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Luft. Ja, Luft! — Nach Luft schnappend stieg
ich einige Dutzend Leitern wieder in die Höhe,
und mein Steiger führte mich durch einen
schmalen, sehr langen, in den Berg gehauenen
Gang nach der Grube Dorothea. Hier ist es
luftiger und frischer, und die Leitern sind
reiner, aber auch länger und steiler als in der
Karolina. Hier wurde mir auch besser zumute,
besonders da ich wieder Spuren lebendiger
Menschen gewahrte. In der Tiefe zeigten sich
nämlich wandelnde Schimmer; Bergleute mit
ihren Grubenlichtern kamen allmählich in die
Höhe mit dem Gruße „Glückauf!“, und mit
demselben Widergruße von unserer Seite stie
gen sie an uns vorüber; und wie eine be
freundet ruhige, und doch zugleich quälend
rätselhafte Erinnerung trafen mich mit ihrem
tiefsinnig klaren Blick die ernst-frommen,
etwas blassen und vom Grubenlicht geheim
nisvoll beleuchteten Gesichter dieser jungen
und alten Männer, die in ihren dunklen, ein
samen Bergschächten den ganzen Tag ge
arbeitet hatten, und sich jetzt hinauf sehnten
nach dem lieben Tageslicht und nach den
Augen von Weib und Kind.
Still und sicher hatte uns jetzt das kleine
Grubenlicht ohne viel Geflacker geleitet durch
das Labyrinth der Schächte und Stollen; wir
stiegen hervor aus der dumpfigen Bergnacht,
das Sonnenlicht strahlte. — Glückauf! —
Fischbach, evangelische Kirche
(Phot. Max Wentz, Saarbrücken)