Full text: 1948 (0076)

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hacken . . . darüber kam er in Schweiß, der 
rann nur so an ihm herunter; er wollte den 
Rock ausziehen, riß und zerrte daran, doch 
es gelang ihm einfach nicht. 
„Ja ja“, hörte er die Frau sticheln, „wer 
säuft, muß schwitzen!“ 
Plötzlich wachte er auf. In seine Augen 
stürzte es rot, er hörte ein Knistern und 
Knacken. Der Meiler brannte! Er wankte 
hoch, suchte die Schippe. Es ist nicht meine 
Schuld, Michaely, ich kann wahrhaftig nichts 
dafür, so schrie es in seinem Innern. 
Lorson kam aus der Hütte und lief vor dem 
lodernden Brand auf und ab, klein und ge 
duckt im Kampf. Er lud Erde auf die Schau 
fel, warf sie in die Flammen. Er füllte und 
warf, immerzu, immerzu. Aber das Feuer 
fraß weiter. Karrenschmidt wühlte mit den 
Händen im Boden, kratzte, scharrte und 
grapste die feuchte Walderde und warf sie in 
die Glut. Michaely saß aufrecht auf seinem 
Lager, das Rot der Flammen huscherte über 
sein starres Gesicht. Dann sprang er tau 
melnd auf, rannte an Karrenschmidt vor 
über und suchte Lorson. Die frei lohende 
Flamme sank allmählich nieder, der Meiler 
lag verglühend im Rund, die Luft zitterte 
rot über der züngelnden Glut. 
Da sagte Michaely zu Lorson: „Komm, 
Lorson, komm, steh auf, laßt uns den lieder 
lichen Hund da totschlagen! 4 Und Lorson 
stand vom Boden auf und griff zur Axt. 
Aber Karrenschmidt lief, was ihn die Beine 
trugen. 
Martha sah ihn eines Tages in der Stadt: 
er führte ein kleines Gespann von Straße zu 
Straße, worin er die Mülleimer entleerte. 
Gesicht und Kleider waren grau vor Asche, 
und mager war er wie ein alter Gaul. Da 
wandte sie sich ab; sie schämte sich ihres 
Vaters. 
Und doch fühlte sie Mitleid 
mit ihm; es drückte ihr fast 
das Herz ab. Vielleicht hatte die 
Mutter ihn nicht immer rich 
tig angepackt. Sie erinnerte sich 
ih'res harten, abweisenden Ge 
sichts und hörte ihre spitzen 
Worte, die einem mit ihren vie 
len kleinen Stichen das Herz 
aufritzen konnten. In der Tiefe 
seines Wesens war er ein guter 
Mensch, und etwas in ihm hatte 
stets darauf gewartet, daß es 
seinen richtigen Platz bekam. 
Aber bei der Unverträglichkeit 
und Härte der Mutter hatte er 
es an fremde Menschen ver 
schwendet. 
Sie gedachte voll Wehmut der 
Zeit, da sie noch alle beieinan 
der waren: der Vater, die Mut 
ter, die kleinen Geschwister. Es 
war trotz allem für sie eine 
schöne und vollends eine saubere 
Zeit gewesen. Jetzt wurde sie 
das Gefühl des Ekels vor den 
Häßlichkeiten des Lebens nie los. 
Sie wollte heim. Und eines 
Tages faßte sie einen Entschluß. 
Der Bergrat hörte sich das lebhafte, kind 
liche Geplapper des Mädchens an, das blaß 
und mager vor ihm saß und ihm bisweilen 
wie ein Kind, dann wieder wie eine Frau 
vorkam. Von seiner kleinen Stupsnase bis zu 
den Mundwinkeln gruben sich zwei Falten 
ein. 
Er möge doch einsehen, daß der Vater 
sonst zugrunde ginge. Ein erbärmliches, 
freudloses Leben ohne Frau und Kinder! Ein 
Leben, wie an den Haaren geschleift. Gewiß, 
der Vater habe gefehlt, aber dafür sei er be 
straft worden. Jetzt habe er wirklich den 
Vorsatz, ein redlicheres Leben zu führen, 
dafür verbürge sie sich, jawohl. Sie nahm 
das Schnupftuch aus ihrem roten Handtäsch 
chen und wischte sich über die Augen. 
Sie sagte: „Und vorgestern, Herr Bergrat, 
haben wir eine Wohnung hier gemietet, so 
fest glaubt mein Vater daran, daß er wieder 
angelegt wird. Aber nach allem, was er ge 
tan hat, fehlt ihm jetzt der Mut, zu Ihnen 
zu kommen. Er sagte: Ich weiß, Martha, daß 
sie Leute suchen, und unsereiner ist ja Berg 
mann; der Großvater ist es schon gewesen; 
unsereiner könnte schaffen. Unser Herr Berg 
rat hat ein gutes Herz; wenn es auf den an 
käme, legten sie mich wieder an. Aber zu 
dem wird der Karrenschmidt Nickel nicht 
mehr vorgelassen, weil er doch ein bestraf 
ter Mann ist. So hat er gesagt, und da ist 
mir der Gedanke gekommen, du probierst es 
einmal; mehr wie fortschicken können sie 
dich nicht. Vater weiß von allem nichts. Er 
tut mir ja so leid, jetzt hat er den guten 
Willen, nur keine Arbeit. Und man kann ja 
auch einen Menschen nicht ewig strafen. Er 
fährt als Aschenfuhrmann in der Stadt. Aber 
so will ihn die Mutter nicht. Wir haben eine 
kleine Wohnung gemietet. Nur noch die Mö 
bel. Wenn die Mutter kommt, bringt sie einen
	        
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