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ihr wohl nicht besonders gut, fragte er, nach
allem, was er oben auf dem Heustock von ihr
gehört habe.
« Ach », versetzte sie,* « Wenn man so allein
ist, als Frau, Ihr wisst ja, ein jeder tanzt einem
auf dem Kopf herum. Am schlimmsten die
Verwandten. »
Sie liess es zu, dass er ihr nachher ein wenig
in allem zur Hand ging. Sie fragte ihn zwischen
durch nach diesem und jenem, und er gab ihr
Bescheid, auf eine willige, treuherzige Art. Sie
spürte seine Hilfe, sie meinte, Bab und sie
arbeiteten wieder zusammen. Eigentlich ging
doch nichts über eine männliche Hand im Haus
und ein bisschen Geheischnis.
In den nächsten Tagen mähten sie das Korn
und brachten es ein. Darauf den Hafer. Ob er
nicht auch noch für die Kartoffeln bleiben
könne? Ei gewiss. Und so blieb er. Er war
von früh bis spät auf den Beinen. Nachts
schlief er unten in Babs Kammer, in dem Bett,
worin Bab gestorben war. Des Sonntags ging
er gewöhnlich allein in den Wald oder schien -
derte über die Felder und äusserte nachher
seine Meinung über dies und das. Einmal
erzählte man ihr, er habe mit einem der Kater
vor dessen Haustür gestanden, und sie hätten
sich gestritten.
einen jeden. Mich haben sie .auch verderben
wollen. »
« Ich weiss », erwiderte er.
Nun blieb er des Sonntags bei ihr, oder er
ging mit ihr auf den Kirchhof, an Babs Grab.
Sie erzählte ihm von Bab. Auch zu Hause er
zählte sie ihm, wie gut Bab gewesen sei, ein
herzensguter Mann. Da geschah es, dass Wanne
macher plötzlich die Hände vors Gesicht
schlug und seufzte. Traud fiel sein absonder
liches Tun auf. Ob er einen Kummer habe?
Doch er gab ihr keine Antwort.
Am Kirmessonntag stand sie vor der Türe.
Sie sah Wannemacher aus der Wirtschaft
herauskommen und über die Strasse gehen,
ein wenig schwankend. Einer der Kater trat
ihm in den Weg, Wannemacher wich ihm aus,
doch der Kater griff ihn beim Arm, mit einmal
lag der Kater am Boden und stand lange
nicht mehr auf.
Sie fühlte plötzlich eine kalte Angst vor
Wannemacher. Sie ging in die Stube zurück.
« Jetzt muss ich wissen », sagte sie zu Wanne
macher, als er in die Stube zu ihr kam, « jetzt
muss ich wissen, was für ein Spiel Ihr mit mir
treibt ».
Er hatte übers Mass getrunken.
Sie warnte ihn : « Lasst Euch nicht mit den * Frau... Frau... », stptterte er, und jetzt
Gaunern ein, Wannemacher, sie verderben F n S er § anz haltlos an zu weinen. Er liess sich
in den Stuhl fallen. « Ich bin ein Hund, ein
Hund, ein miserabliger Hund ! »,
stiess er hervor und hieb mit der
Faust auf sein Knie.
Da also erfuhr sie es : Wanne
macher war damals auf Geheiss
der Kater in ihre Scheune einge
schlichen, um das Haus, gegen
Belohnung, in Brand zu setzen,
abends, sobald Traud zu Bett ge
wesen wäre. Doch dann habe er
sie auf dem Heustock stehen und
zu Bab jammern hören, Bab,
ihrem guten Manne.
Er sagte : « Seht Ihr, da konnte
ich es nicht mehr anstecken. Mir
war, als stehe einer hinter mir und
halte mir die Hand fest. »
Traud nickte und legte die
Hände auf die Brust.
«Ja », sagte sie wie beteuernd,
«das war er, nur er, mein guter
Bab. Er hat Euch die Hand fest
gehalten. Er hält Wacht über
mich und mein Haus. O, du guter, guter Bab!»
Wannemacher packte noch am Abend seine
Sachen und ging. Sie stand am Fenster und
sah ihn das Pfädchen hinauf in das Haus des
Gendarms gehen.
Nun hatte sie für immer Ruhe vor den
Katern.