Full text: 1948 (0076)

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Bild 11 Der Trierer DOM. Westteil. Rechts davon Liebfrauenkirche. 
zwei Tempel, von denen wir 
leider nur die Fundamente 
kennen, noch erhalten wären. 
Am sogenannten „Herrenbrün- 
chen“, gegenüber dem Amphi 
theater, stand der eine; unter 
halb des „Balduinshäuschens“ 
außerhalb der Stadt, links der 
Mosel, der andere. Der erstere 
entstand, wie aus den Funda 
menten zu schließen, im 2. 
Jahrhundert n. Chr. und wird 
dem Schutzgott der Treverer, 
dem Mars, gewidmet gewesen 
sein. Wie aus den Fundamen 
ten der ihn umgebenden An 
lagen ersichtlich, war der 
zweite Tempel prachtvoller 
und größer als der erstere. 
Hier muß ein alter gallischer 
Tempelbezirk gelegen haben, 
wie aus der Auffindung von 
Inschriften, Statuen und Al 
tären hervorgeht. Auch ist 
festgestellt, daß im 3. Jahr 
hundert ein neuer Tempel aus 
weißem Marmor an Stelle des 
zuerst gebauten entstand, zur 
Zeit, in welcher die einhei 
mischen Treverer, von der 
glänzenderen Architektur der Römer über 
wältigt, ihren Göttern gleiche prunkvolle 
Tempel bauten. So wird es auch bei diesem 
Tempel gewesen sein. Es ist sogar als sicher 
Bild 12 Tempel am Herrenbrännchen. Im Hinter 
grund die römische Stadtmauer. 
anzunehmen, daß sich hier im heiligen Hain 
am Ausgang des Tales das National 
heiligtum der Treverer befand, und 
dies umso mehr, als die aufgefundenen In 
schriften die Namen von verschiedenen Tre 
verer Gauen enthalten. Dem Kriegs- und 
Schutzgott der Treverer und seiner Gefährtin, 
der gallischen Göttin Ancamna, wurde hier 
geopfert bis zu der Zeit, in der sich die kel 
tischen Völker im Moseltale der neuen christ 
lichen Religion zuwandten. 
Wie wir aus dem römischen Stadtplan Triers 
ersehen, lagen außerhalb der Stadt den Heer- 
und Handelsstraßen entlang und an den Berg 
hängen ausgedehnte römische Gräberfelder, 
die mit herrlichen Denkmälern für die Toten 
geschmückt waren. Zahlreiche Funde solcher 
Denkmäler mit reichen bildlichen Darstellun 
gen sind im Laufe der Zeit gemacht worden. 
Wir kennen sie, die römischen Grabbauten 
rechts und links der Via Appia und jene be 
rühmte Gräberstraße von Pompeji, ferner jene 
Formen von Monumenten, Bildwerken auf 
Sockeln oder schlanken Säulen oder ganze 
Grabtempel, wie sie in den übrigen Teilen des 
römischen Weltreiches heute noch zu finden 
sind. Warum sollte es in der römischen Kai 
serstadt Trier anders gewesen sein? — 
Einsam liegt heute noch auf der Höhe des 
Petersberges ein großer rätselhafter Hügel, im 
Volksmund „Franzenknüppchen“ ge 
nannt. In demselben sind Reste einer Ring 
mauer und in der Mitte derselben ein starkes 
Fundament festgestelit. Es wird Sich um ein 
Rundgrab eines großen Römers handeln, der 
Bild 13 Mutmaßlicher Bau des Marstempels am 
Balduinshäuschen.
	        
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