Full text: 1948 (0076)

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drei saarländische JSergmannserzählangen 
Von Hans B r e i n i g , Püttlingen. 
Ber g vn a n i) *b I u t 
chon meine Ur 
großväter, welche 
vor über 100 Jah 
ren im alten Bau 
ernwaldstollen im 
Frommersbachtale 
Kohlen gruben, 
hatten Bergmanns 
blut in den Adern. 
Woher kam dies 
nur, wo doch die 
Väter keine Berg- 
mfinner, sondern Bauern waren? Ich glaube 
so: Es pflanzte sich allmählich in sie hinein 
und zwar unbewußt, wie der Bergbau unserer 
Heimat von Anfang an mit ihnen wuchs. Miß 
ernten, Not, Teuerung und Kriegszeit zwangen 
die Vorfahren, sich heimlich in den einsamen 
Wäldern auf primitivste Art ihre Hausbrand 
kohlen in den hier an die Tagesoberfläche 
tretenden Flözen zu schürfen. Kleine Stollen 
wuchsen überall planlos in die Hänge des 
Tales. Senkrechte Grablöcher gähnten ver 
borgen im Gestrüpp. Von Altenkessel stand 
noch nichts. Nur einsam rauschende, viel 
hundertjährige Eichen und Buchen bestanden 
die Hänge. Die rechtmäßigen Inhaber dieser 
Kohlengerechtsame waren die Nassau-Saar 
brücker. Nur selten verirrte sich einmal einer 
ihrer Jagd- oder Waldhüter hierher. Da wuß 
ten sich unsere Ahnen gut zu verbergen. Es 
ist nicht bekannt, daß die Nassau-Saarbrücker 
jemals ernsthafte Repressalien gegen die 
„Bauernbergleute“ unternommen hätten. Die 
Fürsten ließen sich im Gegenteil jedoch bald 
selber von den Püttlinger Bauern Kohlen 
graben Da arbeiteten meine Ahnen gegen ge 
ringen Lorm und bebauten ihre Felder daheim 
noch nach uie vor mit So entstand die alte 
Grube Bauernwald bei Altenkessel, benannt 
nach denen, die schon jahrzehntelang vorher 
ihre Kohlen gruben, die Püttlinger Bauern. 
Noch heute steht der alte Bauernwaldstollen 
stumm und ein.' m im Walde, mittelbar an 
der Straße Luisenthal-Altenkessel-Püttlingen, 
die durchs l al des Frommersbaches führt. Er 
ist ein ernster Zeuge jener ersten bergmän 
nischen Tätigkeil in unserer Heimat. Unbe 
deutendere namenlos gewordene Brüder von 
Ihm stehen verschüttet oder mit zugemauer 
tem Mundloch in nächster Nähe. — In all 
diesen Stollen des Bauernwaldes haben meine 
Väter gewerkt und gehämmert, geschaufelt 
und gepickelt, gezimmert und genagelt, lange 
ehe ich war ... Voll Ehrfurcht gehe ich immer 
an ihm vorbei im Gedenken an sie, die mir 
ihr Bergmanns- und Bauemblut vererbten 
Schicksalhaft und schwer, verpflichtend una 
befehlend kreist solch Blut in des Nachfahren 
Adern. Viel hat der Stollen schon von den 
Vorfahren an Opfern gefordert und auch er 
halten. Ich weiß nur zu gut, daß der Urgroß 
vater von der Mutter als zwanzigjähriger 
Bauernsohn dem Vater vom Pfluge fortlief in 
den Berg. Tagtäglich ging er hinein, nicht 
wie seine Väter nur ab und zu einmal, son 
dern regelmäßig lebenslang. Zwölf Stunden 
alle Tage, und schleppen mußte er die schwar 
zen Diamanten in Tragkörben oder Kästen 
hinaus ans Tageslicht bei heute gar nicht 
mehr zu vergleichendem Lohn. Schweiß 
dampfend und verrußt mit blutigen Händen 
und bläulich zerschundenem Rücken, so tat er 
seine harte, selber gewollte Pflicht. Er, der 
doch hätte daheim bei seinem noch mit reich 
lich Land versehenem Vater bleiben können. 
Ein unbekanntes aber weit in die Zukunft 
leuchtendes Etwas zog auch ihn in die Grube. 
Nicht nur das Geld oder scheinbare Not 
trieben ihn in den Berg, sondern das nun 
schon fordernde Bergmannsblut. Später trug 
man ihn dann schwer verbrannt heraus. 
Schlagende Wetter hatten ihn übel zugerich 
tet. Und auch danach ging er noch 20 Jahre 
in die Grube. Erst in seinen alten Tagen 
widmete er sich wieder voll der Ackererde. 
So tat auch sein Sohn, der Vater meiner 
Mutter. Und als dieser aus dem Kriege 1870 
gesund wiederkehrte, entließ ihn der alte 
Stollen auf die neuangelegten modernen Vik 
toriaschächte. 
Auch der Urgroßvater väterlicherseits war 
wohlhabender Bauern Sohn. Trotz des Vaters 
Schelten lief er in den Bauernwaldstollen. So 
viele Bauernsöhne taten es ja auch Und zu 
oft hatte der Alte einst den kleinen Peter 
mitgenommen dorthin zum verbotenen Kohlen 
schürfen. Seither hatte der Berg den Buben
	        
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