Full text: 1948 (0076)

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schmutzigen Holznapf, reinigte ihn sorgfältig 
an der nahen Quelle und schöpfte Wasser für 
die fiebernde Kranke. 
4* 
Tags darauf erwachte der Hartberger beim 
ersten Vogelruf. Der Wald lag noch im Schlaf. 
Sein heißer Atem dampfte und roch wie 
Weihrauch. 
Die Gedanken des Bauern 
begannen wieder um die 
Fremde zu kreisen, aber er 
verscheuchte sie wie lästige 
Fliegen und schnitzte den halb 
fertigen „Strähl“ zu Ende. Als 
er aber den Holzkamm in sei- 
aen Bart senkte, brachte er 
nichts zuwege. 
Da schärfte er den rostigen 
Dolch auf einem Sandstein, 
wickelte die Bartsträhnen um 
die Finger und schnitt sie ab. 
Damit noch nicht zufrieden, 
eilte er zur Quelle, staute ihr 
Wasser, füllte die Hände mit 
körnigem Sand und wusch sich 
so lange, bis er über die Helle 
seiner Haut erstaunte. 
Und eigenartig, nachdem er 
seinen Kopf bis an die Schul 
tern ins Wasser getaucht und ein frisches 
Hemd übergeworfen hatte, kam er sich vor 
wie neu erschaffen. 
Dem neuen Gefühl entsprang die Lust nach 
verstärkter Tätigkeit. Er eilte zunächst hinter 
eine Rasenwand und melkte die Kuh, die er 
tm Frühjahr aus einem Troßlager entwendete. 
Den Zuber mit Milch setzte er neben die 
ftetzt ruhig schlafende Frau und streifte ihr 
»leiches Gesicht mit einem verlegenen Lächeln. 
Dann ergriff er eine Hacke, schleifte den 
kniehohen Dung aus dem Notstall und strie 
gelte die Kuh mit dem geschnitzten Kamm. 
Als sie ihm dankbar die Hand leckte und 
ihren Hals an seiner Schulter rieb, lachte er 
auf und kraute ihr den Kopf. Nachdem er 
noch ihren Schwanz gestümpft, führte er sie 
hinaus auf einen grasbestandenen „Unnert“ 
und ließ sie weiden. Dann verschwand er im 
Walde und kehrte nach einer Stunde mit einer 
gewaltigen Graslast zurück, die er zum Trock 
nen ausbreitete. 
Nach acht Tagen aber hatte er einen schma 
len Streifen Land gerodet und gesät, und al« 
er sich vor die Trümmer einer notdürftig zu 
sammengeflickten Egge spannte, trat das Weib 
unerwartet an seine Seite und sagte: „Laß 
mich helfen“. 
„Scher dich fort, davon verstehst du nichts!' 
fuhr er es an. Aber das Mädchen schlang di* 
Hände noch fester um den Ziehstrang. 
„Weibsbild, denk an die Wunde, die ick dii 
zufügte!“ 
Da sah sie ihn an mit einem Blick, der ihm 
das Blut in die Schläfen trieb, und er stapft« 
neben ihr her, so einträchtig und duldsam, ah 
sei sie immer an seiner Seite geschritten. 
„Sieh, da steht die Kuh und wundert sicfe 
über zwei, die ihre Arbeit leisten!“ rief da« 
Mädchen am Ende des Ackerstreifens, und 
ihr runder Arm deutete nach dem Walde. 
„Ach ja, aber du warst mir eine gute Ge 
fährtin“, lobte da der Hartberger und drückte 
den Arm der Ziehenden. Seit jenem Abend 
hausten sie gemeinsam in der Hütte und teil 
ten den Tisch und das Lager. Als dann wirk 
lich der Friede kam, fanden sie einen Priester, 
der den Ehebund segnete, und bald wuchi 
die neue Hofstatt aus den Trümmern Da« 
Weib aber gebar kräftige Kinder, die wieder 
Bauern wurden und die verwüstete Erde vom 
Fluch des Krieges erlösten.
	        
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