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VON ALOIS THIERY • SULZBACH
U nserem Jahrhundert ist es Vorbehalten
gewesen, den Ikarustraum der Mensch
heit Wirklichkeit werden zu lassen.
Das Flugzeug hat alle Gepflogenheiten,
Weg und Zeit betreffend, überholt, die Völker
einander nähergerückt und so der Zivilisation
seinen Stempel aufgedrückt. Im grausamen
Kriegseinsatz liess es sich zum Handlanger ge
gen das Leben missbrauchen. Seine friedliche
Verwendung dagegen hilft, die Wunden schnel
ler heilen und herzliche Hilfsbereitschaft überall
dort wirken zu lassen, wo sofortiges Eingreifen
Leben bedeutet. Möge letzteres am Anfang
jeder weiteren Luftfahrtforschung stehen.
Die Verwendung der Luftschraube als An
triebsmittel des Flugzeuges hat entscheidend zur
Eroberung des Luftraumes beigetragen. Von
einem starken Motor angetrieben, bohrt sich
der Propeller in sein Element; die von ihm ver
drängte Luftmenge hängt ab von der Grösse'
und Drehzahl der Luftschraube, sowie von der
Schrägstellung der Blätter. Bei geringer Luft
dichte muss diese Schrägscellung grösser sein
als in normalem Luftgewicht in Bodennähe,
ohne dass dadurch der vollaufende Motor an
Tourenzahl nachlässt. Wir können daraus
schlossen, dass Luftschrauben mit starren Blät
tern nur in einer bestimmten
Luftdichte die Motorenleistung
voll ausnutzen. Wollen wir aber
in grossen Höhen schneller flie
gen, so muss die Schraube ver
stellbar sein. In einem schnellen
Verkehrsflugzeug ist es daher
nur durch diese Schraubenart
möglich, die Kraft eines mo
dernen Sternmotors mit Ein
spritzvergasung voll auszunüt
zen. Die Arbeit der Luftschrau
be besteht darin, mit ver
hältnismässig schwacher Schräg
stellung in Bodennähe, oder mit
steilem Blattwinkel in Höhen
luft eine grosse Luftmenge an
zusaugen und nach hinten zu
drücken, also einen Luftstrom
zu bilden, welcher den Vortrieb
bezweckt und an den Tragflä
chen den Auftrieb ergibt. Die
Arbeitsleistung oder der Zug
des Propellers errechnet sich
aus Masse der verdrängten
Luft X Strömungsgeschwindigkeit. Dieser vor
wärtstreibenden Kraft wirft sich der Luftwider
stand des Flugprofils hemmend entgegen, er
steigt schnell mit zunehmender Geschwindig
keit an. Solange die Arbeit des Propellers
diesen Wiederstand überwiegt, kann das
Flugzeug beschleunigt werden. Die Geschwin
digkeitsgrenze bei Propeller-Antrieb im Hori
zontalflug beträgt 755 Stdkm. Den Versuchen
der Techniker, weiter zu gehen, stemmt sich
der nun stark ansteigende Luftwiderstand, ver
bunden mit starken Luftwirbeln entgegen.
Nachdem der Propeller seine Leistungsgrenze
erreicht hatte, griff man zur Verbrennungstur
bine mit Ausströmdiise. Hier wird auch durch
Beschleunigung einer Luftmenge eine Antriebs
arbeit erzielt; dabei ist der Faktor Masse ge
ringer als beim Schraubenantrieb, dagegen die
Ausströmgeschwindigkeit eine bedeutend grös
sere, sodass die Leistungskurve in höhere Flug
geschwindigkeiten reicht. Die Düsenturbine be
steht aus einem starken Kompressor und einer
Verbrennungsturbine, welche auf einer gemein
samen Nabe montiert sind. Zum Starten wird
diese Nabe von einem Anlass-Motor angetrie
ben. Der Kompressor ist ein Zentrifugal-Kom
pressor bis zu 16.000 U/min oder Axial-Kom-
Bild 1 Schnitt des französischen Turbinenmotors Rateau SRA-l
1) Lufteintritt - 2) Niederdruck-Kompressor - 3) Hochdruck-Kompressor
4) Verbrennungskammer - 5) Verbrennungsraum - 6) Brennstoff-
Einspritzung - 7) Überström-Kanal zur Düse - 8) Turbine - 9) Ausström-
Düse - 10) Vorderes Achsenlager