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„es ist sie wohl, zwei Buchstaben P und T
sind in das Gehäuse gemeißelt, Peter Tüll
heißt das“. Er machte eine Pause. Still wie in
einem nachtdunklen Gotteshause war es jetzt,
als er tortfuhr: „Er war ein tüchtiger Berg
mann und guter Kamerad, Ihr Vater, ich
habe ihn gut gekannt. Ortsältester war er ja
hier. O, ich entsinne mich noch genau, als
solcher hatte er sein Gezähe stets mit seinem
Namen gezeichnet. Ja, ja, halten Sie diese
Picke Ihres Vaters in Ehren, es ist sie...“. Er
reichte Peter Tülls Sohn die Hand, der alte
Fahrsteiger, der vor einem Menschenalter
schon hier befuhr.
Jakob Tüll vermeinte die Hand seines
Vaters zu verspüren, so warm und besorgt
war ja ihr Druck, und er flüsterte: „...ein
tüchtiger Bergmann und guter Kamerad war
er...“, während die Kameraden ergriffen und
lautlos dastanden. Auf einmal sprach er laut:
„Ein tüchtiger Bergmann und guter Kamerad
war er; die Mutter, ja die sagte es schon
immer. Daß ich sein Grab nicht fand und ihn
selber nicht gekannt, tut nichts. Aber glück
lich bin ich jetzt, dies alles heute morgeD
hier gefunden und gehört zu haben ... “
Wie er so dastand im Schweißkittel, auf
dem die muskulösen Arme hervorlugten, bar
häuptig und des toten Vaters alte Schräm
picke in der Faust, schien er ein König der
Tiefe, der in Wahrheit aber zugleich auch der
Herr der Erde über sich ist, weil er alle Tage
für die Menschheit ihre Tiefe mißt.
Und Jakob Tüll trug am Schichtende seine*
Vaters Picke wie einen gefundenen Schatz
heim in sein zierliches Bergmannshäuslein.
Neben dem alten rostigen Fäustel des Ur
ahnen fand sie auf dem Speicher ihren Ruhe
platz unter Pulverblechen, Halmbüchsen und
Kohlenschaufeln des Vaters. Dieses berg
männische längst aus der Mode gekommene
Werkzeug gedenkt er ja zu hüten als köst
liches Vermächtnis.
Rauchen - streng verboten!
Für einen leidenschaftlichen Raucher mag
as heute nicht immer leicht sein, von irgend
woher und irgendwie sich sein Päckchen Zi
garetten oder Tabak zu beschaffen. Er stöhnt
und jammert weidlich darüber, aber was hätte
er erst gesagt, wenn er vor 200 Jahren ge
lebt hätte!
Es gab einmal eine Zeit, fast wie ein
Märchen beginnt es, in der man nicht rauchte
und den blauen Dunst nicht kannte. Hören
Sie seine Geschichte! Der französische Diplo
mat Jean Nicot wurde um 1560 an den portu
giesischen Hof als Gesandter entsandt. Um
seiner Herrscherin, der Katharina von Medici,
zu gefallen, schickte er nach Frankreich
einige Tabakpflanzen, die er in Lissabon
kennengelernt hatte. Aber man wußte noch
nichts Rechtes damit anzufangen. Die Königin
schnupfte wohl einige Male, man nannte da
her auch die Pflanze „Mediciöe“ oder das
„Gra3 der Königin“, aber es dauerte noch
einige Zeit, bis sich der Brauch des Schnup
fens und Rauchens verallgemeinerte. Dies
blieb dem englischen Seemann Walter Ra-
leigh, ebenfalls Diplomat, Vorbehalten. Auf
einer seiner Reisen lernte er die Zigarre
kennen, es war gegen 1600, und er schrieb
nach England: „Das ist eine gar seltsame
Pflanze, deren Blätter, zusammengerollt, den
Menschen Freude gibt und sie von ihren
Sorgen ablenkt.“ Sir Walter Raleigh hätte
allerdings ein anderes Los verdient als ihm
zuteil wurde. Ob wirklich die Rivalität zwi
schen den beiden Königinnen Maria Stuart
und Elisabeth den Ausschlag gab, so wie
Schiller es beschrieb, wissen wir nicht; eins
aber ist sicher, daß Sir Walter Raleigh, nach
dem er lange Zeit der Günstling Elisabeths
war, 1618 vom englischen Hofe verbannt
wurde. Eigentlich hätte man ihm zu Ehren
die Tabakpflanze Raleighpflanze nennen müs
sen, aber die Menschen sind undankbar, und
sie haben den Namen einer kleinen Insel auf
den Antillen oder einer mexikanischen Stadl
— niemand weiß es genau — vorgezogen.
Die Herrscher sämtlicher Nationen waren
garnicht einverstanden mit der neuen Leiden
schaft ihrer Untertanen. Ludwig XIII. ver
bot den Verkauf des Tabaks in Frankreich,
Jakob 1. von England stellte die schlimmsten
Strafen in Aussicht, ein Sultan und ein Groß
herzog von Moskau entschlossen sich zu noch
drakonischeren Maßnahmen: sie kündigten an.
jedem, der rauche oder eine Prise nehme,
würde die Nase abgeschnitten; Papst Ur
ban VIII. erließ eine päpstliche Bulle gegen
die Raucher, exkommunizierte sie und drohte
mit der „Einziehung sämtlicher Tabaksdosen,
die man in den geheiligten Räumen sähe odeT
fände.“ In der Türkei stieß man den ersten
Rauchern ganz einfach die Pfeife durch die
Nase. Aber die Moralisten mochten soviel
reden wie sie wollten gegen das „höllische
Kraut“ — immer größer wurde die Anhänger
schaft — und eines Tages entdeckten die
Regierungen, welche ergiebige Finanzquelle
der Tabak sei. Man begann ihn hoch zu be
steuern, und in verschiedenen Ländern wurde
der Verkauf sogar Staatsmonopol. England
begann damit im Jahre 1624, Frankreich
folgte 1674.
Bis etwa um 1830 nahm man eine „Prise“
aus der Tabaksdose oder dem Tabaksbeutel
Dann wurde die Tabaksdose entthront durch
die „Zigarre“. George Sand sagte von ihr,
daß sie „zu einem eleganten und untätigen
Leben unentbehrlich sei“. Nach dem Krim
krieg wurde dann in Europa durch die rus
sischen Soldaten die Zigarette verbreitet. Sie
waren die ersten, die den Tabak in kleine
Stückchen Papier einrollten und behaglich
rauchten.
Was wäre heute die Welt, wenn man ta
trüben und schönen Stunden den blauen
Rauch nicht hättel M. A. T.