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Ratschläge für junge Mütter
Ihr Kind, junge Mutter, diese kleine schreiende Puppe,
die schon die roten Fäustchen bewegt und die Lippen ößnet
zum trinken, bedarf nicht nur Ihrer ganzen Zärtlichkeit
und Ihrer ganzen Liebe, sondern vielmehr noch und ganz
besonders der geschulten Pflege; unser Ziel ist es, indem
wir Ihnen nachstehende Ratschläge erteilen, Ihnen behilflich
zu sein bei Ihrer Aufgabe, der schönsten Aufgabe, die es
auf dieser Erde gibt, nämlich einen gesunden Mann oder
eine gesunde Frau heranzubilden aus dem kleinen Wesen,
das Sie soeben zur Welt gebracht haben.
Nach der Geburt. — Während der ersten Tage
ist den Augenlidern des Kindes besondere Auf
merksamkeit zuzuwenden. Sind diese rot, ge
schwollen oder klebrig, oder scheiden sie eine
Flüssigkeit oder Eiter aus, so benachrichtigen Sie
sofort den Arzt. Wenn die Augen normal sind,
so waschen Sie sie morgens und abends mit
einem Stückchen Leinen oder etwas Watte, wel
ches Sie zuvor mit lauwarmem, gekochten
Wasser getränkt haben
Die erste Pflege. — Das Kind wird nicht ge
badet, bevor nicht die Nabelschnur abgefallen
ist. Die erste « Toilette » besteht darin, das K'nd
von der fettigen Schicht zu befreien, mit welcher
es bedeckt ist. Waschen Sie rasch das Gesicht
und den Körper des Kindes mit einem Watte
bausch, den Sie in lauwarmes Seifenwasser tau
chen. Machen Sie es gut sauber und trocknen
Sie es dann mit einem weichen Tuch ab, das Sie
vorsorglich angewärmt haben; es darf keinerlei
Feuchtigkeit in den Hautfalten Zurückbleiben.
Danach legen Sie eine sterile Kompresse auf den
Nabel oder ein Stück altes Leinen, das zuvor
sorgfältig ausgekocht und feucht gebügelt wor
den ist. Die Innenseite des Leinens, die mit dem
Nabel in Berührung kommt, darf nicht angefasst
werden. Legen Sie darauf etwas saubere Watte
und befestigen Sie das Ganze mit einer Binde,
die wie ein Gürtel angelegt wird. Wenn die Na
belschnur abgefallen ist, so legen Sie immer noch
eine trockene, sterile Kompresse an, bis die
Nabelwunde gut vernarbt ist und fahren S : e
damit fort, eine Binde anzulegen, bis die Gefahr
der Bildung von Nabelbrüchen vorbei ist.
K ; nderwäsche. — Die Kinderwäsche darf nicht
aus hartem Stoff sein. Am besten ist : altes
Baumwollgewebe, Flanell, handgestrickte Woll
sachen und Kleidungsstücke, die sehr weit und
bequem sind. Keine Knöpfe, Häkchen oder Hafte,
die verletzen, kratzen oder scheuern können. Be
festigen Sie die Windeln mit langen Sicherheits
nadeln, die sich nicht öffnen können. Halten Sie
das Ganze gut sauber und sorgen Sie für einen
genügenden Vorrat, damit Sie die einzelnen
Teile je nach Bedarf auswechseln können.
Die Bekleidung für Kleinstkinder besteht aus :
einem weichen Leinenhemdchen, einem Woll-
jäckchen (Hemd und Jäckchen sollen lange
Aermel haben und reichen in ihrer Länge bis
zum Gürtel ; sie werden auf dem Rücken mittels
Schnüren oder über Kreuz verschlossen), einer
viereckigen Unterlage aus weichem Stoff, deren
Seiten etwa 80 cm lang sind, e ; nem Tuch aus
Baumwolle von etwa 40 cm X 40 cm, einer Win
del aus Wollflanell von 90 cm X 90 cm, Schüh-
chen (Sie können einem Kleinstkind im Winter
wollgestrickte Schühchen anziehen, selbst unter
der Wickel), einem Häubchen (wenn Sie eine
Sicherheitsnadel oder eine Brosche anbringen, so
achten Sie wohl darauf, dass dieselbe gut befe
stigt ist und sich nicht öffnen kann). Das Häub
chen ist nur anzuziehen bei Ausgängen oder bei
Nacht, wenn das Kind erkältet ist. Bei Spazier
gängen wird das Kind je nach der Jahreszeit mit
einem zusätzlichen Jäckchen, einem Mantel und
Fausthandschuhen bekleidet.
Das Bett des Kindes. — Während der ersten
Monate schläft das Kind in einer Wiege, oder
ganz einfach in einem grossen Waschkorb, der
aut einem festen Untergestell steht. Die Matratze
aus Rosshaar oder Haferspreu wird mit einem
wasserdichten Tuch überzogen unter dem Lein
tuch. Es ist von grosser Wichtigkeit, die Matratze
so zu schützen, um üble Gerüche zu vermeiden.
Auf die Matratze legen Sie ein Gummi und ein
Baumwolltuch. Das Kopfk ! ssen muss flach sein.
Das obere Leintuch und eine Woll- oder Baum-