sesshafte Belegschaft, 
wie dies erfreulicherweise im Saarbergbau der 
Fall ist. Dieser Vorgang bedingt hinsichtlich der 
Sozialversicherung und der Altersversorgung 
manche Schwierigkeit. Diese Tatsache bedeutet 
aber nicht, dass der geschilderte Zustand uner 
wünscht ist. Die Vorteile, die in der Sesshaftig 
keit und in dem hieraus bedingten Nachwuchs 
aus den Bergmannsfamilien liegen, überwiegen 
die erwähnten Schwierigkeiten. Es soll so blei 
ben, wie es z. Zt. ist. Der Bergmannsbauer ver 
erbt Land und Pflugsterz und den Gruben 
stecken. 
Liebe Jubilare! 
Ihr habt in Eurem Arbeitsleben als Bergmän 
ner nicht nur als solche Eure Berufspflichten er 
füllt. Ihr habt mehr getan als dies. In Eurem Ar 
beitsleben ist das Saarland wirtschaftlich gross ge 
worden. Wir haben heute Industriebetriebe in 
unserem Land, die 1907/08 auch dem Namen 
nach vollständig unbekannt waren. Was wurde 
in Eurem Arbeitsleben nicht alles neu geschaffen 
und wie wurde das Geschaffene oder das bereits 
Bestehende technisch verbessert! Betrachten wir 
nur stichwortartig den wirtschaftlichen Fort 
schritt ausserhalb des Bergbaues, der Eisen- und 
Hüttenindustrie und der Eisenbahn! Wir be 
kamen neue Strassen, Autobusverkehr und hier 
durch die Verkürzung der Abwesenheit vom 
Wohnort, um eine Schicht zu verfahren, bessere, 
schönere und gesündere Wohnungen, Ärzte und 
Apotheken, auch in kleinen Landorten, Gas, 
elektr. Licht, Telefon, Wasserleitung und Kana 
lisation, auch in vielen Orten unserer Heimat
	        
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