Die saarbrückisdbe Porzellan-
und Fayence -^Manufaktur in Ottweiler
Z wei Regenten sind es, die Mitte des 18.
Jahrhunderts im saarländisch-pfälzi
schen Westen als bedeutende Kultur
träger zu nennen sind : Fürst Wilhelm
Heinrich von Nassau-Saarbrücken und Herzog
Christian IV. von Zweibrücken, die Lohmeyer
als die typischen Rokokoregenten bezeichnet.
Dass beide denn auch bestrebt waren, ihre eige
nen Porzellanmanufakturen zu besitzen, ist ver
ständlich. Bei Wilhelm Heinrichs Bestrebungen
in dieser Richtung kam vielleicht noch der Um
stand hinzu, dass seine Gemahlin Sophie von
Erbach, mit dem französischen Dichter Diderot
befreundet, engste Beziehungen zu den Höfen
von Versailles und Dresden pflegte, die beide
darin wetteiferten, sich in kostbaren Porzellan
erzeugnissen zu überbieten. So ist nicht von der
Hand zu weisen, dass der Gedanke der Grün
dung einer Porzellanmanufaktur im Saarbrücker
Lande von dem Geist dieser beiden glänzendsten
Höfe des damaligen Europa beeinflusst wurde.
Jedenfalls kamen die ersten Einflüsse bei der
Gründung der Ottweiler Manufaktur von Frank
reich. Am 29. Dezember 1763 erschien vor der
Saarbrücker Kammer der aus Rouen stammende
Dominique Pelleve, « Fabricant de porce-
laine », und verpflichtete sich, eifrig und recht
schaffen die auf Kosten des Fürsten zu errich
tende Fabrik zu verwalten. Mindestens zehn
Jahre wollte er in Diensten Wilhelm Heinrichs
bleiben und diesen mit allen Geheimnissen der
Fabrikation vertraut machen. Bereits Monate zu
vor hatte der Fürst die Mühle unter dem Neu
weilerdamm gekauft, die nun als Quarzmühle
Verwendung fand. In der Nähe des fürstlichen
Sommerpavillons wurde der langgestreckte, ein
stöckige Hauptbau errichtet, zu dem im Laufe
der Zeit weitere Nebengebäude traten.
In der Geschichte der französischen Keramik
hat übrigens der Name « Pelleve » eine gewisse
Bedeutung, und wir dürfen annehmen, dass
Dominique Pelleve in verwandtschaftlichen Be
ziehungen zu einem Pierre Pelleve stand, dem
ersten Direktor der 1737 gegründeteh Fayence-
Fabrik Sinceny, die wieder eine ureigene Schöp
fung der Marquise de Pompadour war.
Pelleve wurde also der technische Leiter der
neuen Anstalt und erhielt anfangs Januar 1764
einen Jeremias Wagner aus Rauweiler im Saar-
werdischen als kaufmännischen Mitarbeiter, der
jedoch nur kurze Zeit in Ottweiler blieb. Sein
Nachfolger wurde Isaac V i 11 e, der aus Valen
gin in der Grafschaft Neuchätel stammte und
damals in Zweibrücken wohnte. Selbstverständ
lich blieb der Fürst bemüht, auswärtige Kräfte
von Ruf, nämlich «sehr geschulte Porzellan
maler », für seine Ottweiler Manufaktur zu
gewinnen. .
So begegnet uns im Oktober des Jahres 1765
der berühmte Modelleur Paul Louis Cyffle,
der von der Fayencefabrik Gabriel Chambrette
aus Luneville kam. Diesen Künstler beauftragte
Wilhelm Heinrich eines Tages, ohne Böses zu
ahnen, geschickte französische Arbeiter für die
Ottweiler Fabrik anzuwerben, weiter in Frank
reich eine Gesellschaft zur Uebernahme der
Manufaktur zusammenzubringen, in die Cyffle
als technischer Leiter eintreten sollte.
Dieser bedeutende Künstler sollte nun der
Porzellanfabrik schnell verlorengehen. Cyffle be
fürchtete, als Künstler innerhalb einer Privat
gesellschaft in den Hintergrund gedrängt zu
werden, ganz abgesehen davon, dass er sich mit
Pelleve nicht zu verstehen schien. Aber noch
ein weiterer Grund schien für Cyffles Haltung
mitentscheidend gewesen zu sein. Der junge
Pelleve, der damals in Luneville weilte, um eine
Stelle als Meister in der Fayencefabrik anzuneh
men, schien der Madame Cyffle kein besonders
gutes Bild von Ottweiler entworfen zu haben,
so dass sie mit Tränen ihren Mann beschwor,
sie nicht in dieses Land zu führen, in dem sie
auf vieles verzichten müsse.
Dass das Ottweiler Unternehmen des Fürsten
florierte, bezeugt allein schon die Tatsache, dass
im Februar 1766 ein förmliches Verbot der Ein
fuhr von fremdem Porzellan und Fayence erlas
sen wurde. Angesichts des guten Ganges des
Werkes, in dem man noch im September 1767
Versuche mit neu gefundener heimischer Erde
machte, war man allgemein überrascht, dass
Pelleve plötzlich seine Stelle aufgab. Die wahren
Motive blieben unbekannt, und die Akten sagen,
dass ihm «irgendwelche niederträchtige oder
malitiöse Handlungen » nicht nachge^agt werden
konnten.