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us der Geschichte des
Saarbergbaues
Die alte Grube Geislautern
Von Hans Körner, Saarbrücken.
Wir beginnen hier mit der Geschichte
einer der ältesten Gruben an der Saar, der
alten ehrwürdigen Muttergrube der heutigen
Grube Velsen.
Der ältesten Eisenhütte des Saarlandes in
Geislautern wurde in einer Belehnungs
urkunde vom 29. Dezember 1572 durch den
Saarbrücker Grafen Johann IV. das Recht
eingeräumt, „Steinkohlen suchen und graben
zu lassen.“ Damit ist das Vorkommen von
Steinkohlen in der Geislautemer Gegend zum
ersten Male urkundlich erwähnt. Von dem
Bestehen der Eisenhütte Geislautern bis zum
Jahre 1874 zeugt heute nur noch der im
Jahre 1750 erbaute Hüttenwerkskanal, der
sogenannte „Hammergraben“, der zwischen
Geislautern und Großrosseln am „Rotweg“
entlang verläuft.
Unter dem Nassau - Saarbrücker Fürsten
Wilhelm Heinrich (1740—1768) erhielt die Kohle
ihre Bedeutung für das gesamte Wirtschafts
leben an der Saar. Es begann ein regelrechter
bergmännischer Abbau der schwarzen Dia
manten. Im Jahre 1752 nahm der lurst iur
sich allein das Bergbauregal in Anspruch
und stellte fast alle damaligen privaten
Kohlengruben unter landesherrliche Verwal
tung. Aus den „Bergmannsbauern“ von ehe
mals waren „fürstliche Knappen“ geworden,
die wohl lieber das alte gemütliche Schürfen
an dem Ausgehenden der Flöze auf eigene
Rechnung weitergeführt hätten.
Bereits in einem Kaufvertrag vom 15. Fe
bruar 1751 werden zwei Geislautemer „Kohlen
gruben“ erwähnt, die durch Kauf an die
Grafschaft Saarbrücken fielen. Es handelt
sich bei diesen „Kohlengruben“ um Stollen,
die von dem Tal der Rossel in die zutage
tretenden Kohlenflöze des mittleren und
oberen Karbons getrieben waren. Erst 20 Jahre
später wurde der Betrieb in diesen zwei
Stollen mit 7 Arbeitern eröffnet. Aus alten
vergilbten Aufzeichnungen ergibt sich für das
Jahr 1779 eine Förderung von 627 Fuder
(1 Fuder = 1500, kg), 1785 = 687 Fuder.
Bis zum Jahre 1793, dem Ende der landes
herrlichen Verwaltung, als im Mai Saar
brückens letzter Fürst Ludwig vor den fran
zösischen Freiheitsheeren flüchtete, um sein
Land nicht mehr wiederzusehen, trat eine
Vermehrung der Belegschaft und damit eine
wesentliche Erhöhung der Förderung kaum
ein. Aus alten Aufzeichnungen ist festgestellt,
daß im Jahre der Flucht des letzten Fürsten
in den damals 45 fürstlichen Kohlengruben
nur 141 Bergarbeiter beschäftigt waren.
Napoleon I. mochte von der Zukunft der
Saargruben viel erwartet haben, denn er gab
im Jahre 1807 den Befehl, in Geislautern die
zweite Bergschule für Frankreich nach dem
Muster der für den Erzbergbau in Pesey im
Departement Mont Blanc seit 1802 bestehen
den ersten Bergschule zu errichten. Mit dem
Bau derselben wurde im Jahre 1809 begonnen
und als Direktor der Bergwerks-Ingenieur
Duhamel ernannt. Der bis zum Jahre 1815
fertigestelte erste Flügel des geplanten
schloßartigen Gebäudes wird heute noch im
Volksmund das „Schloß“ genannt.
Leiter der Bergschule Geislautern, wie
Duhamel, Beaunier und Calmelet,
stellten als erste wissenschaftlich den Kohlen
reichtum der Saargruben fest. Ihre Ver
messungen dienten u. a. späteren Nachfor
schungen als Anhaltspunkte. Der Kohlen
reichtum der Saargruben ist — nebenbei be
merkt — heute noch auf etwa 12 Milliarden
Tonnen geschätzt, so daß die Gruben, wenn
die vor dem Kriege erreichte Förderung an
hält, erst in 1000 Jahren zum Erliegen kämen.
Mit dem zweiten Pariser Frieden von 1815
kamen die Saargruben in preußischen Staats
besitz.
Die alte Grube Geislautern baute aus
schließlich auf den hangenden Flammkohlen-
flözen Otto, Emil, Aivensleben, Bülow und
Schuckmann, davon auf Flöz Bülow bis 1,60 m
Kohle. Das Feld von zirka 3 km Längen
ausdehnung war nördlich und nordwestlich
begrenzt von dem Konzessionsfeld der ein-