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Hafen, „Kohlrech“ später „Kohlwag“ genannt,
bereits im Jahre 1608 in Urkunden.
Alte vergilbte Akten berichten uns, daß um
1780 „Kohlenbauern“ in der Gegend des
Bauern- und Großwaldes bei Altenkessel auf
eigene Rechnung an dem Ausgehenden der
Flöze Kohlen schürften, wie denn aus diesen
Anfängen heraus allmählich der Saarbergbau
entstanden ist.
Ihrer Landesregierung — bis zum Jahre
1766 die Grafen von Püttlingen-Crechingen
und nach dieser Zeit die Fürsten von Nassau-
Saarbrücken, in deren Besitz die Herrschaft
Püttlingen-Crechingen durch Tausch über
gegangen war. — mußten diese „Kohlen
bauern“ eine bestimmte Abgabe an Kohlen
leisten (jeden 7. und jeden 18. Wagen).
Die Namen der beiden alten Gruben Bauem
und Großwald erscheinen als solche seit dem
Jahre 1742 und wurden auf dem Ausgehenden
der Flöze Beust, Heinrich und Karl betrieben.
Nach dem Vertrag des französischen Na
tionalkonvents vom 17. Februar 1793, durch
den die Grafschaft Püttlingen an Frankreich
angeschlossen und dem „Departement de la
Moselle“ zugeteilt wurde, betrieb die Ge
meinde Püttlingen die beiden genannten
Gruben und verpachtete sie an zwei Saar-
louiser Bürger, Koevenig und Beaumont. Zehn
Jahre später wurden die Gruben vom fran
zösischen Staat eingezogen und kurze Zeit
darauf an die Salinen von Dieuze verpachtet.
Die beiden Gruben hatten um das Jahr
1793 bei einer Belegschaft von zusammen
17 Bergleuten eine Jahresförderung von 15 637
Zentnern zu verzeichnen. Bis zum Jahre 1803,
als die Gruben vom französischen Staat ein
gezogen wurden, hatte die Förderung ständig
zugenommen. Grube Großwald kam an eine
Jahresförderung von über 105 000 Zentnern
und förderte aus 5 Förderstollen und 27 Ab
baustrecken.
Das Jahr 1815 brachte durch den zweiten
Pariser Frieden die Saargruben in preußischen
Besitz. Es erfolgte im Jahre 1821 der Anhieb
des Gerhardstollens im Bauernwald. Das
Mundloch dieses Stollens ist heute noch in
der Nähe der „Oekonomiegebäude“ zu sehen
Die Bauernwälder- und Großwalder Gruben
finden im Jahre 1830 erstmalig Erwähnung
unter der einheitlichen Bezeichnung „Grube
Gerhar d“, so genannt nach dem damaligen
Oberberghauptmann Gerhard. Um diese Zeit
betrug die Jahresförderung etwas über 30 000
Fuder (1 Fuder = 30 Zentner). Zwei Drittel
dieser Förderung gingen auf dem „Friede-
riken-Schienenweg“ zum Louisenthaler Hafen
zur Schiffsverladung.
Im Jahre 1837 wurde an der Saar bei
Louisentha] der heute 3,8 km lange Veltheim-
stollen angehauen, um die tiefer liegenden
Flözteile der Grube Gerhard aufzuschließen.
1852 erfolgte dann die Abteufung des Josefa-
Schachtes. Es war dies der erste Schacht im
Saarland mit rechteckigem Querschnitt.
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Die erste Dampflokomotive in Deutschland
Von jeher spielte der Transport der Kohlen
der alten Bauern- und Großwalder Gruben
wegen der großen Entfernung der Stollen und
Schächte von den Aufbereitungs- und Ver
ladeanlagen eine bedeutende Rolle.
Dies führte dazu, daß man bereits im Jahre
1816 gelegentlich der ersten Generalbefahrung
der saarländischen Gruben und Salinen
(Rilchingen) anordnete, die Handförderung
auf dem bis dahin hölzernen Gestänge durch
Dampflokomotivbeförderung auf eisernem
Gestänge zu ersetzen. Inzwischen war be
reits am 25. Juli 1814 Stephensons erste
Lokomotive „Travelling Engine“
(später My Lord“ getauft) über die krummen
Geleise der Killingworth-Kohlengruben in
England gekrochen.
Der Bau der Bahn, die eine Verbindung
mittels Dampfwagen zwischen Grube Bauern
wald und der Saar auf einem VU km langen
gußeisernen Schienenweg herstellen sollte,
wurde alsbald begonnen. In der Eisengießerei
Geislautern wurden inzwischen die Eisen
schienen hergestellt, die auf den aus schweren
Eichenbohlen erstehenden Geleisen befestigt
wurden.
Der Dampfwagen selbst wurde in der König
lichen Eisengießerei Berlin gebaut. Ein kleines
Modell wurde angefertigt und der „Königs
grube“ in Oberschlesien zur Probe über
wiesen.
Im August des Jahres 1818 war der Bau
des Dampfwagens endlich so weit, daß er auf
dem Hofe der Berliner Eisengießerei seine
erste Probefahrt bestehen konnte. Der Ber
liner Bericht über diese Probefahrt besagte,
daß die Lokomotive im zusammengesetzten
Zustand imstande war, „sich vor- und rück
wärts zu bewegen und gleichzeitig auf einer
hundert Fuß langen Strecke noch einen Wagen
mit 8000 Pfund Bomben nach sich zu ziehen“.
Um die Lokomotive in das Saargebiet zu
befördern, wurde sie in 174 Einzelstücke zer
legt und in 8 Kisten im Gewicht von
8740 kg zum Versand gebracht. Die damaligen
Verkehrsverhältnisse zwangen dazu, den
Transport auf dem Wasserweg auszuführen,
und zwar über Hamburg, Amsterdam, Köln,
Koblenz und Trier bis nach Geislautern, wo
er am 4 Febuar 1819 eintraf. Er hatte genau
4 Monate und 13 Tage gedauert. An Fracht
kosten auf der Saar waren 586,60 Fr. ent
standen, die an den Saarschiffer Erpel gezahlt
wurden.
Von Berlin waren weder ein Monteur noch
Zeichnungen gesandt worden, so daß die
unverzüglich begonnene Zusammensetzung
der Lokomotive eine sehr schwierige Aufgabe
war.
In alten Akten, die leider heute nicht mehr
aufzufinden sind, sah der Verfasser dieser Be
schreibung einst u. a. eine alte Rechnung, die
besagte, daß zum Dichten des Kessels und
der Zylinder verbraucht wurden: 1 Pfund
Hanf, 2 Stück Käse, 2‘/s Pfund öl, 6 Ellen
Leinwand, 15 Pfund Kitt, ein Kübel Rinds