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Bild 11 Der Trierer DOM. Westteil. Rechts davon Liebfrauenkirche.
zwei Tempel, von denen wir
leider nur die Fundamente
kennen, noch erhalten wären.
Am sogenannten „Herrenbrün-
chen“, gegenüber dem Amphi
theater, stand der eine; unter
halb des „Balduinshäuschens“
außerhalb der Stadt, links der
Mosel, der andere. Der erstere
entstand, wie aus den Funda
menten zu schließen, im 2.
Jahrhundert n. Chr. und wird
dem Schutzgott der Treverer,
dem Mars, gewidmet gewesen
sein. Wie aus den Fundamen
ten der ihn umgebenden An
lagen ersichtlich, war der
zweite Tempel prachtvoller
und größer als der erstere.
Hier muß ein alter gallischer
Tempelbezirk gelegen haben,
wie aus der Auffindung von
Inschriften, Statuen und Al
tären hervorgeht. Auch ist
festgestellt, daß im 3. Jahr
hundert ein neuer Tempel aus
weißem Marmor an Stelle des
zuerst gebauten entstand, zur
Zeit, in welcher die einhei
mischen Treverer, von der
glänzenderen Architektur der Römer über
wältigt, ihren Göttern gleiche prunkvolle
Tempel bauten. So wird es auch bei diesem
Tempel gewesen sein. Es ist sogar als sicher
Bild 12 Tempel am Herrenbrännchen. Im Hinter
grund die römische Stadtmauer.
anzunehmen, daß sich hier im heiligen Hain
am Ausgang des Tales das National
heiligtum der Treverer befand, und
dies umso mehr, als die aufgefundenen In
schriften die Namen von verschiedenen Tre
verer Gauen enthalten. Dem Kriegs- und
Schutzgott der Treverer und seiner Gefährtin,
der gallischen Göttin Ancamna, wurde hier
geopfert bis zu der Zeit, in der sich die kel
tischen Völker im Moseltale der neuen christ
lichen Religion zuwandten.
Wie wir aus dem römischen Stadtplan Triers
ersehen, lagen außerhalb der Stadt den Heer-
und Handelsstraßen entlang und an den Berg
hängen ausgedehnte römische Gräberfelder,
die mit herrlichen Denkmälern für die Toten
geschmückt waren. Zahlreiche Funde solcher
Denkmäler mit reichen bildlichen Darstellun
gen sind im Laufe der Zeit gemacht worden.
Wir kennen sie, die römischen Grabbauten
rechts und links der Via Appia und jene be
rühmte Gräberstraße von Pompeji, ferner jene
Formen von Monumenten, Bildwerken auf
Sockeln oder schlanken Säulen oder ganze
Grabtempel, wie sie in den übrigen Teilen des
römischen Weltreiches heute noch zu finden
sind. Warum sollte es in der römischen Kai
serstadt Trier anders gewesen sein? —
Einsam liegt heute noch auf der Höhe des
Petersberges ein großer rätselhafter Hügel, im
Volksmund „Franzenknüppchen“ ge
nannt. In demselben sind Reste einer Ring
mauer und in der Mitte derselben ein starkes
Fundament festgestelit. Es wird Sich um ein
Rundgrab eines großen Römers handeln, der
Bild 13 Mutmaßlicher Bau des Marstempels am
Balduinshäuschen.